Hahnbach
24.03.2019 - 15:59 Uhr

Die Wahrheit über Pferdeherpes

Eine Frau geht mit ihrem Pferd spazieren. Sie trifft auf dem Weg eine Reiterin. Die Frauen unterhalten sich kurz, die Tiere stecken ihre Nasen zusammen. Ein gewöhnlicher Vorgang, doch so kann das Equine Herpesvirus übertragen werden.

Zu "Pferdeherpes - eine Krankheit, viele Fragen" informierten Professor Lutz Göhring und Tierarzt Tobias Guggenmos im Landgasthof Rouherer in Süß.

Das Beispiel führte Professor Lutz Göhring von der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität an. Er hielt am Donnerstagabend auf Einladung von Tierarzt Tobias Guggenmos einen Vortrag über die hochansteckende Infektionskrankheit Pferdeherpes. Das Interesse war riesig. Über 100 Pferde- und Stallbesitzer waren in den Landgasthof Rouherer nach Süß gekommen, um sich über die wissenschaftliche Seite des Equine Herpesvirus (EHV-1) zu informieren.

Konkret gab es auch einen Anlass: Anfang März wurde ein Ausbruch in einem Stall im Umkreis der Stadt Vilseck bekannt. Göhring zeichnete die Ausbruch-Dynamik nach - "die südliche Erdhalbkugel hat viel weniger Probleme damit als die nördliche" - und lieferte grundsätzliche Fakten, um vielen Falsch-Informationen entgegenzuwirken. In Schweden beispielsweise sei mehrere Jahrzehnte lang kein Ausbruch diagnostiziert worden - bis vor einem Jahr. "Wenn ein Virus in den Körper eindringt, reden wir von Infektion." Das Virus ist sehr eng ans Pferd gebunden. Das Pferd atmet es ein, es dringt in die Zellen ein, vermehrt sich dort und zerstört die Zelle. Über die Lymphknoten gelangt es ins Blut. "Bis dahin kann der Befund noch unauffällig sein." In der ersten Phase der Erkrankung kann der Pferdebesitzer nur leichtes Fieber feststellen. Meistens triefen zudem die Nüstern. Wenn sich das Virus im ganzen Körper ausbreitet, bekommen die Tiere starkes Fieber, bis zu 41 Grad, und zeigen am Ende neurologische Ausfallerscheinungen. Wenn das zentrale Nervensystem befallen ist, kommt es zu Lähmungserscheinungen. Dann wird aus dem EHV-1-Ausbruch ein EHM-Fall (Enzephalomyopathe), das heißt eine Schädigung des Gehirns und der Muskulatur. Hier konnte zudem eine bestimmte Gruppe als besonders gefährdet ausgemacht werden: Warmblüter und Traber sind Risiko-Pferde, Araber dagegen nicht. "Es gibt bislang keinen gemeldeten Ausbruch in einem Arabergestüt." Spitzenzeit für das Virus ist weltweit zwischen November und April.

Man könne die Infektionsgefahr verringern, wenn man die Pferde isoliert. Oder impft. Zudem sollen alle Einsteller und Pferdebesitzer die Basishygiene erhöhen und Neuzugänge im Stall kritisch beobachten, um zu verhindern, dass etwas eingeschleppt wird. Pferde, die leichtes Fieber haben, sollten genau beobachtet werden. Göhring empfahl, Abstriche machen zu lassen, um den Erreger zu identifizieren. Ein Abstand von fünf Metern hielt der Experte für ausreichend - "oder man spannt eine Plastikfolie zwischen den Boxen".

Um die Grundtemperatur des eigenen Pferdes zu kennen, empfahl der Wissenschaftler, regelmäßiges Fiebermessen vor dem Reiten. Da das Virus außerhalb des Körpers kaum lebensfähig ist, "es hasst Sonnenlicht", könne es auch nicht von Hufschmied oder Tierarzt von einem Stall in den anderen übertragen werden. "Es ist irrsinnig, wenn man den Kontakt zu Leuten deshalb meidet", kommentierte Tobias Guggenmos. Jeder, der mit dem Virus zu tun habe, wisse wie er sich verhalten müsse. Der Tierarzt empfahl dringend die flächendeckende Impfung. "Je mehr, desto besser."

Zum Vortrag über Pferdeherpes kamen viele Stall- und Pferdebesitzer.
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