Kachtenhausener Pferdezuchtbetrieb feiert internationale Erfolge

Ulrich Lambracht

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Pferdezucht als Hobby: Ulrich Erfling mit der Zuchtstute „Anna-Rebecca", die 2002 in Kachtenhausen geboren wurde. Das Tier war als Dressurpferd erfolgreich bis zur Klasse S und ist dann zum Züchter zurückgekehrt. - © Ulrich Lambracht
Pferdezucht als Hobby: Ulrich Erfling mit der Zuchtstute „Anna-Rebecca", die 2002 in Kachtenhausen geboren wurde. Das Tier war als Dressurpferd erfolgreich bis zur Klasse S und ist dann zum Züchter zurückgekehrt. (© Ulrich Lambracht)

Lage-Kachtenhausen. „Unser Ziel ist es, dass die Pferde in gute Hände kommen, damit sie ihren Weg gehen können", sagt Ulrich Erfling, der Westfälische Pferde züchtet, und das bereits seit rund 50 Jahren. Sein bislang größter Zuchterfolg erregt auch international Aufsehen.

Der neunjährige Westfälische Wallach „Sir Simon" gewann im April vergangenen Jahres mit seiner Besitzerin Ulla Salzgeber in Ungarn seine erste Goldene Schleife im Grand Prix. „Wir betreiben unsere Zucht als Hobby, unser eigentliches Geschäft ist die Landwirtschaft mit dem Anbau von Raps, Rüben und Getreide", erläutert Ulrich Erfling. Nach Kräften unterstützt wird der 73-Jährige von Tochter Henrieke, Sohn Töns-Henrich und dem elfjährigen Enkel Leonard, der bereits ein eigenes Pferd besitzt und fleißig Reitunterricht nimmt.

„Die ganze Familie ist pferdeverrückt", lacht Henrieke Erfling. „Die Pferde müssen dem Menschen blind vertrauen, das ist die Grundlage des späteren Erfolges", weiß Ulrich Erfling. „In einem kleinen Zuchtbetrieb haben die Tiere ihre festen Bezugspersonen, das wirkt sich sehr positiv auf deren Verhalten aus." Momentan stehen vier Pferde in den geräumigen Boxen des Hofes Erfling. „Jederzeit können sie selbstständig den Stall verlassen und sich frei auf den Weiden bewegen, dort ihrem Herdentrieb folgen", so Henrieke Erfling.

Mehr als 80 Prozent der Fohlen kommen später im Breitensport im Einsatz. Aber nicht immer finden Reiter und Pferd zueinander. „Wir haben auch schon Kaufinteressenten eine Absage erteilt, weil wir bemerkt haben, dass es charakterlich nicht passt", betont Ulrich Erfling. Auch nach dem Verkauf halte man Kontakt zum neuen Besitzer, verfolge den sportlichen Werdegang der Pferde, auch über Kontinente hinweg.

Einer dieser „Weltenbummler" ist der im Jahre 2005 auf dem Hof Erfling geborene „Sir Rocco", ein Dressur-Siegertyp durch und durch. Der „Sir Bredo"-Sohn, der sich durch Körperbau, Bewegungsqualität und überdurchschnittlichen Leistungswillen auszeichnet, wurde in die USA verkauft, wo er 2009 beim Bundeschampionat in Chicago den dritten Platz belegte.

Besonders gerne erinnert sich die Familie Erfling an den 2008 geborenen „Sir Simon". „Ein großrahmiges Dressurpferd der Spitzenklasse, ausgestattet mit Markanz, Ausdruck und überragender Bewegungsqualität", schwärmt Ulrich Erfling. „Der war schon als Fohlen ein kleiner Schelm", erinnert sich Henrieke Erfling gerne zurück.

„Der hat einfach Spaß an der Dressur, das sieht man ihm in den Prüfungen deutlich an." Seine charakterliche Ausgeglichenheit sei beeindruckend. Zum 70. Geburtstag Ulrich Erflings kehrte die Stute „Anna-Rebecca" an ihren Geburtsort Kachtenhausen zurück. Die elegante Tochter des „Arpeggio", Siegerin des Stutentestes 2005 in Gütersloh, Teilnehmerin der Eliteschau in Münster-Handorf 2005 und sportlich gefördert als Dressurpferd und erfolgreich bis zur Klasse S, verlor im vergangenen Jahr allerdings ihr Fohlen.

Auch derartige Rückschläge gilt es in der Pferdezucht zu verkraften, aber auf dem Hof Erfling ist man zuversichtlich, dass der Dunkelfuchs im nächsten Anlauf gesunden Nachwuchs zur Welt bringen wird. „Nicht alles ist planbar, neben viel Erfahrung gehört immer auch Glück zur Pferdezucht", so Ulrich Erfling.

Mit großen Zuchtbetrieben lässt sich das in Kachtenhausen ausgeübte Hobby nicht vergleichen. So besitzt Paul Schockemöhle, Europas größter Pferdezüchter, rund 4500 Pferde, züchtet pro Jahr etwa 700 Fohlen, beschäftigt auf seinem Gestüt in Mecklenburg-Vorpommern 250 Mitarbeiter. „Da wird natürlich ganz anders gearbeitet, steht der wirtschaftliche Erfolg an erster Stelle", betont Ulrich Erfling, in dessen Stall zurzeit nur vier Pferde stehen.

„Lippes Züchter sind gut aufgestellt"

Ulrich Erfling hat die Liebe zur Pferdezucht von seinem Vater übernommen. 30 Jahre lang war der Kachtenhausener Vorsitzender der lippischen Pferdezüchter. Die Zucht betreibt er eigenen Worten nach allerdings nur in kleinem Umfang – mit zwei bis drei Stuten. „Es gibt Kollegen in Lippe, wie Meyer zu Hölsen oder Meierherm, die das in einem sehr viel größeren Rahmen machen", unterstreicht der 73-Jährige. Er schätzt die Zahl der lippischen Pferdezüchter auf mehr als 20.

Etliche Jahre gehörte Ulrich Erfling zu den Mitorganisatoren der Stutenschauen, die auf dem Gelände am „Siekkrug" in Pottenhausen stattfinden. Vieles bei der Zucht sei leichter geworden. „Heute kann man das Sperma von Hengsten telefonisch bestellen und braucht nicht mehr zu den Höfen der Besitzer zu fahren", sagt Erfling. Um die Zukunft der Pferdezucht mache er sich keine Sorgen, sagt der Lagenser. „Was die Zucht von Spring- und Dressurpferden angeht, sind wir gut aufgestellt."

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