Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Kastanien abknipsen oder nicht?

Wo sie herkommen, wissen Reiter. Nämlich aus der Urzeit. Wie man sie wegbekommt, ist umstritten: Kastanien kürzen, ja oder nein?

Kastanien unserer Hauspferde sind Überreste aus der Urzeit. Wem sie zu lang werden, der kann sie mit einer Hufzange kürzen.

Bei manchen Pferden ist sie nur ein dünnes, flaches Stückchen Horn an der Innenseite des Beines und fast unsichtbar. Bei anderen wiederum ist sie dick und bis zu vier Zentimeter lang: die Kastanie. Dann stellt sich die Frage: Muss das so oder kann das weg?

Die Kastanien unserer Hauspferde sind Überreste aus der Urzeit. Als das Pferd noch klein wie ein Fuchs war, vorne vier und hinten drei Zehen hatte und im Wald lebte. Im Laufe von rund 55 Millionen Jahren wuchs das Pferd und entwickelte aus seinem Fuß mit den Zehen einen Huf. Was bleibt, ist die Kastanie als verkümmerte Zehe. Eigentlich stört sie nicht. Doch sie nimmt bei jedem Pferd andere Ausmaße an.

„Wenn die Kastanie länger als drei Zentimeter wird, kann man sie kürzen“, sagt Dr. Michael Dahlkamp von der Tierarztpraxis Dahlkamp aus Selm-Cappenberg. Statt Hufmesser, Raspel oder Schmirgelpapier ist für den Tierarzt die Hufzange das Werkzeug der Wahl. „Auch geschickte Laien können damit die Kastanie eines Pferdes vorsichtig abschneiden“, ist der Fachtierarzt sicher. „Die Kastanie besteht aus nicht lebendem Material. Es ist im Prinzip das gleiche wie Hufhorn.“

Knibbeln verboten

Gefühl haben Pferde in der Kastanie selbst also nicht. Sie vor dem Abschneiden mit Wasser, Melkfett oder Huföl weich zu machen, sei ebenfalls nicht notwendig. Dr. Dahlkamp meint aber auch: „Im Prinzip stört sie ja nicht.“ Er habe erst ein oder zwei Mal erlebt, dass eine Kastanie geblutet hat. Die Gefahr, dass ein Pferd sie sich abreißt, weil sie zu lang ist, ist demnach eher gering. Unbedingt notwendig ist das Kürzen also nicht. Wer es dennoch möchte, sich aber nicht traut oder nicht das passende Werkzeug im Schrank hat, der fragt einfach seinen Hufschmied beim nächsten Besuch.

Und auch wenn die Versuchung groß ist: Im Zweifel ist es besser, die Kastanien mit der Hufzange abzutrennen, als daran zu pulen und zu knibbeln und sie so schichtweise abzulösen. „Wenn sich einzelne Stücke oder Schichten der Kastanie lösen, sollte man sie nicht abziehen. Dabei besteht die Gefahr, eine lebende Brücke zu erwischen und eine Wunde zu erzeugen, die sich im Zweifel entzünden kann“, mahnt der Tierarzt. „Sobald die losen Stücke getrocknet sind, fallen sie von alleine ab.“ Also besser Finger weg und den Dingen ihren Lauf lassen.

Warum die Kastanie bei Pferden so unterschiedlich aussieht, hat genetische Gründe. Kastanien sind bei jedem Pferd in ihrer Form einzigartig. Wie der Fingerabdruck beim Menschen. Außerdem werden sie bei 
manchen Pferden im Alter größer. Alles normal, wie wir gelernt haben. Und wem sie dann doch einmal zu groß wird, der kann sie getrost abknipsen.