Blog 4 aus Aachen: Von Chloe, Chipmunk und – wie hieß er doch gleich?

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Michael Jung und Chipmunk (© www.toffi-images.de)

Heute Vormittag drehte sich in Aachen alles um die Vielseitigkeitsreiter. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer hat mit Anna Siemer und Sara Algotsson-Ostholt gesprochen, die beide einen Verlust hinter sich haben. Richtig gut läuft es hingegen bei U25-Springreiter Richard Vogel. Auch wenn er sich den Parcours hoffentlich besser merken kann, als Pferdenamen …

Wenn ein Reiter ein Pferd abgeben muss, dann ist das immer ein bisschen heikel, jedenfalls für die unmittelbar Beteiligten. Das große Geld fließt ja meist an ihnen vorbei, geht vom Verkäufer zum Sponsor des neuen Reiters. Das Pferd muss sich jetzt an die Hilfen des neuen Partners gewöhnen, muss quasi seine Sprache lernen. Der Reiter steht jetzt unter Beobachtung: Geht das Pferd bei ihm besser oder etwa schlechter? Die schwierigste Rolle hat der vorhergehende Reiter, der das Pferd vielleicht viele Jahre lang ausgebildet hat und jetzt zusehen muss, dass ein anderer mit ihm Lorbeeren einheimst – oder scheitert.

So oder so

Anna Siemer kennt das. Sie verlor im vergangenen Herbst die talentierte Stute Chloe an den australischen Ausnahmereiter Chris Burton. „In unserem Sport kommt es ja nicht so häufig wie im Springen vor, dass ein Spitzenpferd zu einem anderen Reiter wechselt. Man hat dann die Wahl zwischen Neid und Stolz“, sagte die 36-Jährige, der gerade im Gelände von Aachen mit Avondale ein respektables Debut gelang, trotz eines Vorbeiläufers am Hindernis 15a, einer schmalen Buschhecke. Sie war für Jörg Kurbel nachgerückt und Bundestrainer Hans Melzer hatte ihr gesagt: „Ich will dich in Luhmühlen sehen.“ Kann er haben, bei der Europameisterschaft in fünf Wochen, dürfen ja neben den vier Teamreitern auch noch acht Einzelreiter an den Start gehen.

Chris Burton machte es ihr leicht, als er kam, um Chloe auszuprobieren. „Er hat mich in den Arm genommen und gesagt, ich weiß, wie Du Dich jetzt fühlst. Ich brauchte Chloe auch gar nicht vorzureiten, er hat gesagt, ich weiß ja, dass Du die Stute gut ausgebildet hast, ich habe gesehen, wie sie geht. Dann hat er sich nur ganz kurz draufgesetzt, und nach zehn Minuten stand seine Entscheidung fest.“ Und als „Burto“ in Wiesbaden auf Anhieb mit der Com-Air-Tochter gewann, sagte er am Mikrofon, so dass es alle hören konnten: „Und vielen Dank an Anna Siemer, die dieses Pferd so toll ausgebildet hat.“

Auch Michi Jung ist begeistert von seinem Neuzugang Chipmunk, mit dem er in Aachen so überzeugend Zweiter wurde. Auch er lobte den Braunen über den Klee, der unter Julia Krajewski 2018 an derselben Stelle gewonnen hatte, und bedankte sich bei seinen Sponsoren, die ihm ermöglicht haben, das Pferd zu reiten. „Ein tolles Pferd mit ganz großem Potential.“ Was ja nicht ganz dasselbe ist, was Burto in Richtung Anna Siemer gesagt hat.

Schwerer Schicksalsschlag für Familie Ostholt

Beim Mittagessen im Riders Club, wo auch wir Journalisten immer eingeladen sind – und das ist wirklich großzügig vom Aachen-Laurensberger Rennverein, das sollte man auch mal sagen – traf ich Frank und Sarah Algotsson-Ostholt. Vor allem Sara steckt immer noch der fürchterliche Brand in den Knochen, der im LKW Anfang Mai auf der Rückfahrt vom polnischen Turnier in Sopot ausbrach. Damals starben zwei Pferde, der Hengst Chaccos Crack an Ort und Stelle, ein paar Tage später erlag auch die Stute Arpertina in der Klinik ihren schweren Brandverletzungen.

Inzwischen konnte ermittelt werden, wo der Brand ausgebrochen ist: In der Mitte des LKW, zwischen den Ständern für die Pferde. Technischer Defekt, lautete die Erklärung, die die Ostholts freilich wenig tröstet. Denn außer dem Verlust der Pferde war auch der LKW , für den es keine Kasko-Versicherung gab, am Ende nur noch ein Haufen Asche. Es habe Wochen gedauert, bis sie in ihren normalen Reiteralltag zurück fand, sagt Sara Algotsson-Ostholt.

Überflieger mit Namensschwäche

Jedes Jahr dürfen die talentiertesten Nachwuchsreiter in der Soers im U25-Pokal gegeneinander antreten. Der diesjährige Sieger, Richard Vogel, blieb am Ende auf dem 13-jährigen Lord Z-Sohn Lesson Peak Schnellster im Stechen. Der 22-Jährige , der bis Jahresbeginn bei Ludger Beerbaum geritten ist, hat sich inzwischen in der Nähe von Mannheim selbstständig gemacht, Lesson Peak bekam er von seinem früheren Chef mit. „Das war ein riesiger Vertrauensbeweis“, sagt er. So hat Richard Vogel ein Pferd, mit dem er oben mitspielen kann.

Ansonsten hat er den Stall voll mit Youngsters. Neun Pferde sind bereits fürs Bundeschampionat qualifiziert, darunter eines mit der Note 9,8. Wie der Überflieger denn heißt, wurde Vogel gefragt. Das war jetzt echt eine schwere Frage, da half auch das Medientraining nicht weiter. Kleine Hilfestellung: Was sagt er zur Pflegerin, wenn sie das Pferd zum Reiten fertig machen soll? Strahlende Erleuchtung: „Karlchen, ja genau, Karlchen heißt er.“

Morgen ist die Aachen-Woche schon wieder vorbei, letzte Chance, das Shopping-Paradies nochmal durchzuflöhen. Da geht mir doch der Hermes-Hufkratzer für 275 Euro nicht aus dem Kopf. Edelstahl im Lederetui, todschick, quasi ein Schnäppchen. Der würde auch meinem Pferd gefallen. Aber ich fürchte, bevor ich zuschlage muss ich nochmal bei der St.GEORG-Honorarabteilung anklopfen …mens jordan release dates | adidas Yeezy Boost 350 V2 Onyx HQ4540 Release Date On Foot

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. M.W.

    Gnädige Frau, schade, dass Sie sich den Nickligkeiten gegen den „Externen aus Baden-Wuerttemberg“ anschließen zu müssen meinen: Jetzt hat der Mann seit Monaten in jedes verfügbare Mikrophon gesprochen, dass Chipmunk das am Besten gerittene Pferd sei, das er je gehabt habe, und wie dankbar er Frau Krajewski dafür sei, und nun bedankt er sich einmal an hervorgehobener Stelle bei seinem Sponsor – und in diesem Zusammenhang sagte er den von Ihnen zitierten Satz! – und schon muss man sich darüber mokieren. Auch der verehrte Chris Burton, dessen Auftritte ich immer mitzuverfolgen versuche, bedankt sich nicht bei jedem Start mit Chloe bei Frau Siemer; und Herr Jung macht im Gegensatz zur Queen of Hashtags sehr dezent Werbung – aber wenn er es tut, dann ruft es natürlich die feinfühligen Kritiker auf den Plan…

  2. Rainer Leymann

    Solche Kommentare liebe ich, wo sich der Verfasser hinter seinen eindeutig erkennbaren Initialen versteckt! Haben Sie doch erstmal die Traute, sich zu erkennen zu geben.


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