Schwerer Sturz beim CCI4*-Cross in Luhmühlen

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Das Vier-Sterne-Gelände von Luhmühlen wurde überschattet von einem schweren Sturz. Das Pferd musste eingeschläfert werden.

An Hindernis 18 b, nach dem dritten Wasserhindernis und ziemlich am Ende der Strecke, stürzte der elfjährige Axel Z der belgischen Reiterin Chloe Raty und begrub seine Reiterin unter sich. Das Pferd näherte sich dem Spring, einem Oxer aus dicken Holzbalken eher langsam, stolperte mehr oder weniger darüber, wobei es das linke Vorderbein stehen ließ.

Wie durch ein Wunder blieb Raty unverletzt, wie eine gründliche Untersuchung im Krankenhaus später ergab. Das Pferd war nicht auf ihren Körper sondern auf die Beine gefallen, so gelang es den Ärzten, sie unter dem Pferd hervorzuziehen und zu versorgen. Sie trug außer der vorgeschriebenen Sicherheitsweste auch einen Airbag, der bei dem Sturz aufging.

Axel musste eingeschläfert werden

Weniger glimpflich ging der Sturz für Axel aus. Er konnte nicht mehr aufstehen und musste in Narkose versetzt werden, bevor man ihn auf einer Plane auf einen Ambulanztransporter ziehen konnte.

In der Klinik Nienberg wurde Bruch des ersten Lendenwirbels festgestellt. Das Pferd war de facto querschnittsgelähmt. Es hätten so gut wie keine Heilungschancen bestanden, erklärte der zuständige Turniertierarzt Jürgen Martens, deswegen habe man sich in Abstimmung mit dem belgischen Equipechef und dem Pferdebesitzer entschlossen, das Pferd einzuschläfern.

Der Sprung wurde nach dem Unfall aus dem Kurs genommen. Die angebrachte Sicherheitsvorrichtung MIM hatte sich nicht gelöst. Dazu bemerkte der britische Kursdesigner Mike Etherington Smith: „Das Sicherheitssystem MIM kann wie andere Systeme auch immer nur helfen, das Risiko zu reduzieren, es gibt keine Garantie, dass ein Sturz verhindert wird.“

Offenbar, so der Parcourschef, sei der Aufprall nicht stark genug gewesen. Der Mechanismus wird erst bei einem gewissen Druck ausgelöst. „Das ist so gewollt, wir wollen nicht, dass die Stangen bei der kleinsten Berührung unkontrolliert über den Platz fliegen.“

Axel war das einzige Top-Pferd der Amateurreiterin Chloe Raty. Es war für beide das erste Viersterne-CCI****. Beim CIC Marbach 2018 kam das Paar auf Platz 14. Die 24-jährige Reiterin gilt als sehr talentiert und ist im Förderprogramm für junge Reiter ihres Landes. Auch für die Weltreiterspiele war sie im Gespräch.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Horst Müller

    Der Mensch ist ein Genie!
    Weil viele Menschen an Burnout leiden,
    wird versucht, dieses auch Pferde spüren zu lassen,
    indem die Pferde in schweren Geländekursen vor Aufgaben
    gestellt werden, die sie nicht mehr erkennen können.

    Damit ist nicht unbedingt der Sprung gemeint, der zum tödlichen Unfall führte.
    Wohin geht der Weg?

  2. Christoph Meier

    Ich glaube, Herr Müller, dass Sie nicht allzu viel von unserem Sport verstehen. Die Busch-Pferde werden sehr sorgfältig an ihre Aufgaben herangeführt und wenn Sie je auf einem gesessen wären, wüssten Sie, dass die Pferde ihren Job lieben und die Hindernisse freiwillig und mit Begeisterung angehen. Ihr Vergleich mit dem menschlichen Burnout könnte gar nicht unpassender und entlegener sein. Ich kenne viele Buschreiter und Buschpferde und übe diesen Sport selbst seit mehreren Jahrzehnten aus – aber ich habe bis heute nicht eine einzige Buschreiterin und auch kein Buschpferd angetroffen, das auch nur im entferntesten von ‚Burnout‘ geplagt gewesen wäre. Ein Schuss Abenteurertum gehört bei uns dazu – wie bei allen Burnout-fernen Menschen und Tieren. Und dass bei Abenteuern auch mal was schief gehen kann, sollte sogar Ihnen bekannt sein. Eine Garantie, dass rein gar nichts mehr passiert, haben Sie erst im Grab (und sogar dort sind die Würmer am Werk :-). Und wenn Sie sich schon über die Schwierigkeit der Aufgaben auslassen, gehen Sie doch zuerst einmal einen so wunderschönen, klugen, brillant aufgebauten Kurs wie Luhmühlen ansehen, lassen Sie sich von einem der besten Crossbauer weltweit, Mike Etherington-Smith, in die Geheimnisse einweihen. Vielleicht kriegen Sie dann wenigstens einen Hauch einer Ahnung von der Schönheit und Faszination unseres Sports, bevor Sie sich das nächste Mal äussern.
    Mit freundlichen Grüssen
    Christoph Meier

  3. Horst Müller

    Wie Recht sieh haben Herr Meier!
    Hatte einfach nicht überlegt, dass ich von ihrem Sport nicht allzu viel verstehe, als ich meinen Kommentar schrieb.
    Noch nie seit 2011 war die Ausfallquote in Luhmühlen in der 4* Prüfung so hoch wie heute und das hat sicherlich nicht einer der weltweit besten Crossbauer zu vertreten.
    Wodran mag es dann wohl liegen?
    Was soll schön und faszinierend sein, wenn von 50 Startern 21 die Prüfung nicht beenden und unzählige Vorbeiläufer im Kurs zu sehen waren?
    Meinen sie damit, das schon mal was schief gehen kann?
    Frage nur weil ich nicht den Hauch einer Ahnung habe.

  4. Beat Berger

    Sehr geehrter Herr Müller
    Christoph Meier tut Ihnen Unrecht. Als ehemaliger Vielseitigkeitsreiter unterstütze ich Ihre kritischen Fragen.
    Hinzu kommt, dass der Kursbauer Mike Etherington-Smith gerne ans Limit oder darüber hinaus geht,
    so auch an den Olympischen Spielen in Hong Kong. Dort wurde er zu Recht von Prinzessin Haya (damalige Präsidentin der FEI) angewiesen, ein Hindernis, das zum Teil aus grossen Steinen gebaut wurde, abzuändern.
    Da wurde vor geraumer Zeit ein Cross-Bauer auf einen Thron gehievt, wo er spätestens nach Luhmühlen 2018 nicht mehr hingehört.

  5. Ute Keil

    Danke Herr Berger für Ihren ehrlichen,den Tatsachen entsprechenden Beitrag!
    Besonders bemerken sollte man,dass diese Stürze,mit dramatischen Folgen,all denen „Futter“ geben,die den grundsätzlich wunderschönen Reitsport,wenn er denn „sauber und fair“ ausgeübt wird,grundsätzlich „verteufeln“ und ablehnen.Geritten und gefahren wird seit Menschen Gedenken!Die Kommerzialisierung auch in diesem Sport trägt dramatisch zu „größer,weiter,höher,spektakülärer,teurer“ bei…keine schöne Perspektive……

  6. Horst Müller

    Lassen sie uns hier bitte nicht über Recht und Unrecht sprechen, sondern lieber praktikable Wege finden, die dem Sport und dem Pferd weiterhelfen.

    Der Geländeaufbauer sollte in der Lage sein einzuschätzen, welches Reiterklientel erwartet wird.
    Badminton ist nicht Luhmühlen!
    Danach sollte sich der Aufbau richten.

    Der für Auslandsnennungen zuständige Mitarbeiter der FN, in Deutschland der Bundestrainer, sollte einschätzen können, ob seine Schützlinge den Anforderungen gewachsen sind und „notfalls“ einen Start verhindern.

    Der Weltreiterverband (FEI) könnte darüberhinaus nachdenken, ob der Qualifikationsmodus für 4* Prüfungen angehoben werden sollte.
    Nicht jede Qualifikationsprüfung ist vom Stellenwert gleich zu beurteilen.

    Dieses sind einmal meine spontanen Gedanken.

  7. Luisa Mellhorn

    Ich denke auch, dass der Qualifikationsmodus für internationale Prüfungen angepasst werden muss. Das beginnt schon im untersten Niveau; gehen wir mal vom „schlimmsten“ Fall aus:
    Ein im Gelände unerfahrener Reiter hat mit einem im Gelände unerfahrenen Pferd in einer Saison 12 VA* geritten und war davon 1 mal platziert und 1 mal hat er das erfahrene Pferd vom Bekannten geritten und war platziert. Was darf er nun? -> Richtig: mit dem unerfahrenen Pferd CIC* oder CCI* reiten! Ohne jemals auch nur eine VA** oder VL geritten/ beendet zu haben, weder mit diesem noch einem anderen Pferd….das finde ich fahrlässig. Klar, sollte der Reiter das selbst einschätzen können, aber manche überschätzen sich einfach….


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