Dressurreiten: Wiesbadenerin Antja Hell glänzt mit Trakehner...

Heimspiel: Auch vor der prächtigen Kulisse des Biebricher Schlosses geht die WRFC-Reiterin Antje Hell mit Edberg ins  Dressurviereck.Foto: Hell  Foto: Hell
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Reiterinnen wie Antje Hell aus Wiesbaden gibt es im schweren Dressursport nur noch selten. Dort tummeln sich fast ausschließlich Profis, Reiter aus einem finanzstarken...

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WIESBADEN. Reiterinnen wie Antje Hell aus Wiesbaden gibt es im schweren Dressursport nur noch selten. Dort tummeln sich fast ausschließlich Profis, Reiter aus einem finanzstarken Elternhaus oder Mitglieder einer Reiterfamilie. „Das bin ich alles nicht“, erzählt die 49-Jährige, die sich am vergangenen Wochenende beim Turnier in Darmstadt-Kranichstein den Titel der Vize-Hessenmeisterin geholt hat.

Erstes Pony von eigenem Geld gekauft

Sie ist waschechte Amateurin und verdient sich ihr Geld als IT-Spezialistin in einer Wiesbadener Versicherung. Mit dem Sport angefangen hat sie im Alter von zehn Jahren in einer ganz normalen Reitschule in ihrem damaligen Heimatort Taunusstein-Wehen. Mit 18 Jahren kaufte sie sich von ihrem eigenen Geld ein Pony und das ohne Wissen der Eltern. „Ich bin vor die Haustür geritten und habe gesagt: ‚Das ist meiner‘“, erinnert sie sich.

Eine weitere Besonderheit der erfolgreichen Dressurreiterin, die für den Wiesbadener Reit- und Fahr-Club startet: Sie liebt Trakehner. Diese feingliedrigen, mittelgroßen Pferde sind im hohen Dressursport eine Seltenheit, hier dominieren große, muskelbepackte Vierbeiner das Geschehen. „Mein Pferd ist zwar nicht besonders muskulös, aber er weiß sich in Szene zu setzen“, plaudert Hell über ihr Erfolgspferd Edberg, mit dem sie sich den Vize-Titel geholt hat.

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Die beiden kennen sich schon lange. Vor acht Jahren hat sie den damaligen Youngster bei der Trakehner-Körung in Neumünster gekauft. Er war schon damals sehr elegant und versprach, nicht sonderlich groß zu werden. Auf ein Stockmaß von 1,67 Meter hat der Fuchshengst es mittlerweile gebracht, für seine nur unwesentlich größere Reiterin ist das perfekt. Sie bezeichnet ihn als „typisches Frauenpferd“. Mit Kraft kommt man bei dem sensiblen Tier nicht weiter. „Man muss ihn zu bedienen wissen“, so die Reiterin.

Und das kann sie offensichtlich. Bereits die Ausbildung des gekörten Hengstes, der jedoch noch kein Vater geworden ist, verlief völlig unproblematisch. Bereits die ersten Starts in speziellen Prüfungen für die Dressur-Nachwuchspferde waren erfolgreich. Mit sechs Jahren war der in Dänemark geborene Hengst sogar Reservist für die Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde. Mit sieben Jahren hatte er bereits neun schwere Dressuren gewonnen. „Er hat das gewisse Etwas, das bei den Richtern gut ankommt“, sagt seine Reiterin.

Urlaub mit Familie und Pferd in Frankreich

Ernsthaft krank war er noch nie. In seiner Freizeit bummelt er gerne über die Koppeln auf der Domäne Mechthildshausen in Erbenheim, wo er lebt. Und einmal im Jahr fährt er mit der Familie Hell in den Urlaub nach Frankreich. Zur Erholung ist er dort allerdings nicht, er wird ganz normal geritten. „Wir nehmen ihn eigentlich mit, weil ich keinen passenden Reiter für ihn habe.“ Auch dieses Jahr war sie mit ihrem Mann, der 14-jährigen Tochter, dem Pferd und ihren beiden Hunden zum Urlaub nahe Saint Tropez – pünktlich zur Hessenmeisterschaft waren sie wieder zurück. Der Vize-Titel war der Höhepunkt ihrer Saison. „Das war das erste Mal, dass wir wirklich eine fehlerlose Prüfung hatten“, erzählt sie stolz. „Ansonsten haben immer entweder er oder ich Fehler gemacht.“

Nach dem ganzen Trubel bleibt nun auch mehr Zeit für ihr „Baby“. Er heißt Dragon Heart, ist – natürlich – ein Trakehner und drei Jahre alt. Im vergangenen Jahr hat sie ihn auf der Auktion in Neumünster gekauft. Er ist allerdings altersgerecht noch grün hinter den Ohren, ein Turnier hat er noch nie gesehen. Das wird sich bald ändern – schließlich soll Baby Dragon eines Tages in die großen Hufstapfen seines Stallgenossen treten.