Werth und Beerbaum bangen um Olympia-Teilnahme

Foto: Dressurreiterin Isabell Werth hat kaum noch Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spiele - Fotograf: Marius Becker - dpa

Foto: Dressurreiterin Isabell Werth hat kaum noch Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spiele - Fotograf: Marius Becker - dpa

 

 

Aachen (dpa) Krasse Außenseiter - diese Wortkombination scheint zu Ludger Beerbaum und Isabell Werth überhaupt nicht zu passen. Doch die beiden Weltklassereiter besitzen bei der Qualifikation für die Olympischen Spiele nur noch minimale Chancen.

 

Die beiden Routiniers, die zusammengezählt neun goldene Olympia-Medaillen gewonnen haben, finden sich in einer für sie ungewohnten Rolle wieder. Beide müssten in dieser Woche beim CHIO in Aachen Sensationelles leisten, um doch noch die begehrten London-Tickets zu ergattern.

 

«Ich habe es noch nicht ganz abgeschrieben, aber ich habe ganz klar nur eine Außenseiter-Chance», lautete die Prognose von Beerbaum, dem dominierenden Springreiter der vergangenen 20 Jahre. Dabei hatte der viermalige Olympiasieger das Olympia-Ticket fast schon in der Tasche, als er Ende Mai in Rom mit Gotha sowohl den Nationenpreis als auch den Großen Preis gewonnen hatte. Doch ein Sturz mit der Stute bei den deutschen Meisterschaft in Balve warf Beerbaum kurz danach weit zurück - hinter ein Quintett.

 

«Stand jetzt gehört er nicht zu den besten fünf», erklärte Bundestrainer Otto Becker: «Die anderen haben die Nase vorn.» Für das Nationenpreis-Team in Aachen berief der Coach zunächst fünf Reiter: Christian Ahlmann (Marl), Marcus Ehning (Borken), Marco Kutscher (Riesenbeck), Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) und Philipp Weishaupt (Riesenbeck). Die Olympia-Equipe besteht aus vier Reitern.

 

«Er gibt zurecht den Kampf noch nicht auf», sagte Becker über Beerbaum: «Die Chance ist noch da.» Er gehöre zu den drei bis vier Reitern, die er in Aachen neben den Top five besonders beobachten wird. Beerbaum müsse mit seiner elfjährigen Stute in Aachen «gut und konstant sein», erklärte der Coach weiter. Siege würden sicherlich gute Argumente liefern, aber vor allem fehlerfreie Runden in den schweren Prüfungen will der Bundestrainer sehen. Nach dem Ausfall von Vize-Europameister Carsten-Otto Nagel und seiner Stute Corradina hofft der Coach aber vor allem darauf, «dass es nicht noch einen Ausfall gibt».

 

Von Nagels Pech könnte Beerbaum profitieren, der 48-Jährige rückte näher an die vier Olympia-Startplätze heran. Becker schränkte aber auch ein: «Es hängt nicht allein von Ludger ab. Es wird schwer für ihn, wenn die anderen gut sind.» Beerbaum demonstrierte trotz der ungewohnten Außenseiter-Rolle Gelassenheit: «Ich freue mich trotzdem auf Aachen.»

 

Das gilt auch für Isabell Werth. Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin hatte die Spiele in London innerlich bereits abgehakt, besitzt nun aber aufgrund des Pechs eines anderen noch eine minimale Chance. Denn fällt der erkrankte Matthias Rath mit Totilas tatsächlich aus, würde sie näher heranrücken. Werth setzt dabei auf ein zuletzt angeschlagenes Pferd: «Don Johnson ist wieder fit», berichtete sie. Bei der ersten Olympia-Qualifikation in Balve war ihre Nummer eins im Stall wegen einer Verletzung ausgefallen, was fast schon dem Olympia-Aus gleichkam.

 

«Ich bin klar hintendran», sagte Werth und betonte: «Ich warte aber nicht auf die Ausfälle der anderen.» Helen Langehanenberg aus Havixbeck mit Damon Hill und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados gelten als gesetzt, wenn in Aachen nichts Außergewöhnliches passiert. Zur deutschen Nationalmannschaft gehören beim CHIO zudem Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Diva Royal. Das Quartett darf in der sogenannten CDIO-Tour reiten, Werth muss ihr Glück in einer zweiten Prüfungsreihe versuchen. Mut macht ihr allerdings Bundestrainer Jonny Hilberath: «Ich habe Isabell noch nicht abgehakt.»

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