Foto: Felix Haßmann siegte im ersten Weltranglistenspringen des Chiemsee Pferdefestivals-Wochenende - Fotograf: Pferdenews.eu
Gut Ising – Eine gesteckt volle Arena, eine Stimmung, die man wohl kaum auf einem zweiten Turnierplatz erleben darf, ein buntgemischtes, mit allerlei Showacts aufgepepptes Programm und Sport der absoluten Spitzenklasse – das alles machte einen Besuch beim CSI2* auf Gut Ising zum besonderen Erlebnis und erfreute die zahlreich angereisten Zuseher im höchstem Maße, die mit dem abschließenden, so atemberaubenden Spektakel am Samstagabend in keinster Weise enttäuscht wurden.
Samstag war der Tag der Qualifikationen, Tag der letzten Entscheidungen über den ersehnten Einzug in den Großen Preis und Tag der fulminanten Flutlichtspringen, die sich wie in jedem Jahr zum regelrechten Publikumsmagneten entpuppten und für volle Ränge auf den Tribünen sorgten. Die Stimmung war unvergleichlich und fesselte jeden einzelnen in ihren Bann, sodass bei der abschließenden Knock-Out-Prüfung, die unter dem patriotischen Motto „Bayern gegen der Rest der Welt“ stand, keiner mehr ruhig auf seinem Platz bleiben konnte. Perfekt und überaus lebhaft durch den Bewerb geführt hatten die beiden Moderatoren, die inmitten des Hexenkessels eine brillante Stimmung machten. Mit acht Paarungen – also insgesamt 16 Reitern – hatte man begonnen und wer das Rennen in den spiegelgleichen Parcours für sich entscheiden konnte, kam eine Runde weiter. Man erlebte teilweise Favoritensterben, zeitgleiche Verweigerungen und Abwürfe sowie tollkühne Husarenritte, die die Stimmung bis zuletzt ordentlich aufheizten und für eine tobende Menge sorgten. Im letzten und allesentscheidenden Duell kam es quasi zum Kampf Bayern gegen Bayern. Aber nur fast, denn der eigentlich nur „geliehene Neo-Bayer“ Philipp Schober kommt ja eigentlich aus Sachsen, sprang jedoch zu Beginn als Repräsentator der Gastgeber ein. Mit seinem grandiosen Durchmarsch ins Finale zog er die Zuseher von Runde zu Runde immer mehr auf seine Seite – bis er im Finale gegen den „waschechten Einheimischen“ Maximilian Lill antreten musste. Hier hatten die meisten dann doch auf ihren fesch in Lederhosen und Trachtenhemd gekleideten Lokalmatador gesetzt und feuerten ihn lautstark bei seinem geglückten Ritt an. Die Zurufe, Pfiffe aus allen Ecken des Austragungsplatzes und großer Jubel hatten jedenfalls geholfen, denn zur großen Freude setzte sich Bayern gegen den Rest der Welt an der Spitze durch und siegte im Zweikampfspringen.
Mit dem 1,45 Meter hohen Preis der LVM Versicherung kam es nachmittags bei strahlendem Sonnenschein zum zweitwichtigsten Springen des gesamten Wochenendes, denn hier ritten die Arrivierten um die beachtliche Summe von über 25.000,- Euro und somit auch um wertvolle Weltranglistenpunkte. Nach einem wahrlich selektiven Grundparcours, der mit drei zweifachen Kombinationen und kräftezehrenden 13 Hindernissen und 16 Sprüngen aufwartete, zogen die besten 16 aus dem Umlauf in die Siegerrunde ein. Die Strafpunkte wurden nicht mitgenommen und somit verloren die zehn fehlerfrei Gebliebenen ihren Bonus für die Entscheidung. Sowohl im Grundparcours als auch in der anschließenden, im Flutlicht ausgetragenen Siegerrunde ohne Fehler ins Ziel gejumpt war ein hochmotivierter Felix Haßmann. Zum ersten Mal reiste der pfeilschnelle Berufsreiter hier nach Ising an und lief vor einer vollen Arena einmal mehr in seiner Karriere zur Höchstform auf. Seine fehlerfreien und so unglaublich schnell angelegten 42,87 Sekunden verdrängten Timo Beck und Rüdiger Renner auf die hinteren Plätze.
Zuvor duellierte sich ein erlesenes Starterfeld im Preis der Firmen Viebrockhaus und PTG Magic Horse Care. Hier ging es ebenfalls um eine Grand Prix-Qualifikation und den damit verbundenen Kampf um die allerbesten Plätze des Klassements. Insgesamt sechs Starterinnen machten sich den Sieg im Stechen untereinander aus und mussten sich am Ende hinter einer sensationellen Jörne Sprehe anstellen. Die Amazone, die seit jungen Jahren nicht mehr wegzudenken ist von der Spitze des internationalen Reitsports, lieferte auf „Fiona 483“ nach Cola eine famose Runde ab, die ihr vor Timo Beck und Andreas Brünz den Triumph bescherte.
Im Amateur Tour Small Finale konnte sich Micheal Zilch im Stechen ordentlich in Szene setzen. Er sattelte „Athena 157“, mit der er ja schon am Donnerstag als Sieger hervorging, und kürte sich in 37,89 Sekunden zum verdienten Final-Winner. Dahinter platzierten sich Safiya König und Laura Schenker am buntgemischten Siegespodest.
Der mit so vielen schönen Highlights versehene Samstag wurde mit dem EY Cup der Kategorie S* eröffnet, der mittels einmaligen Stechens entschieden wurde. Die Irländerin Josephine Sorensen hatte als erste von insgesamt elf Stechreitern mit ihrer Stute „Savanna 30“ die Führung in 40,75 Sekunden übernommen. Erst mit Michael Viehweg und seinem Alvarez-Sohn „Avalon 308“ kam es in 38,37 Sekunden zum rasanten Führungswechsel. Am Ende des Teilnehmerfeldes drängte sich Detlef Kaiser jun. dazwischen und hielt in 39,25 Sekunden den zweiten Platz – bis Leonie Krieg einen waghalsigen Angriff auf die Bestzeit riskierte. Im Sattel ihres „Panama 148“ galoppierte die Amazone ordentlich los und hatte in 38,35 Sekunden die Nase vorne im Hundertstelkrimi des EY Cups. Platz zwei ging somit an Michael Viehweg und Dritter wurde Detlef Kaiser jr., der den deutschen Dreifachtriumph perfekt machte.
PM