Sharp Banda hat noch nie Sambia verlassen. Der junge Schwarz-Afrikaner arbeitet als Mann für alles in einem sambischen Reitclub und ist nie selbst im Springsattel unterwegs gewesen. Aber er hat sich dem Parcoursbau verschrieben. Für die Braunschweiger LöwenClassics 2018 hat er eine ganz spezielle Einladung bekommen und wird dort als Ehrengast empfangen. Die LöwenClassics als Ort der Begegnung, Verständigung und Erfahrung – sportlich und menschlich.
Der Pferdesport ist in Sambia eine Randsportart. Mehr noch: Fast alle Posten in Ministerien und Sportämtern sind an Schwarz-Afrikaner vergeben, der Pferdesport wird fast ausschließlich von Weißen betrieben. Eine fast befremdliche Trennung, die sich hier widerspiegelt. Und eine Tatsache, die es der Verbreitung des Pferdesports in Sambia nicht einfacher macht. „Zwar ist Schwarz-Afrika, mit Ausnahme von Südafrika, nicht der Markt für unseren Sport, aber die Globalisierung an sich nimmt uns in die Verantwortung, auch in den reitsportlich nicht ganz so aufgestellten Ländern für unseren Sport einzutreten und die bestmöglichen Fundamente zu gewährleisten“, betont LöwenClassics-Chef Axel Milkau. Sharp Banda ist ein erstes Band der Verknüpfung zwischen Braunschweig und Sambia. Der Braunschweiger Ehrengast könnte somit einen sehr konkreten und persönlichen Teil zur Globalisierung des Pferdesports beitragen, ausgelöst durch die LöwenClassics.
„Für Sharp werden die LöwenClassics 'mindblowing'!“, ist LöwenClassics Parcourschef Marco Behrens sicher, der Sharp im vergangenen Sommer bei einem Turnier in Sambia kennenlernte. Behrens war Parcourschef bei der 'Horse of the Year-Show', Sharp war sein Assistent. Der junge, engagierte Mann ist Behrens aufgefallen. Seither stehen die beiden in Kontakt. Über Facebook werden Parcourspläne hin und her und Tipps von Deutschland nach Sambia geschickt. Jetzt hat das LöwenClassics-Team den aufstrebenden Parcoursbauer aus Sambia zu den LöwenClassics nach Braunschweig eingeladen. Für Sharp wird es nicht nur seine erste Flugreise, ein neuer Kontinent, eine völlig neue Erfahrung im Pferdesport und in seinem Leben. Das Ziel der LöwenClassics-Macher geht weit über diese Gedanken hinaus. „Über den Pferdesport, über die LöwenClassics haben wir die Chance, hier ganz konkret einen wunderbaren Beitrag zu den wichtigen aktuellen Themen Völkerverständigung und Integration zu leisten“, freut sich Turnierchef Axel Milkau. „Wir werden Sharp mit einem Mitarbeiter meiner Firma, Salomao Salu Sonjamba, der wie Sharp ein Schwarz-Afrikaner ist, in Kontakt bringen.“ Salomao Salu Sonjamba wird Sharp mit seiner ganzen Familie bei den LöwenClassics treffen und zum Abendessen in die Braunschweiger afrikanische Community einladen. „Wir hoffen, dass wir so über die LöwenClassics einen Kontakt knüpfen können, der dann über die LöwenClassics hinaus bestehen bleibt.“
Die Art der Hindernisse, des Hindernisbaus, die Höhe, die Distanzen, die Linien – all das liegt weit weg von dem, was Sharp aus Sambia kennt. „Die Hauptprüfungen in Sambia werden über Hindernisse mit 1,10 Metern Höhe ausgerichtet“, erklärt Behrens, „bei uns sind es 1,55-1,60 Meter. Perfekte Linien reiten, mit Distanzen spielen, das gibt es in Sambia nicht.“ In Sambia gibt es auch noch keinen anerkannten Parcoursbauer. Ein Grund, warum immer ausländische Hindernisexperten eingeladen werden müssen. Auch eine eigene Parcourschefausbildung gibt es in Sambia nicht, aber sie wollen endlich auch einen eigenen anerkannten Parcoursbauer im Land haben. Deswegen hat der Sportverband spontan die Kosten für Sharp Bandas Flug nach Hannover übernommen. Das LöwenClassics-Team hat im Eiltempo mit der afrikanischen Botschaft ein Visum und alle anderen erforderlichen Papiere für Sharps Reise zusammengestellt. Am kommenden Mittwoch wird der 29-jährige Hindernis-Fachmann in Braunschweig erwartet. „Sportlich wird Sharp nicht viel mitnehmen können von den LöwenClassics“, ist sich Behrens bewusst. Dazu sind die Länder zu weit im Niveau auseinander. „Aber wir hoffen, ihm eine Vision vermitteln zu können, ihn zu motivieren und ihm Ideen aufzuzeigen, wohin sich der Sport entwickeln kann.“
Marco Behrens weiß, wovon er spricht. Auch für ihn sind nicht zuletzt die LöwenClassics richtungsweisend gewesen. „Ich habe bei den LöwenClassics schon als Shuttlefahrer ausgeholfen, habe viele Jahre bei Frank Rothenberger im Parcours mitgearbeitet und dann bei Heiko Wahlers assistiert. Seit letztem Jahr bin ich Parcourschef in Braunschweig. Für mich sind die LöwenClassics wie mein Wohnzimmer.“ Er baue viele Parcours in vielen Ecken der Welt im Lauf eines Jahres, so Behrens. „Aber die LöwenClassics sind jedes Jahr mein persönlicher Höhepunkt der Saison.“
Infos:
zu den Löwen Classics finden Sie unter www.loewenclassics.com
PM