Springreiten: Christoph Lambert gewinnt das finale Stechen in...

Schnell unterwegs: Auf Surinamgewinnt Christoph Lambert das S-Springen mit Stechen.Foto: photoagenten/Axel Schmitz  Foto: photoagenten/Axel Schmitz
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„Glücklich – aber müde.“ Für das Pensum dieser vier Tage macht Sabine Lind einen fitten Eindruck. Die Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Framersheim hat aber auch...

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FRAMERSHEIM. „Glücklich – aber müde.“ Für das Pensum dieser vier Tage macht Sabine Lind einen fitten Eindruck. Die Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Framersheim hat aber auch kaum eine andere Wahl, ist pausenlos als Organisatorin gefordert. Das Reitturnier, das am Sonntag mit dem S**-Springen mit Stechen ein hoch spannendes Finish fand, wird von den Verantwortlichen als voller Erfolg bewertet. Rund 500 Besucher säumen den Reitplatz auf dem Gestüt von Olympiasiegerin Dorothee Schneider. Bier, Schorlen, Aperol Spritz und Kaffee fließen im steten Wechsel, die Caterer haben ebenso gut zu tun wie die Ehrenamtlichen an der Kuchen- und Brötchentheke.

„So ein Turnier gibt es sonst in Rheinhessen nicht. Die Reiter sagen mir alle, wir sollen nur das Niveau halten“, erzählt Sabine Lind. Ein harter Kern von rund einem Dutzend Verantwortlichen und noch einmal so viele Helfer kümmern sich um den Ablauf. Eine davon ist Caroline Skuhr, die vor zehn Jahren nach Hamburg gezogen ist, aber immer noch drei, vier Mal pro Jahr nach Framersheim zurückkehrt. Die eigene Stute genießt schon ihr Rentnerdasein. Für die Pressewartin und eine der zwei Turnierärztinnen ist es gleichwohl Ehrensache, mitzuhelfen. „Es sind vier Generationen Reitsport, die sich hier treffen“, erzählt sie.

Während die Reiter ihre Pferde von Hürde zu Hürde lenken, herrscht im Publikum konzentrierte Stille. Ganz so eng wie beispielsweise beim Tennis sieht man es bei den Springreitern mit der Plauderei eigentlich nicht, aber in der Schweren Klasse mit mindestens 1,40 Meter hohen Hindernissen kann kaum ein Zuschauer den Blick abwenden. Nach jedem Null-Fehler-Ritt ertönen Musik und lautes Klatschen. Zehn der 31 Teilnehmer bleiben makellos und schaffen es damit ins Stechen. „Dieses Springen und die U 25-Wettbewerbe sind die Highlights“, sagt Jörg Oswald. Der Zweite Vorsitzende des 100-Mitglieder-Vereins war als Kind bei Sabine Lind im Reitunterricht. Rund 20 Turnierwochenenden macht er im Jahr mit, durchaus auch im Wettbewerb – daheim aber nicht. Keine Zeit.

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„Ich habe mir für das Turnier zwei Wochen Urlaub genommen“, erzählt er. Die Feiern am Freitag- und Samstagabend gingen jeweils bis drei Uhr, um 6.15 Uhr rappelte schon wieder der Wecker. „Es macht Spaß, und finanziell bleibt etwas für den Verein hängen, das man wieder in den Sport stecken kann“, sagt Oswald, einer der Unermüdlichen. Ein Segen ist für den RuF die Kooperation mit Dorothee Schneider, auch über das Turnier hinaus. Der Verein hat einen eigenen Reitplatz auf der Anlage, kann im Winter auch die Halle nutzen, teilt sich mit den Gastgebern die Pflege des Turnierplatzes.

Eine Besonderheit ist das Fritz-Schäfer-Gedächtnisspringen – im Andenken an einen langjährigen Ausbilder und Preisrichter. „Wir denken an unsere verstorbenen Freunde“, sagt Sabine Lind. Und die Framersheimer dürfen sich über ihren Nachwuchs freuen: Mit einer Wertungsnote von 8,2 holte die 13-jährige Madeleine Körner beim Stilspringen das viertbeste Ergebnis.

So langsam ist Kaffee-Zeit, immer mehr Besucher kaufen sich ein Stück Kuchen, die zuhauf aus der Framersheimer Bevölkerung gespendet wurden. Dann geht das Stechen los, und es ist enorm spannend. Drei Reiter bleiben auch im nochmals verschärften Parcours fehlerfrei, Christoph Lamberths Zeit von 34,91 Sekunden bleibt bis zum letzten Starter bestehen. Marcel Offermann vom RSG Soonwald auf Tyson 33 ist prima im Rennen, setzt am letzten Hindernis zum extra-gewagten Sprung an, landet sicher – und ist mit 35,48 Sekunden auf der Uhr doch knapp geschlagen. Rang zwei, Applaus. Das deutsche WM-Spiel hat unterdessen begonnen. Mehr Grund zur Freude gab es definitiv in Framersheim. Bevor die Siegerehrung ertönt, summt Bob Geldof sein „I Don’t Like Mondays“ aus den Boxen. Ausschlafen wäre mal wieder schön. Im nächsten Jahr gibt’s die nächste Auflage.