Menschenmassen säumen den Umzug in Leonberg – bei herrlichem Sonnenschein. Foto: factum/Bach

Der Umzug vor 45 000 Zuschauern ist pulsierend, bunt und politisch: Die Akteure haben nicht nur die OB-Wahl im Visier. Auch Donald Trump ist beim Höhepunkt des Traditionsfestes mit von der Partie.

Leonberg - Strahlender Sonnenschein und am Straßenrand drängen sich die großen und kleinen Zuschauer dicht an dicht. Sie jubeln den Menschen auf den wagen zu, singen und klatschen. Besser hätte die Stimmung beim 326. Leonberger Pferdemarkt nicht sein können. Sage und schreibe 45 000 Menschen aus Leonberg und der ganzen Region sind gekommen, um sich den großen Pferdemarktumzug anzuschauen und hernach in der Altstadt zu feiern. Ein Rekord!

Zu gucken gibt’s so einiges, neues, aber auch Altbewährtes. Die Footballer der Leonberg Alligators haben sich erst gegründet und sind zum ersten Mal dabei. Doch das merkt man den sportlichen Kerlen nicht an. Laute Musik dröhnt aus ihren Boxen. Die Jungs machen kräftig Stimmung und heizen den Zuschauern am Wegesrand ordentlich ein, das eine oder andere „Spontanspiel“ inbegriffen.

„Immer fröhlich unterwegs“ sind die Damen und Herren vom Camping-Club Leonberg. Munter locken sie das noch etwas zurückhaltende Fußvolk ans „Männer Mobil“ – eine leicht bekleidete Dame gewährt Eintritt. Die Rutesheimer sind gleich mit mehreren Wagen am Start: Das 1250-Jahr-Stadtjubiläum muss schließlich ordentlich gefeiert werden. Und weil’s so schön ist, sind auch Aschenputtel und Robin Hood aus ihrem Naturtheater im Renninger Wald in die Nachbarstadt angereist.

Apropos Reise: Die Zigeuner der Weiler Narrenzunft AHA haben sich schon früh am Dienstagmorgen auf den Weg ins entfernte Leonberg gemacht – zu Fuß, versteht sich. Mit Bollerwagen, reichlich flüssiger wie fester Verpflegung und Sonne im Gepäck sind sie zum Pferdemarkt gekommen. „Das machen wir schon seit vielen Jahren so“, erzählt die Zigeunerchefin Sabine Quessel. „Das hat Tradition.“

Natürlich dürfen bei so einem Umzug auch die Kapellen der drei städtischen Musikvereine Lyra Eltingen, Leonberg und Höfingen nicht fehlen. Und die Werbegemeinschaft „Wir sind Eltingen“ braut auf ihrem Wagen einen „Zaubertrank“ und verteilt ihn fleißig ans Fußvolk. Ob er den Zuschauern auch solche Superkräfte verleiht wie einst den Galliern?

Einen ganzen Wald auf zwei Beinen gibt es beim Waldkindergarten Wurzelkinder zu bestaunen – samt zwei- und vierbeiniger Bewohner. Da gibt es süße Bären und kleine Mäuse, Pilze und Trolle und sogar einen Nistkasten. Einfarbig ist dagegen das Samariterstift unterwegs – nämlich in blendend weiß. Die Senioren und Mitarbeiter laden schon jetzt zum nächsten „White Dinner“ im August ein und verteilen jede Menge Muffins. Und zwischen all den Kutschen, Pferdewagen und den vielen Hunden treiben wieder die vielen Hexen, Trolle und sonstiges fröhliches Narrenvolk ihr Unwesen.

Der Begriff Unwesen wird auch bisweilen mit der Politik in Verbindung gebracht. Doch die kommunalen Ratsakteure waschen ihre Hände in Unschuld: Mit unwesentlichen Dingen haben sie wirklich nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Freien Wähler blicken in die Zukunft und beschäftigen sich mit der Neubesetzung des im Dezember vakant werdenden Oberbürgermeister-Postens.

Ja klar, Donald Trump ist in diesen Tagen nahezu für alles gut. Auch für den Leonberger OB-Job. Und Barack Obama hat ja gerade nichts zu tun. Er wäre auch noch ein geeigneter Kandidat. Oder vielleicht die Queen, wenn die keine Lust mehr auf ihre europaunwilligen Landsleute hat. Warum eigentlich nicht?Die CDU blickt in die Steinzeit zurück. So kommt ihnen die jetzige Situation vor, zumindest was das Digitalnetz in Leonberg betrifft. Statt schneller Leitungen wird Kommunikation per Buschtrommel betrieben. Die Männlein und Weiblein um die Fraktionsvorsitzende Elke Staubach sind denn auch mit Fellen und Wikinger-Helmen unterwegs. Der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer nimmt die karikierende Kritik durchaus ernst und kündigt für den April eine Verbesserung an. Wir sind gespannt!

Das Thema Bauen und Wohnen gehen SPD und Grüne aus ihrem jeweils eigenen Blickwinkel an. Die sozialdemokratische Fraktionschefin Christa Weiß und die ihren weisen auf den fehlenden bezahlbaren Wohnraum hin. Der Grünen-Abgeordnete Bernd Murschel und seine Leute beklagen wiederum den Bauboom in Leonberg.