Deutsche Nachwuchs-Dressurreiter erobern Doppelgold im Viereck
Arezzo/ ITA (fn-press). Einen perfekten Start erwischten die beiden deutschen Teams bei den Dressur-Europameisterschaften im italienischen Arezzo. Während die Junioren ihr Team-Gold von 2013 verteidigten, konnte man bei den Jungen Reitern dieses Jahr von einer Zurück-Eroberung des EM-Goldes sprechen, da im Vorjahr noch die Holländern die Nase vorn hatten.
Eine sehr geschlossene Mannschafts-Leistung lieferte das deutsche Junioren-Quartett mit zwei ,,Wiederholungstäterinnen" und zwei Newcomerinnen ab. Bereits am Mittwoch füllte Ellen Richter (Bad Essen) das Mannschaftskonto der Deutschen ordentlich mit Punkten. 72,243 Prozent sprangen für die Zweitplatzierte beim diesjährigen Preis der Besten mit ihrer neunjährigen Florestan-Tochter Fontane heraus. Sie schnupperte, genau wie Teamkollegin Julia De Ridder (Aachen) zum ersten Mal EM-Luft. ,,Ellen ist sehr konzentriert geritten und brachte die drei guten Grundgangarten ihrer Stute bestens zur Geltung mit einer sehr sicheren Anlehnung", urteilte der Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter, Hans-Heinrich Meyer zu Strohen (Aachen). Julia de Ridder musste gleich als erste Reiterin an den Start. ,,Julia ist eine sehr ehrgeizige Reiterin, die manchmal sogar zu viel will. Sie hat ihre Prüfung wirklich gleichmäßig und konzentriert absolviert, ohne über das Ziel hinauszuschießen." Das Resultat: 71,135 Prozent mit ihrer zehnjährigen Oldenburger Stute Comtessa v. Royal Hit. Exakt das gleich Prüfungsergebnis erzielte am Donnerstag die dritte Reiterin im Bunde, Jessica Krieg (Heinsberg) mit Special Edition (9), die bereits im Vorjahr in Compiègne EM-Teamgold bei den Junioren holte - allerdings mit Stute Florence unter dem Sattel.
An Tag zwei der Mannschaftsentscheidung lief die Vorbereitung hervorragend. ,,Beim Einritt war das Paar dann ein bisschen angespannt, so dass es ein paar kleine Haker gab beim Halten und Grüßen. Da ist noch ein bisschen Spiel nach oben", fand der Bundestrainer. Preis-der-Besten Siegerin Anna-Christina Abbelen (Kempen) hatte mit ihren bildschönen schwarzen Fürst Heinrich Sohn Fürst on Tour (9) schon im letzten Jahr bei der EM überzeugt und animierte die Richter, nicht zu sparsam mit den Noten im oberen Bereich zu sein. ,,Die beiden kommen ins Viereck und überzeugen von Anfang an mit Charme und Ausstrahlung. Wenn dann noch in den Lektionen alles glatt läuft, kommt so ein super Ergebnis wie heute heraus", freute sich zu Strohen über die Spitzenleistung von 77,054 Prozent, das kein anderes Paar toppen konnte. Das Ergebnis: Ein souveräner Mannschaftssieg der Deutschen (220,432 Punkte) vor den Niederländern (215,459 Prozent). Bronze holte sich das dänische Team mit insgesamt 212,487 Punkten. 18 Mannschaften waren insgesamt am Start. ,,Die Stimmung in beiden deutschen Teams ist einfach klasse hier in Italien. In unserer kleinen Wagenburg werden die Erfolge gemeinsam gefeiert. Pferde und Reiter fühlen sich wohl - und wir schauen natürlich auch gemeinsam Fußball, was perfekt zur momentanen Siegerlaune passt", berichtet der Bundestrainer.
Und was die Junioren vorgemacht haben, färbte wohl auch auf die Leistungen im Viereck der Jungen Reiter in Arezzo ab. Noch ein wenig durchwachsen war der Start am Mittwoch für die sonst so sichere Championatsreiterin Juliette Piotrowski (Kaarst) mit dem neunjährigen Sir Diamond v. Sandro Hit (69,921 Prozent). ,,Juliette war anfangs sehr gut unterwegs und bewegte sich auf in der Prüfung auf einem 73-Prozent-Level. Dann missglückte die Galopp-Piroutte links und es lief nicht mehr ganz so gut. Vielleicht war es doch etwas zu viel Druck", vermutete Meyer zu Strohen. 2013 verbuchte Piotrowski ihre EM-Erfolge ebenfalls mit dem Oldenburger Prämienhengst Sir Diamond (Team- und Einzel-Silber, Kür-Bronze). Besser lief es für die zweite Starterin, Lisa-Maria Klössinger (Aicha) mit FBW Daktari (9). Sie verbuchte für das Team 72,079 Prozent. ,,Lisa-Maria wurde von ihrer Heimtrainerin Ulla Salzgeber sehr gut vorbereitet. Daktari ist ein sensibles Pferd, der auch mal wegzucken kann, wenn etwas zu stark im Wind flattert. Lisa-Maria hat das aber hier klasse gelöst." Am zweiten Tag wurde die ,,Mission Gold" dann konkreter.
Mit ihrem bewährten Don Windsor OLD (12) erwischte Florine Kienbaum (Lohmar) einen sehr guten EM-Start (73,842 Prozent). ,,Das Paar überzeugte mit einer guten Trabtour sowie überragenden Lektionen im Schulterherein und den Traversalen. Ein kleinen Haker gab es dann bei den Wechseln, aber insgesamt haben die beiden sich hier sehr gut dargestellt." Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem holländischen Team. Bis Sönke Rothenberger (Bad Homburg) und sein erst siebenjähriger holländisch gezogener Wallach Cosmo die Kohlen ganz aus dem Feuer holten (75,632 Prozent), obwohl es inzwischen angefangen hatte zur regnen, und das perfekte Sommerwetter des Vortages erstmal passé war. ,,Das lief einfach ohne Fehl und Tadel. Sönke ist wie schon beim Preis der Besten imponierend und überzeugend geritten und konnte seine Leistung auf den Punkt abrufen. Das Paar beeindruckt vor allem mit seiner Dynamik", resümierte der Bundestrainer. Und so konnte er mit seinen ,,Mädels" und dem einen Hahn im Korb an diesem Tag zum zweiten Mal die deutsche Nationalhymne hören und die Goldmedaillen für sein Team entgegennehmen (221,553 Punkte). Allerdings im trockenen Zelt, da es inzwischen richtig anfing mit dem starken Regen - exakt nachdem Sönke das Viereck als drittletzter Reiter verlassen hatte. Silber ging an die Niederlande mit 218,711 Punkten. Dritter wurden wie schon in der Junioren-Entscheidung die Dänen mit 208,684 Punkten. 14 Junge-Reiter-Teams aus ganz Europa waren 2014 in Italien im Viereck angetreten. ,,Ich bin sehr stolz auf meine Nachwuchsreiter. Jetzt müssen sie diese Abläufe auch noch in den Einzelentscheidungen abrufen, dann steht der ein oder anderen Einzel-Medaille eigentlich nichts im Weg." FN/ Tina Pantel