„Für die Zukunft lässt das hoffen“

David Will in Pfungstadt mit Schimmelwallach „Primus vom Neumühler Hof“. Foto:  Volker Bachmann  Foto:  Volker Bachmann
© Foto: Volker Bachmann

In wenigen Tagen findet in Omaha der Höhepunkt der Hallen-Saison statt. „Ohne mich“, sagt David Will leichthin während eines Gesprächs im Pfungstädter Gestüt...

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PFUNGSTADT. In wenigen Tagen findet in Omaha der Höhepunkt der Hallen-Saison statt. „Ohne mich“, sagt David Will leichthin während eines Gesprächs im Pfungstädter Gestüt Prinzenberg. Bescheidenheit lässt sich da heraushören, ein wenig Bedauern, aber auch Ehrgeiz, diesen Zustand bald zu ändern. Nicht umsonst wird der 28-Jährige zu den „jungen Wilden“ gezählt, die im deutschen Springreiten an alten Rangfolgen rütteln.

Auswirkungen zeigen sich im nationalen Aufgebot, das sich für das Weltcup-Finale im US-Staat Nebraska qualifiziert hat. Im deutschen Sextett finden sich Namen, die nicht unbedingt dort erwartet wurden. Neben Christian Heineking und Markus Brinkmann gibt Guido Klatte jun. sein Debüt, im zarten Reiteralter von 21 Jahren. „Eine gute Sache“, bewertet David Will die Verjüngung. „Für die Zukunft lässt das hoffen.“ Und natürlich will er selbst noch mehr mitmischen. „Es muss dann einfach zum richtigen Zeitpunkt passen“, weiß er. Gemeint ist das eigene Leistungsvermögen und das der Pferde, die zur Verfügung stehen.

Und da bewegt sich viel in der Szene. Die Globalisierung befeuerte sowohl die Turniere und Preisgelder als auch den Handel mit Pferden. Letztlich das Geschäft im Pfungstädter Stall von Dietmar Gugler, wo Will schon seit fast zehn Jahren als Bereiter tätig ist. Chance einerseits, weil immer wieder gute Nachwuchspferde nachkommen. Risiko anderseits, weil vielleicht genau das große Springtalent aus wirtschaftlichen Erwägungen weiterverkauft wird.

Auch Trainer Gugler sieht ein Platz unter den Top 30

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„Die meisten Pferde kommen aus Deutschland, deswegen sitzen wir auch irgendwie an der Quelle“, sieht Will die allgemeine Lage gelassen – und die besondere Situation in Pfungstadt allemal positiv. Dort stehe er als Topreiter ja „am Ende der Nahrungskette.“ Acht bis zwölf Pferde habe er meist zur Auswahl. Die Kunst sei es, „mit allen klar zu kommen“, schildert er die Herausforderung.

Gugler jedenfalls sichert ihm Vertrauen und Unterstützung zu. Will habe sich inzwischen auf 50er-Plätzen der Weltrangliste etabliert, bilanziert der frühere Nationenpreisreiter und Junioren-Bundestrainer, „und das kann noch unter die Top 30 gehen.“ Will sieht sich gleichwohl in einer „Umbauphase“.

Das liegt vor allem daran, dass sein Toppferd „Mic Mac du Tillard“ bereits 17 Jahre alt ist. Will macht keinen Hehl aus der Begeisterung für sein Lieblingspferd, das eine Sonderrolle genießt. Die Fuchsstute sei immer noch fit, kämpfe bravourös und müsse weiterhin „noch in ihrem Eifer gebremst“ werden. Ihre Kräfte müssten aber dosiert eingesetzt werden. Auf der Reise in die Arabischen Emirate war sie im Januar und Februar gleichwohl dabei.

Die warmen Temperaturen dort seien auch für die Pferde angenehm, erklärt Will, der die Tour an den Golf wie im Vorjahr als Winterprogramm nutzte, zwischenzeitlich aber auch zu großen europäischen Hallenturnieren pendelte. „Mic Mac du Tillard“ dankte es ihm mit einem Sieg beim Weltcup-Turnier in Abu Dhabi und weiteren Spitzenplatzierungen. Derweil sei die Hallensaison ohne große Höhepunkte verlaufen, bilanziert Will zurückhaltend. „Hier mal ein Fehler, da mal ein Fehler, das ist schnell passiert“, bewertet er etwa die Großen Preise in Leipzig und Madrid. „Da hat auch das Quäntchen Glück gefehlt.“ So war bald klar, dass es in der Qualifikation für Omaha nicht reichen würde.

Längst geht nun der Blick auf die kommende „grüne Saison“, in der die Global Champions Tour und der neu angegliederte Mannschaftswettbewerb Global Champions League den Rhythmus bestimmen. Die weltweite Serie, die aus 15 Fünf-Sterne-Turnieren besteht, also der höchsten Kategorie, beginnt Anfang April in Mexiko-Stadt.

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Zwischenzeitlich ist Will als Bereiter in Pfungstadt gefordert, auch wenn die Phasen am Heimatstall oft nur Abstecher zwischen internationalen Terminen sein können. Bevor es an diesem Wochenende nach Braunschweig ging, war am vergangenen Sonntag immerhin Zeit, beim Hallenturnier in Groß-Zimmern Nachwuchspferde zu testen. Rang drei im Großen Preis sprang mit „Saxo des Hayettes“ heraus. Entgegen seiner draufgängerischen Natur hatte es der gebürtige Bayer, der am Dienstag 29 Jahre alt wird, im Stechen langsam angehen lassen – um das Pferd kennenzulernen. Sonst reitet er „lieber auf Sieg“ – und mit dem großen Ziel, „auf der Weltrangliste einige Schritte nach vorne zu machen.“

Von Volker Bachmann