Schneller als erhofft in Elite angekommen: Laura Klaphake...

Gemeinsam erfolgreich im Barrierenspringen: Laura Klaphake mit Bantou Lalou. Foto: Sascha Kopp  Foto: Sascha Kopp
© Foto: Sascha Kopp

Dressur war ihr zu langweilig. Zudem zieht Laura Klaphake klare Entscheidungen vor. „Wenn die Stange fällt, dann ist es ein Fehler“, sagt sie. Dann gebe es keine...

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WIESBADEN. Dressur war ihr zu langweilig. Zudem zieht Laura Klaphake klare Entscheidungen vor. „Wenn die Stange fällt, dann ist es ein Fehler“, sagt sie. Dann gebe es keine Diskussion.

Die Wahl der 24-Jährigen scheint richtig gewesen zu sein. Denn die Amazone, die an Pfingsten erstmals überhaupt im Biebricher Schlosspark im Sattel saß und gleich auf Bantou Balou das Barrierenspringen am Freitagabend gewann, gehört zu den jungen Aufsteigern, die das Feld der Etablierten im Stangenwald derzeit aufmischen. Im vergangenen Jahr wurde sie erst auf Silverstone Deutsche Meisterin, dann feierte sie bei den Europameisterschaften in Göteborg ihr Debüt in der Championatsequipe von Bundestrainer Otto Becker. Mit dem Team landete sie auf Rang fünf, im Einzel auf Platz 17.

Nun sollten die Weltreiterspiele im September in Tryon (USA) das nächste Ziel sein. Zumal Klaphake mit ihrer EM-Stute „Catch me if you can“ zu den fünf Reiterpaaren zählt, die 2018 im Olympiakader stehen. Doch die älteste unter drei Geschwistern, deren Bruder Enno ebenfalls in Wiesbaden dabei war und auf Majeur de Brecey Dritter in einer internationalen Springprüfung wurde, macht sich keinen Druck. „Ich reite von Turnier zu Turnier“, sagt sie. Dann werde man sehen, ob das für eine Nominierung reicht.

24-Jährige muss während des Turniers büffeln

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Neben dem sportlichen Erfolg verfolgt Klaphake noch andere Pläne. Ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, das hat sie nicht vor. Zu sehr fürchtet sie, dann den Spaß daran zu verlieren. Entsprechend hat die Steinfelderin bereits den Bachelor in internationalem Management in der Tasche und hängt jetzt noch den Master mit dem Schwerpunkt Immobilien an. Das Fernstudium erfordert Zeit und Disziplin. Beim Turnier in Wiesbaden etwa saß die gebürtige Niedersächsin bei längeren Pausen im Pferdetransporter und lernte für zwei Prüfungen. „Ich weiß, dass es schwer wird, später etwas zu finden, was sich mit dem Sport kombinieren lässt“, erklärt sie. Aber sie habe es fest vor.

Klaphake entstammt einer Pferdesportfamilie. Im Sattel, so hatte sie einmal gesagt, habe sie bereits aufrecht gesessen, als sie noch nicht richtig laufen konnte. Auf Ponys sammelte sie erste Erfahrungen, gewann im Nachwuchsbereich bei fünf EM-Teilnahmen vier Medaillen und steuert ihre vierbeinigen Partner mittlerweile auf die ganz großen Hindernisse zu. Unterstützt wird sie dabei nicht nur von ihren Eltern, sondern auch vom Arbeitgeber ihres Vaters. Joseph Klaphake ist als Kundenberater im Stall von Paul Schockemöhle so etwas wie die rechte Hand des früheren Europameisters und heutigen Pferdezüchters. Die meisten Pferde der Reiterin gehören dem 73-jährigen Unternehmer, und „Catch me if you can“ ist ihr bis mindestens 2019 zugesagt. Dann allerdings, wenn ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2020 der Markt für Top-Tiere richtig in Bewegung gerät, könnte auch sie das gleiche Schicksal erleiden wie derzeit viele namhaftere Kollegen, deren beste Pferde verkauft wurden.

Einen Abgang hat Klaphake schon zu bedauern. Silverstone steht seit Anfang des Jahres in tschechischem Besitz und wird von Anna Kellnerová präsentiert. Beim Gespräch über den ehemaligen Partner legt sich ein Schatten auf die sonst so strahlenden Augen der jungen Frau. Schließlich sei man zusammengewachsen, seien Mensch und Tier Freunde geworden. Doch Klaphake weiß, wie die Geschäfte funktionieren: „So etwas bleibt nicht aus.“

Sie selbst profitiert aktuell davon, dass es anderen ähnlich geht. Und dass zudem auch aus anderen Gründen aus dem Bronze-Team, das die deutschen Farben bei Olympia 2016 in Rio vertrat, aktuell kein Reiter zur Verfügung steht. Meredith Michaels-Beerbaums Pferd Fibonacci wurde verkauft, Ludger Beerbaum hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben. Christian Ahlmann und Daniel Deußer kommen aktuell nicht mal für eine Nominierung für einen Nationenpreis infrage, weil sich beide mit ihren Pferden schon einmal auffällig gewordenen Reiter weigern, die vorgeschriebene Athletenvereinbarung zu unterschreiben.

Doch egal, was die Zukunft bringen sollte: Laura Klaphake setzt sich nicht unter Druck. Schließlich sei sie schon viel schneller als erhofft dort oben gelandet, wo sie immer hin wollte. „Ich muss mich zwischendurch noch manchmal kneifen, ob ich nicht träume.“