Reitsport:Eine deutsche Reiterin verzückt bei der WM

Reit-Weltmeisterschaft in Tryon

Simone Blum erweist sich als eine der besten Reiterinnen der WM.

(Foto: Stefan Lafrentz/dpa)
  • Die deutsche Springreiter-Equipe gewinnt bei den Weltreiterspielen in Tyron Bronze.
  • Es ist auch das Verdienst von Simone Blum, die auf einen weiteren Erfolg in der Einzelwertung hoffen darf.

Von Gabriele Pochhammer, Tryon

Die deutschen Springreiter haben bei der Weltmeisterschaft in Tryon (USA) die Bronzemedaille (22,09) gewonnen. Bundestrainer Otto Becker zeigte sich nach dem knappen Erfolg seiner Equipe im Nationenpreis der Weltreiterspiele überschwänglich: "Wir gehen hier in die Weinberge. Als gelernter Winzer passt das ja. Wir werden sicherlich noch ein oder zwei Gläschen trinken." Die USA und Schweden mussten den Sieg im Stechen ausmachen, weil sie nach drei Parcours mit 20,59 Punkten gleichauf lagen. Das US-Team aus Devin Ryan auf Eddie Blue, Adrienne Sternlicht auf Cristalline, Laura Kraut auf Zeremonie und McLain Ward auf Clinta kam mit 100,67 aus dem Stechparcours, die Schweden blieben ebenfalls fehlerfrei, benötigten aber 103,70 Sekunden. Alle vier Reiter mussten jeweils noch einmal antreten, die Ergebnisse wurden addiert.

Ein weiterer Grund zur Freude für die deutsche Mannschaft war der Auftritt von Simone Blum, die auf Alice mit 2,47 Punkten die Führung in der Einzelwertung übernahm. Diese wird am Sonntag in zwei weiteren Runden entschieden. Die elfjährige Fuchsstute ist nur eines von zwei Pferden dieser Weltmeisterschaft, die in drei schweren Parcours noch keinen einzigen Springfehler gemacht hat. Das andere ist Chardonnay unter dem Österreicher Max Kühner, mit 2.97 Punkten auf Zwischenrang zwei. Dritter zurzeit ist der Schweizer Martin Fuchs mit Clooney (4,68). "Sie soll einfach ruhig bleiben und so weiterreiten", riet Bundestrainer Becker seiner Athletin. Auch Marcus Ehning auf Platz 12 (8,37) und Laura Klaphake mit Catch me if you can (22., 20,51) haben das Finale der 25 Besten erreicht. Maurice Tebbel ist mit 20,51 Fehlerpunkten, Rang 44, am Sonntag nicht mehr dabei.

Simone Blum erwies sich bei ihrem ersten Start in einem Championatsteam als herausragende Reiterin dieser Weltmeisterschaft. Als erste Starterin des deutschen Teams legte sie in allen drei Parcours den Grundstein für das Mannschaftsergebnis. Die elfjährige Stute sprang sicher und wirkte trotz der drückenden Hitze frisch und motiviert. "Es war hoch, es war technisch, es war schwer", sagte Blum nach der Nationenpreisrunde am Freitagnachmittag. "Ich bin einfach nur glücklich, das ist ein wahnsinniger Erfolg, damit habe ich im Vorfeld nicht gerechnet."

Nicht ganz so glatt lief es für Laura Klaphake. Die zehnjährige Catch me if you can, die am Mittwoch im Zeitspringen einmal vor einer Mauer verweigert hatte, am Donnerstag aber fehlerfrei geblieben war, touchierte leicht den letzten Sprung der Dreifachen und kam mit vier Fehlern aus der Bahn. "Ich bin sehr zufrieden, mein Pferd ist toll gesprungen, auch wenn das letzte Quäntchen Glück gefehlt hat", sagte sie.

Ein Routinier rettet Bronze

Nachdem Blum und Klaphake das Team von Bundestrainer Otto Becker vorübergehend auf den Silberrang gebracht hatten, zerstoben die Hoffnungen nach dem dritten Reiter, Maurice Tebbel auf Diarado. Wie schon in den vorhergehenden Runden tat sich der neunjährige Hengst schwer mit breiten Oxern. Am Aussprung der Dreifachen ereilte ihn dann das Schicksal, ihm fehlte der nötige Schwung in die Kombination, die Stange fiel, hinzu kam ein Zeitfehler. "Ich hatte dann keine Chance mehr über den letzten Oxer zu kommen", versuchte Tebbel eine Erklärung. "Trotzdem glaube ich, dass mein Pferd heute gut gesprungen ist. Ich hoffe, dass Marcus die Medaille retten kann."

Der Routinier, letzter Starter des deutschen Teams, enttäuschte nicht. Marcus Ehning ritt konzentriert ein, hatte den 15-jährigen Pret A Tout sicher in der Hand. Der Fuchs sprang überlegen und sauber die Runde zu Ende. "Natürlich ist immer Druck drauf", sagte Ehning über seinen Ritt. "Aber mein Pferd hat mir heute ein sehr sicheres Gefühl gegeben. Schließlich fährt man zum Championat, um eine Medaille zu bekommen. Insofern bin ich mehr als zufrieden."

Unglücklicher Vierter wurde das Team aus der Schweiz, das vor der zweiten Nationenpreisrunde noch in Führung lag. Die zweite Teamreiterin Janika Sprunger schied nach zwei Verweigerungen des Hengstes Barcadi an Sprung zwei aus. Am ersten Sprung, zu dem sie in ganz unpassender Distanz gekommen war, geriet ihr Pferd mit den Hinterbeinen zwischen die Stangen und war am zweiten davon noch verwirrt und unkonzentriert.

Die Ergebnisse lagen denkbar dicht beieinander. "Mit einem Fehler weniger hätte es sogar noch Gold werden können", sagte Marcus Ehning. "Aber wir hätten auch ganz schnell weiter hinten sein können." Lobende Worte fand der 44-Jährige für seine jungen Mitstreiter: "Die haben das verdammt gut gemacht."

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