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«Die Hauptsache ist, ich bleibe Spitzensportler»

«Es braucht ein Team, um zu gewinnen», sagt Steve Guerdat. Dass ihm dies oft gelungen ist, zeigt sein beeindruckendes Palmarès.

Auf der tadellos sauberen Stallgasse auf dem Rütihof ist der Schnee weggeschaufelt worden. Alles hat seine Ordnung. Die Pferdedecken sind gefaltet, Sporen, Sättel und Zügel aufgereiht. Es ist Mittag, drinnen im Stall bereiten die Pferdepflegerinnen die Fütterung der Tiere vor. Eimer mit Kraftfutter, Hafer und Rüebli stehen bereit. Der Hauptakteur kommt von einem Ausritt auf dem schneebedeckten Paddock. «Es ist wichtig, die Pferde jeden Tag zu bewegen», sagt Steve Guerdat. «Am Schnee haben sie durchaus Spass.»

Ein letztes Foto mit seinem Olympia-Goldpferd Nino in seiner gewohnten Umgebung lehnt Guerdat in der Folge entschieden ab. Das Wohl seines Paradepferdes geht dem Reiter über alles. «Für ihn ist jetzt Essenszeit.» Schliesslich geniesst der 15-jährige Wallach mittlerweile seinen Ruhestand und soll nicht gestört werden. Guerdat nimmt fürs Foto stattdessen den siebenjährigen Janus an die Zügel. Es entsteht ein Bild mit Symbolcharakter: Janus gehört die Zukunft – auch am neuen Ort, auf der Reitsportanlage in Elgg.

Schon immer selbständig

Der Wallach gehört Guerdat selbst. In seinem Beritt hat es immer weniger Spitzenpferde, die ihm seine Mäzenen zur Verfügung stellen, sondern er ist Besitzer oder Mitbesitzer einiger seiner besten Pferde im Stall. Ausserdem kann er sich neuer Besitzer der 14 Hektaren grossen Reitsportanlage in Elgg nennen. Die zu den bedeutendsten Reitsportzentren der Schweiz gehörende Anlage hat er dem früheren Besitzer Paul Weier, einem ehemaligen Kavallerie-Offizier und Pferdefachmann, kürzlich abgekauft.

Dass die Meldung seines Wegzuges einigen Wirbel verursacht hat, erstaunt Guerdat einigermassen. «Elgg ist ja nur eine halbe Stunde Fahrzeit weg vom Rütihof, und ich verlasse ja nicht einmal den Kanton.» In der offiziellen Medienmitteilung stand ausserdem, es sei sein lang gehegter Traum gewesen, nun selbständig zu werden. «Das kam nicht gut rüber und stimmt eigentlich nicht.» Er sei schon immer selbständig gewesen.

Heimisch geworden

Der 34-Jährige erzählt, wie er schon in ganz jungen Jahren im freiburgischen Kerzers als eigener Herr und Meister einen Reitstall geführt hat, so wie auch während den zehn Jahren auf dem Rütihof. «Ich stellte meine eigenen Leute an, die nun alle auch nach Elgg kommen.» Eigentlich bleibe alles gleich, fasst er zusammen. Einzig die Pferde bekämen neue Boxen. Als Wichtigstes bezeichnet er: «Hauptsache ist, ich bleibe Spitzensportler.» Dazu treffe er am neuen Ort optimale Bedingungen vor.

Durch den Schnee in Richtung Reithalle stapfend, sinniert Guedat weiter über die intensive Zeit, die der gebürtige Jurassier auf dem Rütihof erlebt hat. «Ich fühlte mich wohl hier und bin – wenn ich die Region miteinbeziehe – von Herrliberg bis nach Zürich heimisch geworden.»

Er erwähnt speziell die Bedeutung von Küsnacht. Dort ist Urs E. Schwarzenbach aufgewachsen, der einst hörte, dass der Rütihof zu kaufen sei, zugriff und Guerdat die Anlage sowie Goldpferd Nino zu Verfügung stellte. «Es braucht ein Team, um zu gewinnen. Dazu gehören die Mäzene, die Sponsoren, die Helfer und natürlich die Pferde.» Seine eigene Reitkunst lässt er bescheiden weg.

Viele Erinnerungen

«Hier wurde hart trainiert», fügt der zweifache Weltcupsieger an und wirft einem Blick in die Reithalle. An selber Stätte bereiteten ihm im Sommer 2012 – nur 24 Stunden nach seinem Husarenritt in London – viele Fans einen begeisternden Empfang und feierte später auch die Gemeinde Herrliberg den Olympiasieger.

Sind das die schönsten Erinnerungen an die Zeit auf dem Rütihof? Guerdat, der ungern im Rampenlicht steht, schüttelt den Kopf: «Zunächst kommen mir tausend andere Gedanken. Sie betreffen alle die Arbeit und die Erlebnisse mit den Pferden.»