Rastede - Sandra Auffarth schlenderte ganz gelassen am Freitag durchs Reiterlager des Oldenburger Landesturniers. Von Anspannung vor dem großen Saison-Höhepunkt, den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August), war der Vielseitigkeits-Doppelweltmeisterin aus Ganderkesee nicht viel anzumerken. Wobei: „Es fängt jetzt schon langsam an zu kribbeln“, gab die 29-Jährige zu.

Zwischen dem CHIO in Aachen und der Reise nach Rio ließ es sich Auffarth trotz Terminstresses nicht nehmen, am Freitag zum zweiten Mal ihre siebenjährige Stute Nupafeed’s La Vista im Schlosspark vorzustellen. In der zweiten Qualifikation des Championats für junge Springpferde landete sie nach einem Abwurf auf dem 13. Platz. „Mir ist wichtig, hier vor Ort zu sein. Ich bin ja seit Jahren in Rastede mit Nachwuchspferden dabei“, betonte Auffarth.

In Gedanken, das ist klar, ist Auffarth aber bereits bei dem Ringe-Event an der Copacabana: „Am Dienstag geht es mit dem Vielseitigkeits-Team ins Trainingslager nach Bonn, am Sonnabend fliegen wir nach Brasilien.“

Ihr französischer Wallach Opgun Louvo (Spitzname „Wolle“) wird am gleichen Tag in einer Cargo-Containerbox im Bauch einer Boeing 777F verladen. Auf Paletten können die Pferde stehen, rund elf Stunden dauert der Flug nach Rio. „Die Sportpferde kennen es ja, lange unterwegs zu sein. Auch wenn Wolle noch nie in der Luft war, er ist sehr gut vorbereitet“, erzählte die Reiterin des RV Ganderkesee.

In Rio geht die deutsche Vielseitigkeits-Équipe als Titelverteidiger an den Start, hatte mit Auffarth und „Wolle“ in London 2012 dominiert und gilt auch jetzt als Gold-Favorit. Dass Michael Jung, der in London auch im Einzel siegte, kurzfristig auf sein Spitzenpferd Takinou (fiebriger Infekt) verzichten muss, wird das Team laut Auffarth nicht schwächen. „Er kann es am besten verkraften, er hat super Alternativen“, erklärt die Ganderkeseerin. Mit Sam habe Jung schließlich vor vier Jahren bei Olympia dominiert, der Wallach werde nun nachrücken.

„Wir nehmen uns wieder Gold vor“, lässt Auffarth keinen Zweifel daran, dass es in der Mannschaft mit dem großen Coup klappen soll. Man müsse aber bedenken, dass das Team in Rio nur noch aus vier, und nicht mehr aus fünf Reitern wie noch in London besteht. „Wenn zwei Pferde dann blöd im Gelände ausrutschen, hat man plötzlich nichts“, warnt Auffarth. Vier Paare gehen in die Wertung ein, nur ein Streichergebnis darf man sich erlauben.

Neben dem „Hauptziel Gold im Team“ wäre es für Auffarth „ein Traum“, wie schon 2012 auch im Einzel eine Medaille für Deutschland zu gewinnen – damals war es Bronze. „Da muss natürlich alles passen, aber Wolle hat das drauf“, sagt Auffarth.

Auf das Leben im Olympischen Dorf freut sich Auffarth besonders. „Alle Athleten kommen zusammen, das ist einzigartig. Allein die Essenhalle ist gewaltig, das ist etwas Besonderes.“ Weil sie aber noch mehr Pferde im Stalle habe, „die alle trainiert werden möchten“, gehe es nach der letzten Prüfung schnell zurück in den Landkreis Oldenburg. „Den Rest der Spiele gucke ich wie alle Zuschauer im Fernsehen“, sagt Auffarth – vielleicht baumelt dann schon ein weiteres Olympia-Gold um den Hals der 29-Jährigen.

Lars Blancke
Lars Blancke Sportredaktion