Tränen auf dem Viereck und im Boot zum Boulevard

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Die EM in Rotterdam nimmt Fahrt auf. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer schildert ihre ersten Eindrücke.

Sie haben sich viel vorgenommen unsere Dressurreiter, die gestern in Rotterdam auf dem Dressurviereck die Europameisterschaft einläuteten. Für die Springpferde gab’s nur den Vetcheck. Alle Deutschen durch, meldete FN-Pressesprecherin Julia Basic, die uns Journalisten über unsere Whats’s App-Gruppe immer so gut über alles informiert, was wir nicht live mitkriegen. Manchmal kann man nicht überall sein, und als die ersten Tränen im deutschen Team flossen, war ich noch auf der Autobahn.

Wie bereits gemeldet, war es Jessica v. Bredow-Werndl, die sie vergoss, weil ihre Stute Dalera im ungünstigsten Moment äppeln musste, mitten in der Traversale, dabei den Takt und am Ende viele Punkte verlor. „Shit happens“ würde unsereins sagen, treffender beschrieb der Schweizer Nationalspringtrainer: „Naturrr.“ Ist jedenfalls jedem Dressurreiter schon mal passiert, sagt Bundestrainerin Monica Theodorescu. „Da hat man keine Chance“.

Trotzdem blieb mit 76,894 Prozent nach Tag eins für Jessica noch Rang zwei hinter Dorothee Schneider (80,233) übrig, das hätte schlimmer kommen können.

Miteinander und Gegeneinander

Sowieso scheint das 24. EM-Gold für die Deutschen nicht mehr zu verhindern zu sein, warum also der Kummer? Ganz klar: die Deutschen reiten jetzt schon nicht nur miteinander, sondern auch gegeneinander. Einer muss raus, beim Endkampf um die Kürmedaillen am Sonntag sind nur drei Reiter pro Nation zugelassen. Und niemand will rausgekickt werden. Jeder ist für eine Einzelmedaille gut, vier so starke Reiter, die hat kein anderes Team. Heute sind Sönke Rothenberger mit Cosmo und Isabell Werth mit Bella Rose an der Reihe. Die Startfolge ging übrigens streng nach den Grand Prix-Ergebnissen von Aachen. Das ersparte lange Diskussionen, keiner kann sich bei der Mannschaftsführung beschweren.

Das Stadion im Kralingse Bos, dem Naherholungsgebiet von Rotterdam, stimmungsvoll zu nennen, wäre übertrieben, eine Ansammlung von mehrstöckigen Containern um eine Reitfläche mit Sandgeläuf. Bis auf die feste Tribüne ist in zweieinhalb Wochen alles wieder weg. Umso netter ist es im Park, wo die Leute joggen, ihre Hunde spazieren führen oder in dem kleinen See baden können. Dafür wurde extra ein kleiner Strand aufgeschüttet.

Alles Käse?

Am sogenannten Boulevard, mehrere hundert Meter vom Reitstadion entfernt, stieg die Eröffnungsfeier. Der Boulevard ist nichts anderes, als die Ausstellungsgasse mit netten Läden, die es inzwischen bei jedem großen Turnier gibt. Je mehr der Veranstalter auf sich hält, umso eleganter sind die Stände. Meist sind sie direkt am Turnierplatz, hier nicht, da bedarf es schon einer strammen kleinen Wanderung durch den Park und ich habe alle Leute beneidet, die auf Fahrrädern an mir vorbeirauschten.

Wir erinnerten uns mit Schaudern an die Eröffnungsfeier in Den Haag vor vielen Jahren bei den Weltreiterspielen. Damals hatte man fünf riesige Käse hereingefahren, die jeweils einen Kontinent symbolisierten. Oben auf dem Käse standen die Sportler des betreffenden Erdteils. Der Europa-Käse war überfüllt, der Afrika-Käse fast leer, also umgekehrt wie im richtigen Leben. Auf derartigen Käse wurde diesmal verzichtet.

Was sich Eröffnungsfeier nannte, war diesmal mehr eine locker Vorstellung der Akteure, die in einem Boot über den See geschippert wurden und dann, nationenweise, auf einer Bühne erschienen, wo sie allerhand mehr oder weniger aufregende Fragen beantworten mussten. („Was erwarten Sie vom morgigen Tag? Isabell Werth: „Dass es gut läuft für uns, aber die anderen wollen auch gewinnen.“) Wär man ja so nicht drauf gekommen. Immerhin war es der Versuch, überhaupt Leute in die Ausstellung zu locken. Auch die VIPs müssen erst den ganzen Boulevard herunter laufen oder fahren, bis sie was Vernünftiges zu essen kriegen. Auf dem Turnierplatz selbst gibt es Brötchen, kaltes Obst und riesige Cookies, das war’s dann. Aber was soll’s, wir sind nicht zum Essen hier, sondern um über Medaillen zu berichten. Heute sollte es die erste geben!

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.