Fotograf: Achim Günzel
Hans-Peter Schmidt brachte es auf den Punkt: „Wir sind die erfolgreichste Sportart der Deutschen und haben hier drei Tage bewiesen, dass wir das auch zu Recht sind“, freute sich der Präsident des Bayerischen Reit- und Fahrverbands, als er am Sonntagabend nach drei Tagen die Medaillen an die bayerischen Meister in der Dressur und im Springen verteilte.
Denn da war Reitsport vom Feinsten geboten, immerhin standen die Altersklassen Pony, Junioren, Junge Reiter, U 25 und Reiter sowie die Aktiven mit Handicap auf dem Programm.
Während die Spezialisten im Springsattel auf dem historischen Hufeisenplatz von 1972 an den Start gingen, stellten sich die Dressurreiter in der NÜRNBERGER Dressur-Arena der Konkurrenz.
Als Lisa Müller am Sonntagnachmittag den Kurz Grand Prix in der NÜRNBERGER Dressur-Arena gewann und damit bayerische Vizemeisterin in der Altersklasse U25 wurde, klingelte kurz darauf ihr Telefon – ein Anruf, um den sie sicher unzählige Fans glühend beneideten. Ehemann Thomas Müller war dran. Der FC Bayernkicker, der sich wenige Stunden später mit seiner Mannschaft in Brasilien zum Weltmeistertitel kämpfen sollte, hatte alle Ritte seiner Gattin drei Tage lang via Internet verfolgt, kurz nachgerechnet und trotz des eigenen bevorstehenden sportlichen Großereignisses Zeit gefunden, zur Silbermedaille zu gratulieren. „Er hat Verständnis, dass ich in meinem letzten U25-Jahr hier antreten wollte und deshalb nicht nach Brasilien geflogen bin“, sagte Lisa Müller, die Birkhof’s Dave souverän durch alle drei Wertungen steuerte, zwei davon gewann und sich am Ende nur Victoria Michalke von Gut Daxau geschlagen geben musste.
Mit ihrem mittlerweile 17-jährigen Pavarotti hatte die Erdingerin am ersten Tag so vorgelegt, dass ihr die Goldmedaille keiner mehr streitig machen konnte. Auf Rang 3 lag am Ende Sarah Erlbeck (RA München) mit Amichelli.
Fest in weiblicher Hand waren auch die Wettbewerbe in den anderen Altersklassen. Lediglich Uwe Schwanz konnte sich bei den Reitern mit einem 2. Platz in der Gesamtwertung gegen die Dominanz der Amazonen durchsetzen. Mit dem De-Niro-Sohn Di Sandro musste der Ausbilder vom Waldhauser Hof in Sauerlach allerdings Stefanie Weihermüller aus Bayreuth mit Fantomas den Vortritt lassen. Die Bronzemedaille ging hier an Katharina Birkenholz (RV Brunnthal-Riedhausen), die ihren Don Androsso vorgestellt hatte.
Titelverteidigerin Christina Boos musste übrigens aufgrund gesundheitlicher Probleme schweren Herzens auf einen Start verzichten.
Spannend ging es im Lager der Junioren I zu. Am Ende hatten drei Oberbayern die Nase vorn: Es siegte Magdalena Scheßl von der Reitakademie München mit Donna Romana vor Lisa Grupen (Gut Eicherloh) mit Danhill und der Weilheimerin Nicola Hörnig, die ihre Fuchsstute Fortina W gesattelt hatte.
Ihren Vorjahrestitel verteidigen konnte Hannah Allescher bei den Junioren II. Mit Londrina verwies die Bad Tölzerin Fabienne Schlösser aus Babenhausen mit Emilie und Emely Neuner (PSG Sachsbach) mit Dumbledor auf die Medaillenplätze.
Auch bei den Jungen Reitern war die Reihung am Ende keine wirkliche Überraschung. Mit Citango setzte sich die Fränkin Laura Ponnath (RC Am Kulm Speichersdorf) an die Spitze, gefolgt von Juliane Nuscheler (Fuchstal) mit Fascinate und Lena Gundlage (Schweizer Hof), die Campino vorgestellt hatte. Drei Fränkinnen machten bei den Ponyspezialisten die Medaillen unter sich aus. Am Ende siegte Lea Brummer aus Großostheim mit Frühlingstraum. Die Silbe rmedaille holte sich Selina Söder von der RG Himmelgarten mit Schapur vor Theresa Erdmann (Gut Weihersmühle) und Reitlands Rosentanz.
Ein besonderes Schmankerl aus sportlicher Sicht war der Titelgewinn der erst 26-jährigen Springreiterin Ina von Bormann. Die Lebensgefährtin von Maximilian Weishaupt, deren Eltern das Gestüt Rahmannshof im Ruhrgebiet betreiben, hatte als einzige Frau den Mut, im Lager der Herren/Damen ihre Ansprüche auf den Meistertitel anzumelden – und siegte prompt. Mit Rahmannshof Stagoldina legte die für Jettingen startende Amazone vier Nullrunden in den drei Wertungen hin, kassierte lediglich ein paar Zeitfehler und stand am Ende ganz oben auf dem Treppchen. Auf Platz 2 dann Lawrence Greene (RA München) mit Bayerns Staatshengst Arrivederci vor dem Nesselwanger Daniel Dassler mit Con Spirit, dem Springsieger der Süddeutschen Körung von 2009.
22 männlichen Kollegen hatte die zierliche Reiterin gezeigt, wo’s langgeht – was für eine Leistung. Drei Tage lang Nullrunden – das gelang auch der Siegerin bei den Damen. Stefanie Boniberger (RFV Au-Hallertau) war mit Limerick an den Start gegangen und schaffte schließlich den Titelgewinn. Die Silbermedaille holte sich die Ingolstädterin Sandra Viehweg mit Weraton vor Katja Dellert (Sonnefeld) auf Leonidas.
In der Altersklasse Junge Reiter gelang Mie Reimer Daugaard die Titelverteidigung. Die junge Bereiterin aus Großostheim holte mit Loriot erneut die Goldmedaille und verwies Maximilian Lill (Schweizer Hof) mit Ramira und den Erdinger Daniel Böttcher mit Magic Girl auf die Plätze. Bei den Junioren II zeigte der bereits Nationenpreis-erfahrene Tim Hartlaub, dass mit ihm stets zu rechnen ist. Auf Zocker holte der junge Großostheimer den Titel vor Deborah-Ann Dierkes (Schweizer Hof) mit Quick Silver und Maximilian Ruppert (Eggenfelden) mit Puma.
Gleich zwei Medaillen gab es für Leonie Weirich: Die 16-jährige Erdingerin schaffte sowohl bei den Junioren I mit Carlo den 2. Platz als auch im Ponylager mit Carabas. Siegerin wurde hier Antonia Maar aus Fürth, die mit Gavanie drei Tage lang für stilistisch einwandfreie und zugleich fehlerfreie Runden sorgte vor Weirich und Annabell Veeh (Simmershofen). Bei den Junioren I ging die Goldmedaille an die Ingolstädterin Anna Kolarik mit Sementa, gefolgt von Weirich und Johannes Schuster (Pöttmes), der Chutney gesattelt hatte.
Auch die Reiter mit Handicap trugen in Riem ihre Meisterschaften aus. In Grade I siegte Martina Gabriel mit Romeo, in Grade II Julia Porzelt mit Lettenhofs Lovely Daintiness, in Grade III Michael Wimme mit Alcazar und in Grade IV Gabriele Manhart mit Destino. Erstmals in Bayern fanden auch Wettbewerbe für Reiter mit Handicap im Springparcours statt. Hier durfte sich Christian Feigl, Mitarbeiter der Landeskommission in München, mit seinem Cassis als Meister feiern lassen.
PM/Martina Scheibenpflug