Simeonis Wochenschau : Goldesel streck dich, Herz versteck dich
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Bei Olympia in Rio durfte Jeroen Dubbeldam noch mit Zenith reiten. Bild: dpa
Es gibt Leute, die haben Geld wie Heu. Und es gibt welche, die machen Geld mit Heufressern. Glückwunsch! Für sentimentalen Kinderkram bleibt den Pferdehändlern keine Zeit.
Chapeau: Es gibt Leute, die haben Geld wie Heu. Und es gibt welche, die machen Geld mit Heufressern. Natürlich schaffen das nicht viele. In den Niederlanden aber haben sie eine Geldanlage erfunden, die sich als wahres Goldesel-Programm entpuppt hat: Vor zehn Jahren wurde ein Fonds aufgelegt, der Pferde kaufte. 98 Leute brachten 2,6 Millionen Euro zusammen, mit denen ein kompetentes Fachgremium zukunftsträchtige Vierbeiner erwarb. Das Ziel: Die Pferde im Sport fit zu machen und mit Profit zu verkaufen.
Der Fonds hat schon 650.000 Euro eingespielt, aber der große Coup kommt jetzt. Am 21. September wird der ganze Fonds wieder zu Geld gemacht, und es gibt darin ein Filetstück, das in der Szene bekannt ist: Zenith, den Wallach, mit dem Jeroen Dubbeldam Doppel-Europameister und Doppel-Weltmeister wurde und auch in Rio Eindruck machte, kommt unter den Hammer. Drei bis vier Millionen soll er bringen. Wer ihn wohl kriegt? Der Meistbietende halt. Die Anteilseigner haben den Champagner schon kaltgestellt. Glückwunsch!
Attaque: Es ist ja nicht so, dass wir das nicht kennen würden. Pferde sind eben keine Menschen, sondern laut Gesetz Sachen, also Waren. Aber andererseits gibt es in England, wo so etwas Unübersetzbares wie Horsemanship erfunden wurde, einen Spruch, der geht so: Zwei Beine bewegen deinen Körper - vier Beine bewegen deine Seele. Und wenn man Jeroen Dubbeldam in diesen Tagen mit solchen Gedanken konfrontiert, dann kann der Niederländer seine Tränen nicht zurückhalten.
Er ist 43 Jahre alt und Profi-Springreiter, und er weiß, dass Pferde den höchsten Preis erzielen, wenn man sie im besten Alter verkauft wie Zenith, der jetzt 12 ist und noch ein paar Erfolge drin hat. Aber natürlich muss man sich in ein Pferd hineinfühlen, um solch konstante Erfolge zu erzielen wie Dubbeldam mit Zenith. Und das Pferd lernt, seinem Reiter zu vertrauen, und macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Klar, unter Pferdehändlern ist so was sentimentaler Kinderkram. Und darum soll ihnen ihr verdammter Champagner schmecken!