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Anschlag auf „Pferdeschänder“? Mann könnte Opfer von Selbstjustiz geworden sein

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Sexuell missbraucht: Eine Stute auf einem Espenauer Hof wurde von einem Pferdeschänder misshandelt. Möglicherweise wurde er nun Opfer eines Anschlags. Unser Foto zeigt eine Stute in einer Pferdebox im Gestüt in Ganschow (Mecklenburg-Vorpommern). Foto: dpa
Sexuell missbraucht: Eine Stute auf einem Espenauer Hof wurde von einem Pferdeschänder misshandelt. Möglicherweise wurde er nun Opfer eines Anschlags. Unser Foto zeigt eine Stute in einer Pferdebox im Gestüt in Ganschow (Mecklenburg-Vorpommern). Foto: dpa © -

Espenau. Auf einem Espenauer Hof hat sich ein Mann an Pferden vergangen. Nun soll der 51-Jährige schwer verletzt auf der Straße gefunden worden sein.

Die Polizei will weder bestätigen noch dementieren, ob es sich bei dem Opfer um den mutmaßlichen Pferdeschänder handelt.

Ein Fall von mutmaßlicher Selbstjustiz sorgt derzeit in Espenau für Aufsehen. Am Abend des 11. Juni hatten Passanten einen schwer verletzten Mann auf dem Gehweg der Hermann-Gmeiner-Straße im Espenauer Ortsteil Mönchehof gefunden (wir berichteten). Nach Angaben der Polizei war er nicht ansprechbar, blutete stark aus der Nase und hatte blutunterlaufene Schwellungen am Kopf.

Schwere Körperverletzung 

Eine Untersuchung im Rettungswagen ergab einer ersten Polizeimeldung zufolge, dass der 51-Jährige von einem oder mehreren unbekannten Tätern zusammengeschlagen worden war. Dabei wurde ihm auch das Nasenbein gebrochen. Die Beamten leiteten Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung ein.

Nach HNA-Informationen soll es sich bei dem verletzten Mann um den 51-Jährigen aus dem Espenauer Ortsteil Hohenkirchen handeln, der unter Verdacht steht, sich am 28. März auf einem Espenauer Hof sexuell an Pferden vergangen zu haben. Die Polizei will diese Information weder bestätigen noch dementieren.

Damals hatte der Pferdezüchter Heiko Missal auf einer Videoaufnahme einen Mann entdeckt, der sich an einer seiner Stuten verging und sich dabei selbst befriedigte. Die Aufnahme entstand mit einer Videokamera, die zur Beobachtung von trächtigen Tieren montiert worden war. Zuvor hatte eine Reitschülerin den Mann aus dem Stall laufen sehen. In einem anderen Stall, in dem zwei Wallache und zwei Stuten untergebracht waren, entdeckte der Züchter zudem Blutspuren. Die misshandelte Stute musste tierärztlich behandelt werden.

Die Gerüchte, dass es sich bei dem Opfer der Körperverletzung und dem mutmaßlichen Täter, der seither als „Pferdeschänder“ bezeichnet wird, um ein und dieselbe Person handeln soll, sind auch Heiko Missal zu Ohren gekommen. Im Dorf gebe es allerhand Mutmaßungen über Tat und Täter, so der Pferdezüchter. Es werde spekuliert, dass es sich um einen Fall von Selbstjustiz handle.

Gestern meldete die Polizei, dass inzwischen der Verdacht des versuchten Totschlags im Raum steht. Der 51-Jährige sei so schwer verletzt worden, dass er sich bislang noch nicht zu den Geschehnissen habe äußern können, lässt Polizeisprecher Torsten Werner in einer Mitteilung wissen. „Sobald es dem Opfer besser geht, rechnen die Ermittler mit detaillierten Informationen zu den Vorkommnissen am besagten Donnerstagabend“, heißt es weiter.

„Ich distanziere mich ausdrücklich von dieser Tat“, betont Missal auf Anfrage der HNA. Er habe nach der Tat den juristischen Weg eingeschlagen. Nun fürchtet er, dass die Ermittlungen eingestellt werden könnten, sollte es sich bestätigen, dass Opfer und Täter identisch sind. „Dann laufen meine Forderungen wahrscheinlich ins Leere, und ich bleibe auf den Tierarztkosten sitzen“, sagt Missal.

Die missbrauchte Stute hat sich laut Missal nach wie vor nicht von dem Vorfall erholt. „Das Tier ist noch immer gestört“, sagt der Züchter. Außer sich ihr immer wieder positiv zuzuwenden, könne er nichts tun.

Polizei schließt auch Unfall nicht aus 

Die Beamten schließen derzeit auch nicht aus, dass der 51-Jährige in einen Verkehrsunfall verwickelt war. Eine Zeugin hatte zur Tatzeit beim Opfer einen dunkel gekleideten, kräftigen Mann beobachtet, der mit einem blauen Quad unterwegs war. Ob das Fahrzeug und der Mann im Zusammenhang mit der Tat oder einem möglichen Verkehrsunfall stehen, ist derzeit noch unklar.

Zeugen gesucht: Die Polizei bittet weiterhin Zeugen, die am Donnerstag, 11. Juni, zwischen 22 und 23 Uhr im Bereich der Hermann-Gmeiner-Straße / Steinweg verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben und Hinweise auf das Geschehen geben können, sich unter Tel. 0561/9100 zu melden.

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Am 03.02.2020 hat der Prozess gegen den heute 33-Jährigen "Pferdeschänder-Rächer" von Espenau begonnen - der Angeklagte will sich nicht zur Tat äußern.

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