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Unglücke beim Vielseitigkeitsreiten

Verantwortliche ziehen Lehren aus den Todesfällen

Warendorf

Unfälle, sogar mit Todesfolge, warfen in den vergangenen Monaten einen Schatten auf die Vielseitigkeitswettbewerbe. Nun hat sich die Reiterliche Vereinigung einige Neuerungen einfallen lassen, um den Sport sicherer zu machen. Gleichzeitig wagt Bundestrainer Hans Melzer einen EM-Ausblick.

Michael Schulte

Ingrid Klimke, hier mit Hale Bob, steht für die schönen Seiten der Vielseitigkeit. In den vergangenen Monaten häuften sich allerdings die Negativmeldungen bei den Buschreitern, weshalb die FN nun ein neues Sicherheitskonzept erstellt hat.
Ingrid Klimke, hier mit Hale Bob, steht für die schönen Seiten der Vielseitigkeit. In den vergangenen Monaten häuften sich allerdings die Negativmeldungen bei den Buschreitern, weshalb die FN nun ein neues Sicherheitskonzept erstellt hat. Foto: dpa

Mit den Erfolgen im Reitsport kann jeder gut leben, an die Unfälle sollte sich niemand gewöhnen. Das gilt speziell für die Vielseitigkeit, auf der ein besonderer Schatten liegt, weil es da zuletzt wieder zu tödlichen Unfällen gekommen ist. Daher hat sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) in Warendorf schon vor zwei Jahren an die Arbeit gemacht, um das Risiko bei den Buschreitern auf ein Minimum zu reduzieren.

Erste Ergebnisse

„Task Force“ heißt in solchen Fällen die Vorgehensweise, also möglichst viele Fachleute an einen Tisch. Am Mittwoch gab es die Ergebnisse: In Kurzform sehen die so aus: Verkürzung der Geländestrecke, Verschärfung der Qualifikationskriterien und des Reglements sowie Verbesserung der Ausbildung von Reiter und Pferd. Die starren Hindernisse könnten teilweise durch deformierbare Sprünge ersetzt werden, die das Risiko für die Paare mindern sollen. Die ersten Prototypen stellte Parcoursbauer Rüdiger Schwarz vor. Jetzt bedarf es noch der praktischen Erprobung und eines Zertifikats, damit die Hindernisse in die Produktion gehen können.

Versorgung verbesserungswürdig

DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler erläuterte, dass sich die Deutschen nicht in die Vorreiterrolle drängen, sondern den Weltverband FEI gerne mit ins Boot nehmen möchten. „Sollte uns das allerdings nicht gelingen, werden wir die erarbeiteten Vorschläge dennoch in Deutschland in Anwendung bringen.“ Das gilt auch für die ärztliche Versorgung für Mensch und Tier, die selbst bei kleinsten Turnieren unbedingt verbesserungswürdig sei. Das alles lässt sich nicht aus der Portokasse finanzieren, so greift die frisch gegründete „Stiftung deutscher Spitzenpferdesport“ unterstützend ein.

Der Bundestrainer Hans Melzer kann sich mit allen Vorschlägen bestens anfreunden. „Wir wollen sicheren Sport. Das steht an erster Stelle. Darüber hinaus möchten wir wie in der Vergangenheit erfolgreich sein.“

In der Favoritenrolle

Das soll auch für die kommende Europameisterschaft gelten, die in England stattfindet und die Deutschen erneut in der Favoritenrolle sieht. Melzer: „Alle Spitzenpaare haben den Start in die Freiluftsaison bestens hinter sich gebracht und sind schon richtig gut drauf.“ Neue Namen im Championatskader tauchen nicht auf, so setzt Melzer auf seine bewährten Kräfte. Mit dabei sind natürlich die Münsteranerin Ingrid Klimke, Bettina Hoy (Rheine) und Andreas Ostholt (Warendorf).

Den Austragungsort findet Melzer bedauerlich. Das geht nicht gegen die Briten, vielmehr möchten auch die Buschreiter Teil der großen EM sein, die im August für alle anderen Disziplinen in Aachen stattfindet.

Kein Lamentieren

„Wenn schon mal eine EM in Deutschland steigt, dann wollen halt alle dabei sein“, so Melzers durchaus verständlicher Wunsch. Aber weil das nicht zu ändern ist, wird nicht länger lamentiert. „Wir werden jetzt die Ärmel aufkrempeln und an die Arbeit gehen.“ An schweren Prüfungen sollten sich die Paare beteiligen und können da zwischen Badminton, Kentucky und Luhmühlen wählen, ehe nach dem Nationenpreis in Aachen das EM-Team nominiert wird.