Pferdesport:Sturz an der 18

Bei der deutschen Meisterschaften in der Vielseitigkeit stürzt die Belgierin Chloe Raty, ihr Wallach Axel muss eingeschläfert werden. Nach dem Tod des Pferdes wird nun über die Sicherheitssysteme diskutiert.

Von Gabriele Pochhammer, Luhmühlen

Was die Ergebnisse betrifft, waren die deutschen Meisterschaften in der Vielseitigkeit Routine: Julia Krajewski auf Samourai du Thot gewann mit 19,9 Minuspunkten vor Ingrid Klimke auf Hale Bob und Titelverteidigerin Bettina Overesch auf Designer. Doch die Resultate wurden an diesem Wochenende in Luhmühlen wieder einmal überschattet durch einen Sturz im Gelände, den das Pferd der Belgierin Chloe Raty nicht überlebte.

Ihr Wallach Axel hatte sich dem Hindernis 18 genähert, einem Hochweitsprung aus dicken Holzbalken, in sehr langsamem Tempo, er stolperte mehr oder weniger darüber. Axel rollte auf die Reiterin, aber zum Glück nicht auf den Körper, sondern auf die Beine. Raty trug außer der vorgeschriebenen Sicherheitsweste auch einen Airbag, der sich öffnete. Es gelang den Ärzten, sie unter dem Pferd hervorzuziehen und zu versorgen. Sie kam ohne äußerliche Blessuren davon. Fatal war der Sturz indes für Axel. Er musste in Narkose versetzt werden, bevor man ihn auf einer Plane auf einen Ambulanztransporter ziehen konnte. In der Klinik Ninberg stellten die Tierärzte einen Bruch des ersten Lendenwirbels fest, das Pferd war querschnittsgelähmt. Es hätten nahezu keine Heilungschancen bestanden, erklärte Turniertierarzt Jürgen Martens, deswegen habe man zusammen mit Equipe-Chef und Besitzer beschlossen, das Pferd einzuschläfern.

Der Sprung wurde nach dem Unfall aus dem Kurs genommen, die Sicherheitsvorrichtung MIM hatte sich nicht gelöst. Offenbar, so Parcourschef Mike Etherington-Smith, sei der Aufprall auf den Balken nicht stark genug gewesen, denn der Mechanismus zur Freigabe des Hindernisses wird ja erst bei einem gewissen Druck ausgelöst. Auch deshalb ist die Diskussion über die Sicherheit im Vielseitigkeitssport neu entbrannt, vor allem die Sicherheitssysteme werden erneut unter die Lupe genommen.

Das MIM-System beruht auf einem Klappmechanismus, der sich öffnet, wenn die Stange stark angeschlagen wird. Eine andere Methode verwendet leicht brechende Holzstäbchen zwischen Stange und Halterung. Der Arzt Herbert Klengel hat ein Seilzug-System entwickelt, bei dem die Stange bei starkem Anschlag aus der Halterung nach unten gedrückt wird. Dies befindet sich allerdings noch in der Erprobungsphase. "Jedes Sicherungssystem kann nur helfen, das Risiko zu reduzieren", sagte Etherington Smith, "es gibt bei keinem System die Garantie, dass ein Sturz verhindert wird."

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