Pferdegestützte Intervention erstmals zur Resozialisierung inhaftierter Frauen

Foto: Die vier inhaftierten Frauen mit ihren Betreuern, darunter Alexandra Schramm (1.v.l.), Dr. Rosemarie Genn (5.v.l.), Jutta Kurre (6.v.l.) und Carina Diekmann (r.) sowie Lotte Schockemöhle (2.v.l.) - Fotograf: Tanja Becker

Foto: Die vier inhaftierten Frauen mit ihren Betreuern, darunter Alexandra Schramm (1.v.l.), Dr. Rosemarie Genn (5.v.l.), Jutta Kurre (6.v.l.) und Carina Diekmann (r.) sowie Lotte Schockemöhle (2.v.l.) - Fotograf: Tanja Becker

 

Erstmals in Deutschland wird die pferdegestützte Intervention zur Resozialisierung junger inhaftierter Frauen eingesetzt. Dazu wurde im Rahmen des Studiengangs Social Management B.A. mit dem Schwerpunkt Equine Assisted Therapy  von der Steinbeis-Hochschule Berlin (Transferinstitut Vechta) gemeinsam mit der Justizvollzugsanstalt  für Frauen in Vechta ein Pilotprojekt gestartet. „Zwar gab es in Vechta bereits tiergestützte Interventionen, aber die Arbeit am und mit dem Pferd gehörte bislang nicht dazu“, erklärt Dr. Rosemarie Genn. Die Leiterin des Studiengangs und des Steinbeis Transfer Instituts für Equine Assisted Therapy and Management in Vechta lief damit auch beim Leiter des niedersächsischen Frauenvollzuges, Ltd. Regierungsdirektor Oliver Weßels, offene Türen ein.

 

Auf der Basis eines Projektplans wurde im August diesen Jahres ein erster Probelauf mit jungen Straftäterinnen der sozialtherapeutischen Wohnungsgruppe gestartet.

 

Die betroffenen Frauen nehmen unter Anleitung der erfahrenen Diplom-Pädagogin Jutta Kurre, die seit mehr als 25 Jahren pferdegestützt arbeitet, regelmäßig auf der Anlage des Reitvereins Steinfeld-Mühlen zwei Stunden lang an der pferdegestützten Intervention teil. Dabei steht allerdings nicht „Reiten-Lernen“ auf dem Stundenplan, sondern die Erarbeitung wichtiger sozialer Kompetenzen, wie Vertrauen, Verantwortung, Respekt und Mut. Diese können z.B. durch das Führen des Pferdes, das Getragen werden vom Pferd und das Lenken des Pferdes in vielfältiger Form erarbeitet werden. In engem Kontakt mit den Vollzugsbediensteten soll der Transfer der im Umgang mit dem Pferd erlernten Fähigkeiten in alle anderen Lebensbereiche gelingen.

 

Wie nachhaltig dies möglich ist, davon konnten sich die Teilnehmer der Bundestagung Frauenvollzug Ende Oktober in Vechta überzeugen. Die pferdegestützte Therapiegruppe der JVA für Frauen hatte zur Praxisdemonstration nach Steinfeld eingeladen, der alle Tagungsteilnehmer - vertreten waren Anstaltsleiterinnen und -leiter von Frauenanstalten  aus  dem gesamten Bundesgebiet - gefolgt waren.

 

Unter der Leitung von Jutta Kurre zeigten die inhaftierten Frauen, welche Fortschritte sie bereits nach kurzer Zeit hinsichtlich ihrer sozialen Kompetenzentwicklung durch die Therapiearbeit mit dem Pferd erlangt hatten. Eine ganz besondere Anerkennung der Leistungen zollte ihnen dabei der Leiter ihrer Einrichtung, Oliver Weßels.  Er erklomm selbst einmal den Rücken eines der Therapiepferde und ließ sich dabei von einer der inhaftierten Frauen führen.

 

„Die Ergebnisse der nunmehr abgeschlossenen Pilotphase sind beeindruckend und eine gute Basis für die Fortsetzung der weiteren Zusammenarbeit“, erklärt Dr. Rosemarie Genn, die sich nun mit ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin im Rahmen einer Doktorarbeit an eine wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung des Projekts und die wissenschaftliche Begleitung begibt. Schließlich sei genau das ein wichtiges Ziel des von ihr initiierten staatlich anerkannten Studiengangs  mit dem Schwerpunkt Equine Assisted Therapy der Einsatz von pferdegestützten Interventionen , ihre Evaluation und Professionalisierung.

 

Weitere Infos unter www.horses-and-health und www.jva-fuer-frauen.niedersachsen.de

 

 

PM

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