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Martin Fuchs nach dem Aachen Faux-Pas: „Für mich brach eine Welt zusammen.“

19. Juli 2016, in Springen

Martin Fuchs stand am Sonntag im Millionen-Grand Prix am CHIO in Aachen unmittelbar vor seinem grössten Triumph. Noch ein Sprung, ein Oxer, und Fuchs hätte 12 Jahre nach seinem Onkel Markus ebenfalls den prestigeträchtigen Grossen Preis im Mekka des Reitsports gewonnen. Da verweigerte Clooney unverhofft. Statt Platz 1 und 330’000 Euro Preisgeld blieb Platz 16 und eine Entschädigung von 6000 Euro. Martin Fuchs‘ Enttäuschung war grenzenlos.

pferdonline: Was ging in ihnen vor, als ihr Schimmel Clooney vor dem letzten Sprung den Dienst verweigerte?
Martin Fuchs: „Eine Welt brach zusammen. Ich wäre am liebsten rausgaloppiert ohne den Parcours zu beenden. Eine Riesenchance diesen anerkanntesten Grossen Preis zu gewinnen und sich als Sieger zu verewigen war dahin. Es war mir sofort bewusst, dass ich nun statt Erster fast Letzter des zweiten Umgangs bin.“

Sind sie sich einer Schuld bewusst?
„Nein, überhaupt nicht. Ich habe keine Erklärung für dieses unerwartete Refus. Ich bin mir keines Reiterfehlers bewusst. Das Pferd war in Hochform, wir waren mental super drauf. Ich war höchst konzentriert, habe die Kurve vor dem Ausgang und dem letzten Satz wie vorgesehen eingeleitet, als es passierte und Clooney plötzlich Seitenwind spürte.“

Offenbar hatten zwei Ordner das Ausgangstor frühzeitig geöffnet wie Video-Aufnahmen zeigten.
„Das hat keine Rolle gespielt und uns nicht irritiert. Als Ausrede darf dies nicht dienen.“

Verweigerte der Schimmel erstmals vor dem letzten Hindernis?
„Leider nein. Dieser Faux-Pas ist uns schon im vergangenen Dezember im Grand Prix in Genf passiert. Damals aber nicht im Stechen, sondern im Normalparcours. Aber in Genf war eine andere Situation. Den Fehler in der Palexpo habe ich auf meine Kappe genommen. Diesmal kann ich mir, auch nach Rücksprache mit meinem Papa und Reiterkollegen, nichts vorwerfen.“

Dachten sie vielleicht schon ans grosse Geld? 330’000 Euro sind ein stolzes Sieggeld.
„Als Kaufmann, Pferdehändler und Reiter muss ich Einnahmen generieren. Ich denke oft an Geld, diesmal aber nicht. In Aachen geht es in einem GP gegen hochklassige Konkurrenz und vor der grössten Reitsportkulisse auf dem grössten Platz der Welt um Ruhm und Ehre. Ich stand so nahe am Triumph.“

Spürten sie, dass mit Clooney im GP etwas besonderes möglich war?
„Ja. Clooney wurde in Aachen von Tag zu Tag besser und steigerte sich. Im GP von Europa am Mittwoch hatten wir noch zwei Abwürfe, im Nationenpreis in beiden Umgängen noch einen und im GP von Aachen – bis vor dem letzten Hindernis – keinen. Es hätte unser Tag sein können. Es ist gemein, so kurz vor einem grossen Ziel zu scheitern.“

Was macht Clooney nun bis Rio?
„Er erholt sich. Ende Juli wird er in Schwyz noch ein kleines Springen über eine Parcourshöhe von 130/135 cm bestreiten. Wir wollen ihn im Rhythmus halten.“

Lesen Sie hier den Artikel: GP Aachen: Das Riesenpech von Martin Fuchs

Beitragsbild: Tomas Holcbecher