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Die Waiblingerin Karen Tebar ist zurück von den Olympischen Spielen

EM-Aachen
Grand Prix Kuer
Karen Tebar vom RV Waiblingen. © Ludwiga von Korff

Dressurreiterin Karen Tebar ist zurück von den Olympischen Spielen. Mit positiven Eindrücken, aber auch negativen: „Wir haben uns in Rio sehr unsicher gefühlt. Rund ums Stadion waren Favelas. Wenn wir geritten sind, haben wir Schießereien gehört.“ Dennoch gab’s Weltklasseleistungen. Mit ihren eigenen Auftritten war die Waiblingerin jedoch nur bedingt zufrieden.

Olympische Spiele sind der Höhepunkt in Sportkarrieren. Doch angesichts der Bilder, die sich den Athleten diesmal boten, rückte die Medaillenjagd oft in den Hintergrund. Als bedrückend empfand Tebar die Fahrten zum Stadion. Überall seien Soldaten mit Maschinenpistolen gestanden, der Weg habe teils durch Armensiedlungen geführt. „Da gibt es ständig Schießereien. Wir haben auch mal eine Kugel im Stall gefunden.“

Nicht nur bei der Waiblingerin drängte sich die Frage nach dem Sinn der Spiele in Brasilien auf. „Das ist eine Großveranstaltung für eine Milliarde Euro. Aber die armen Leute haben gar nichts davon, dass es diese schönen Sportstätten gibt.“ Außer man hat Glück: Ein Gastwirt habe in seiner Kneipe direkt am Stadion kräftig Umsatz gemacht. Ansonsten, so Tebar, profitierten die Einwohner nur sehr vereinzelt von Olympia. So ist das immer.

Die Sportler lebten vor Ort in einer eher abgegrenzten Welt. An diese hat die französische Dressur-Meisterin sehr schöne Erinnerungen. Anders als bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme in Athen konnte sie diesmal an der Eröffnungsfeier teilnehmen und im olympischen Dorf wohnen. „Da gab es viele tolle Begegnungen.“ Naturgemäß vor allem mit den internationalen Reiterkollegen. „Und in unserem französischen Team war eine geniale Stimmung.“ Sportlich lief es aber durchwachsen. Mit der Dressur-Équipe lautete das Ziel Platz sechs, Platz acht ist es geworden. „Damit können wir zufrieden sein. Um Sechste zu werden, hätten drei Reiter von uns besser sein müssen als je zuvor.“ Tebar und Don Luis kamen an ihre Bestleistung heran, zwei Teamkollegen blieben jedoch weit unter ihren Möglichkeiten. Dennoch war das Ergebnis insgesamt in Ordnung.

Geärgert hat sich Tebar dagegen über ihre Leistung im Einzel und Rang 25. „Don Luis und ich hatten drei größere Fehler, darunter in beiden Galoppwechseln. Das war einfach Mist.“ Für sie, die als nervenstark gelte, sei das untypisch gewesen. „Ich hatte aber das Gefühl, dass Don Luis ein bisschen die Kraft ausging.“ Das noch junge Tier war noch nie bei so einem langen Turnier gewesen. Und die „abartigen Wetterwechsel in Rio“ hätten es – wie viele andere Pferde auch – ebenfalls negativ beeinflusst.

Trotz Platz 25 war die Wertungsnote von Tebar und Don Luis so schlecht aber nicht. Fast 73 % „reichen auf nationalen Turnieren oft zum Sieg“. Doch das Olympia-Niveau war unglaublich hoch. Titelverteidigerin Charlotte Dujardin (Großbritannien) habe eine beeindruckende Vorstellung gezeigt. Und unter den Mannschaften war Goldgewinner Deutschland „eindeutig die allerbeste“. Den höchsten Respekt hat Karen Tebar vor Vize-Olympiasiegerin Isabell Werth, der erfolgreichsten Dressurreiterin überhaupt. „Ich schätze sie sehr. Als echte Sportlerin ist sie sich nicht zu schade, zu mir zu kommen und zu sagen: ,Karen, da hast du aber einen tollen Grand Prix geritten.‘“ Ein Ansporn für Tebar nach der Enttäuschung im Einzel: „Ich lass’ mich nicht unterkriegen. Ich weiß, dass ich ein tolles Pferd und die Anerkennung in der Reiterszene habe. Ich muss geduldig sein.“

Feiern mit Frankreich

In Rio gab’s für die französische Nationalmannschaft viel Grund zu feiern. Sowohl die Vielseitigkeits- als auch die Springreiter holten Gold.