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Pferdewechsel um Springreiter-Welttitel grundlos gestrichen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Max E.Ammann/ DL   
Samstag, 21. Juli 2018 um 15:45

Zürich. Bei den kommenden Weltreiterspielen im September in Tryon/ USA wird der Champion im Springen nicht mehr in einem Finale mit Pferdewechsel ermittelt – damit wurde diesem Titelkampf ohne ersichtlichen Grund der Reiz genommen, so Max Ammann in der PferdeWoche.

 

Im internationalen Springsport gibt es vier große Einzelehren zu holen: alle vier Jahre olympisches Gold und den WM-Titel, alle zwei Jahre den EM-Titel und jährlich den Sieg im Weltcupfinal. Die vier Championate haben seit jeher unterschiedliche Formate und Formeln. Das war beabsichtigt und ist gut so.

An den Olympischen Spielen müssen sich die Reiter, maximal je vier pro Nation, in drei Qualifikationsprüfungen für das letzte Springen der besten 35 qualifizieren. Im Finale geht es kompromisslos schnell: zwei Umläufe mit möglichem Stechen, also eine seit Jahrzehnten populäre Grand Prix-Formel bei vielen internationalen Turnieren. Dass im Final nur drei der vier möglichen Qualifizierten pro Land starten dürfen, ist eine der komischen Schreibtischverordnungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Olympisches Einzelgold gibt es seit 1912 zu gewinnen.

Weltmeisterschaft: Finale ohne Pferdewechsel

Die ers­te Weltmeisterschaft wur­de 1953 ausgeschrieben und zwar von einer FEI, die zu jener Zeit stark französisch/belgisch dominiert war – die englisch sprechenden Nationen waren in diskreter Dis­tanz. Die Franzosen hatten für ihr nationales Springchampionat 1949 den Pferdewechsel erfunden, und den Pferdewechsel als entscheidende Schlussprüfung setzten sie bei der FEI bei der Ausarbeitung der WM-Formel durch. Seit der ersten WM von 1953 ist der Pferdewechselfinal umstritten, er wurde endlos diskutiert, abgelehnt, verteufelt, geliebt. 1978 wurde der im Jahr zuvor gegründete «International Jumping Riders Club» gebeten, Stellung zu den WM- und EM-Formeln zu nehmen. An einer Zusammenkunft im Sommer 1978 in La Baule waren sich die internationalen Springreiter einig: Sie wollten den Pferdewechselfinal beibehalten. Dies wurde der FEI kommuniziert und der WM-Pferdewechsel blieb bestehen. 2014 wurde Jeroen Dubbeldam so Weltmeis­ter. Seither hat die FEI, eigentlich ohne sichtbaren Anlass (abgesehen von der nun bald 70-jährigen Kontroverse) beschlossen, den WM-Pferdewechsel abzuschaffen. Das ist bedauerlich. Denn so unterscheiden sich WM- und EM-Formeln kaum mehr, und der Pferdesport, ohnehin in starren Strukturen eingebettet, verliert eine der originellsten Wettkampfformeln. Beizufügen ist, dass eine Pferdewechselprüfung nur dann interessant ist, wenn es um einen wichtigen Titel geht und somit die besten Reiter und Pferde am Start sind. Jede andere Pferdewechselprüfung, selbst wenn vier Championsreiter antreten, bringt wenig: Meis­tens werden die Zweit- oder Drittpferde geritten und - abgesehen vom Preisgeld - geht es um nichts.

Bei EM wurde viel probiert…

Als die FEI für 1957 erstmals eine EM ausschrieb, glaubte man noch an den Pferdewechsel als Idealformel. Aber viele innerhalb der FEI wollten für die EM ein anderes Format: So wurde bereits 1958 der EM-Titel nach vier Wertungsprüfungen vergeben. 1959 setzten sich die Pferdewechsel Befürworter wieder durch, aber 1961 gab es drei EM-Wertungsprüfungen ohne Pferdewechsel. 1962 in London erfanden die Briten, mit Billigung der hilflosen FEI, eine neue Formel: drei Qualifikationen und dann ein Final von null. Ab 1963 einigte man sich auf drei Wertungsprüfungen. Aber noch immer mit Bonuspunkten. 1967 fügte man als vierte Wertungsprüfung eine Puissance dazu: Nicht weniger als zwölf der 23 Starter teilten sich den Sieg in der Puissance. Als die FEI 1975 erstmals eine EM-Teamwertung anbot, kam es zu neuen Reglementsverwirrungen. Erst für 1979 fand man, auch mit Hilfe der Springreiter, die noch heute gültige EM-Formel: drei Wertungsprüfungen mit Addition der Fehlerpunkte.

Weltcup-Finale: Umrechnung der Punkte

Als 1978 die Finalformel für den neugeschaffenen Weltcup diskutiert wurde, wollte man die zwei Pfeiler des Weltcupqualifikationssystems im Final integrieren: dass sich der Reiter für den Final qualifiziert und nicht eine Reiter-Pferde-Kombination. Die Konsequenz war, dass ein Reiter im Final die Pferde wechseln konnte; das Qualifikationssystem des Weltcups basiert auf Weltcuppunkten (20 dem Sieger, ein Punkt dem 16.). Also sollte auch der Final mit einem Punktesystem entschieden werden.
Schon bei den ersten Finals von 1979, 1980 und 1981 zeigten sich Schwä­ch­en: Da die Punkte erst nach dem letzten Reiter vergeben werden, hatten die Zuschauer Mühe, den Kampf um den Titel zu verfolgen. An der Weltcupsitzung nach dem dritten Final von 1981 in Birmingham präsentierte Bill Steinkraus eine Lösung: Weltcuppunkte in den beiden ers­ten Prüfungen, dann Umwandlung der akkumulierten Punkte vor der dritten Prüfung in Fehlerpunkte. So wird es noch heute gemacht und alljährlich beklagen sich einige Journalisten über das komplizierte System.

Vier Championate – vier Formeln

Vier grosse Championate, vier verschiedene Formeln. Das war, bis zur Abschaffung des Pferdewechsels durch die FEI, die nicht formulierte, aber doch akzeptierte Philosophie hinter dem Spring­sport auf allerhöchster Ebene. Keine der vier Formeln ist perfekt, aber die Diversität reflektiert die Vielfalt des Pferdesports mit seinen eingangs erwähnten starren Strukturen. Wahrscheinlich produzieren die EM- und WCF-Formeln am wenigs­ten Überraschungssieger, denn verlangt werden Spitzenleistungen über vier Tage. Die Finals 1978 (Gail Greenough) und 2010 (Philippe Lejeune) hatten zwar unerwartete Weltmeister, aber auch sie muss­ten sich in drei Qualifikationsprüfungen für das Finale der vier Besten qualifizieren, haben also ihre Klasse bewiesen.


An den Olympischen Spielen erlebte man, trotz der eigentlich einfachsten Eintagesformel, fast nur große Sieger. Von London 1948 bis Barcelona 1992 waren die Olympischen Goldmedaillen Bestätigungen großer Karrieren (Humberto Mariles, Pierre Jonqueres d`Oriola, Hans Günter Winkler, Raimondo d`Inzeo, Pierre Jonqueres d’ Oriola, Bill Steinkraus, Graziano Mancinelli, Alwin Schockemöhle, Joe Fargis, Pierre Durand, Ludger Beerbaum). Selbst der Sieger der Boykottspiele von 1980, der Pole Jan Kowalczyk, war der Favorit im bescheidenen Starterfeld. Eine Überraschung war sicher der Sieg des Deutschen Ulrich Kirchhoff 1996, und auch der später disqualifizierte Gewinner von 2004 in Athen, Cian O’Connor, wurde kaum erwartet. Aber alles in allem spiegeln die Sieger von Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie Weltcupfinals die Elite des internationalen Springsports wider und dies bei vier unterschiedlichen Formeln.

 


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