München – Die Munich Indoors wurden im Dezember 1998 “aus der Taufe gehoben”. Zum ersten Mal fand das internationale Reitturnier in der Münchner Olympiahalle statt. Im gleichen Jahr, einige Monate vorher, erblickte in Amberg bei den Züchtern Werner und Mathilde Klöck ein Hengstfohlen das Licht der Welt. Die Mutter Waldrose, eine Bayernstute, war ein international erfolgreiches Sportpferd, Vater Acorado einer der ganz guten Holsteiner Hengste. Das Fohlen erhielt den Namen Acantus. Jetzt, 17 Jahre später, wird eben dieser Acantus am Samstag, dem 8. Dezember um 17.40 Uhr bei den Munich Indoors aus der internationalen Sportkarriere in die Zucht verabschiedet.
“Er ist das Pferd, mit dem ich am weitesten gekommen bin,” sagt sein Reiter Max Kühner (Starnberg). Mit Acantus GK gewann Kühner Nationenpreise mit deutschen Equipen, sammelte Weltcupplatzierungen und wurde als Reserve für die Olympischen Spiele 2008 und für die EM 2009 nominiert. In Münchens Olympiahalle konnten Reiter und Pferd oft glänzen. Ein Paar wie “Pech und Schwefel”, verläßliches Team in deutschen Mannschaften.Als Kühner bei Munich Indoors-Veranstalter Volker Wulff fragte, sagte der zur feierlichen Verabschiedung bei den Munich Indoors gern ja.
“Acantus ist ein zu 150 Prozent verlässliches Pferd, charakterlich ein Pfundskerl und für den Sport absolut zu gewinnen. Er ist Hengst, aber er lässt sich durch nichts ablenken,” so charakterisiert Kühner den 1,73 Meter großen Braunen, der der Liebling aller Pflegerinnen ist. Kein Wunder, ist Acantus doch ein äußerst umgänglicher, menschenbezogener Kerl.
Aufmerksam wurde Max Kühner auf den Bayernhengst durch seinen Freund und Kollegen Florian Meyer zu Hartum. Der Westfale ritt Acantus` Mutter Waldrose zu internationalen Erfolgen. Kühner: “Acantus war als junges Pferd groß und schlaksig, aber Flori hat ihn mir aufgrund des Interieurs empfohlen. Er ist absolut leistungsbereit und charakterlich tipp-topp.” Eine richtige Einschätzung und gute Wahl, wie sich in den folgenden Jahren eindrucksvoll zeigte. Im Jahr 2010 gab Kühner dem Interesse der spanischen Familie Annon nach, die Acantus für den 18-jährigen Sohn Manuel haben wollte. Kühner verkaufte den Hengst, Reiter und neue Besitzer hielten allerdings stets engen Kontakt. Mit Acantus gelang Manuel Annon der Sprung in den großen Sport. Im Jahr 2013 verletzte sich der Hengst und aus Madrid fragte man bei Kühner an, ob Acantus zur Rehabilitation nach Starnberg kommen dürfe. Klar durfte er und auch der Bitte, ihn wieder anzutrainieren und ein paar Turniere zu reiten, entsprach Max Kühner gern. “Er ist nun 17 Jahre alt und wir haben mehrfach darüber gesprochen wann seine sportliche Laufbahn beendet werden sollte,” so Kühner, “klar war immer, dass er in die Zucht geht. Das bayrische Landgestüt Schwaiganger übernimmt den Hengst für den Zuchteinsatz und zwar in Kooperation mit einem französischen Gestüt.”
Acantus GK kann sich also voll auf die zweite Karriere konzentrieren. Erst mal allerdings wird am Samstagabend das eine oder andere Taschentuch benötigt. Zum Farewell in der Olympiahalle wird ein tadellos herausgebrachter und putzmunterer Acantus GK erscheinen und alle, die ihn kennen sind dabei, Pflegerin und ehemalige Pflegerinnen und auch die Züchter Werner und Mathilde Klöck aus Amberg.
PM