„Wir sind ein Ausflugsziel geworden“

Foto: Isabelle Wert mit Don Johnson - Fotograf: Maximilian Schreiner

Foto: Isabelle Wert mit Don Johnson - Fotograf: Maximilian Schreiner

Heiße Ritte und heiße Temperaturen: Schon als die ersten rockigen Klänge durch die Nürnberger Dressurarena im Olympia-Reitstadion in München-Riem tönten, waren die Zuschauer hingerissen von den tanzenden Pferden und ihren prominenten Reitern.

 

Die letzte Dressurprüfung nach vier Tagen Pferd International München war zugleich auch die spannendste. Acht Paare hatten sich qualifiziert und stellten ihre Pferde bei der CDI5* Grand Prix Tour in der NÜRNBERGER Dressurarena den Richtern vor. Tausende Zuschauer säumten das Viereck und sorgten für Stimmung, die Qualität der Ritte tat ein Übriges. Am Ende siegte die Erfahrung: 15 Jahre ist der Hannoveraner Wallach Don Johnson alt und seine Reiterin Isabell Werth steuerte den mächtigen Braunen wieder einmal souverän durch die Prüfung. Absolute Präzision in den Lektionen, eine mitreißende Musik und zahlreiche Höhepunkte – da war der sechsfachen Olympiasiegerin und damit erfolgreichsten Reiterin der Welt der Sieg sicher. „Johnny hat heute gezeigt, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört und wieder einmal alles gegeben, dieses Pferd ist wirklich ein richtiger Kämpfer“, schwärmte die Rheinbergerin.

 

Mit Sammy Davis Jr., einem elfjährigen bayerischen Hengst, den die mittlerweile verstorbene Nürnberger Tierärztin Conny Herbert seinerzeit entdeckt und gefördert hat und der deshalb dem bayerischen Fachpublikum nicht ganz unbekannt ist, holte sich die Frankfurterin Dorothee Schneider die silberne Schleife und verwies damit Hubertus Schmidt (RV Altenautal) mit Imperio auf Platz drei. Stolzer Zuschauer: Dr. Eberhard Senckenberg, der als Gestütsleiter des Bayerischen Haupt- und Landgestüts Schwaiganger quasi der Besitzer des Trakehner Hengstes ist.

 

Einen sensationellen Sieg in der Qualifikation zum NÜRNBERGER BURG-POKAL landete Aikje Fehl mit der bayerischen Stute Chilly Jam. „Ich bin völlig überwältigt, jetzt weiß ich erst, wozu dieses Pferd in der Lage ist“, so die 28-Jährige, die als Bereiterin im Stall Sessler bei Regensburg arbeitet. Auch der Zweitplatzierte, Hubertus Schmidt, zeigte sich begeistert von seinem Pferd Escorial. Schließlich bestreitet der siebenjährige Hengst ebenso wie Chilly Jam in diesem Jahr seine erste S-Saison. „Für die Pferde ist München eine ganz schöne Herausforderung, aber wir Reiter lieben das, wenn so viel Publikum anwesend ist“, so Schmidt.

 

Erstmals hatte der Piaff Förderpreis in München Station gemacht, eine Serie, die dem Dressur-Nachwuchs unter den Reitern vorbehalten ist. Nach ihrem Sieg in der Einlaufprüfung am Samstag konnte sich Lisa-Maria Klössinger am Finaltag den zweiten Rang sichern. Die junge Landshuterin hatte FBW Daktari gesattelt, steuerte ihn souverän durch die Dressurprüfung der Klasse S*** und sammelte am Ende nur ein paar Prozent weniger als die Siegerin Bianca Nowag (Ostbevern) mit Fair Play RB.

 

Heiß her gings bei Pferd International München am letzten Tag auch im Springparcours. Und letztlich verhinderte eine Zehntelsekunde den vollkommenen weißblauen Triumph. Maximilian Lill, der 23-Jährige, der bereits zweimal im Team einer Nachwuchs-Europameisterschaft unterwegs war, hatte im Großen Preis von Bayern, einem CSI3*, seinen erfolgreichen Capuccino gesattelt. Der mittlerweile 16-jährige Oldenburger legte in beiden Umläufen blitzschnelle Runden hin, aber am Ende reichte es dann doch nicht ganz. So musste der junge Mann vom Katharinenhof im oberbayerischen Antdorf seiner Schweizer Konkurrentin Annina Züger den Sieg überlassen und sich mit der silbernen Schleife begnügen. Die junge Frau wiederum, die mit Louis eine souveräne Runde hingelegt hatte, konnte ihr Glück gar nicht fassen: „Dieses Turnier ist der absolute Wahnsinn, ich fühle mich immer noch wie im Traum“, stellte die 25-Jährige fest. Zwar war sie in ihrer Jugend bereits dreimal Schweizer Ponymeisterin, konnte dann in den Folgejahren viele Platzierungen bei internationalen Turnieren erzielen, doch der Sieg im Großen Preis von Bayern ist ihr bislang größter Triumph.

 

„Total ausgebuchte Startplätze, ausländische Parcoursbauer als Gäste, die ihre positiven Eindrücke nach außen tragen werden und mit 70.000 Zuschauern einen Besucherrekord – was wollen wir mehr?“, zog Jürgen Blum als Verantwortlicher der veranstaltenden Hippo GmbH am Sonntag Abend Bilanz. „Wir wollten nicht nur ein Reitturnier sein, sondern auch ein Ausflugsziel und das haben wir heuer erreicht.“

 

PM/Martina Scheibenpflug

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