Das Wettrennen um den sauberen Sport

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Doping im Sport ist ein großes Problem, auch in der Reiterei. Und das auf ganz verschiedene Art und Weise. Nun hat der Weltreiterverband FEI Maßnahmen vorgestellt, mit denen man Manipulation in Zukunft verhindern will

Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten und beide zugleich zu betrachten, ist äußerst schwierig. So ist es auch mit dem Dauerbrenner Doping beziehungsweise verbotene Medikation.

Da klagen auf der einen Seite Reiter, die sich wie unter einem Damoklesschwert fühlen. Wenn bei ihren Pferden ohne ihr Zutun verbotene Substanzen gefunden werden, etwa durch verunreinigtes Futter, werden sie ganz schnell  zu Medikations- oder Dopingsündern. Solche Fälle gab es schon.

Auf der anderen Seite stehen die nationalen und internationalen Verbände, also die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI), die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sowie die nationale und die internationale Antidoping-Agentur NADA und WADA. Sie haben die Pflicht dafür zu sorgen, dass sich niemand mit Hilfe unerlaubter Mittel Wettkampfvorteile verschafft.

Im Reitsport kommt die Fürsorge für das Pferd hinzu: Es darf nicht durch Manipulationen zu Höchstleistungen gebracht werden und schon gar nicht auf Kosten seiner Gesundheit. Da kommt der Tierschutz ins Spiel. Der Pferdesport steht im Licht einer ihn zum Teil argwöhnisch beobachtenden Öffentlichkeit. Das ist einer, wenn auch nicht der entscheidende Grund, sein Pferd anständig zu behandeln.

Redliche Bemühungen

Man kann der FEI nicht absprechen, dass sie vieles versucht, den „Sauberen Sport“ zu gewährleisten, einen Sport ohne Doping (Substanzen, die keinerlei therapeutischen Wert haben, also nie in ein Pferd gehören), und verbotene Medikation (Substanzen, mit denen ein Pferd behandelt werden darf, die aber nicht während eines Wettkampfes vorhanden sein dürfen). Auch bei der FEI-Generalversammlung in Moskau nahm das Thema einen großen Raum ein. Die Zahl der verurteilten Dopingsünder hat sich 2019 fast verdoppelt (von 24 im Jahr 2018 auf 47 im Jahr 2019).

Die Disziplin Distanzreiten nimmt dabei einen unrühmlichen Spitzenplatz ein, gefolgt vom Springen (mit den absolut höchsten Teilnehmerzahlen), alle anderen Disziplinen rangieren weit darunter. Die Kontrollen werden immer teurer, jede schlägt mit 540 Franken zu Buche, insgesamt mussten für die Probenentnahme und -analyse 2,742 Millionen Schweizer Franken aufgewendet werden. Und da sind die Kosten für die Veterinäre, Reisen und Transport noch gar nicht dabei.

Billiger wird’s nicht werden, denn, wie der Chefveterinär Göran Akerström vortrug, hat die FEI noch viel vor, um die Kontrollen zu verschärfen und wirkungsvoller zu gestalten. Schon angelaufen ist ein elektronisches System, mit dem Trainingskontrollen durchgeführt werden können. Sie gibt es in Deutschland bereits seit 2009 für Kaderpferde.

Heute bereits wird versucht, mit Hilfe von Wärmebildkameras, künstlich sensibilisierte Pferdebeine – sie sind schmerzempfindlicher bei Stangenberührung – nachzuweisen, das Verfahren soll verfeinert und intensiviert werden.

Außerdem wird der Unsitte Einhalt geboten, das Fell der Vorderbeine noch auf dem Turnier fast bis auf die blanke Haut kurz zu scheren. Auch das soll den Respekt vor den Stangen erhöhen. Die Beine dürfen jetzt nur noch bis höchstens drei Tage vor dem Turnier geschoren werden, es müssen mindestens zwei Millimeter Fell stehen bleiben.

Nervenschnitte erkennen

Das Gegenteil dieser Hypersensibilisierung ist die Hyposensiblisierung, wobei die Beine, künstlich desensibilisiert wurden, etwa durch einen Nervenschnitt. Damit wird der Schmerz von Verletzungen oder Verschleiß genommen, aber solche Pferde sind anfällig für Ermüdungsbrüche, wie sie sich im Distanzsport häufen. Der Nervenschnitt ist schon lange verboten, aber bisher gab es keine sichere Nachweismethode. Jetzt glaubt man eine gefunden zu haben.

In Moskau wurde sie in einem Video an Distanzpferden vorgeführt. Den Pferden wurden Manschetten um die Vorderfesseln gelegt, durch einen kleinen Schlauch baute sich ansteigend Luftdruck auf. Ein gesundes Pferd reagiert schnell auf diesen Druck, etwa indem es das Bein anhebt. Reagiert das Pferd ungewöhnlich spät oder gar nicht, wird das als ein Hinweis auf Manipulationen gewertet.

Beim dritten Versuch mit dem gleichen  Ergebnis – keine Reaktion bis zu einem Druck von 18 Newton – soll das Pferd aus dem Wettbewerb genommen werden. Weitere Untersuchungen sind geplant, bevor das Verfahren ins Regelwerk aufgenommen wird.

Forschungen vorantreiben

Außerdem kündigte Akerström an, die Forschung an „problematischen Substanzen“ zu verstärken, für Dopingsubstanzen Haartests einzuführen und eine Speicheltest zu entwickeln. Die verstärkten Bemühungen der FEI, den Dopingsündern und Manipulateuren nicht nur hinterherzulaufen, sondern sie zu überholen und zu stoppen, sind ehrenwert. Dass sie von Erfolg gekrönt sein werden, hofft man. Aber wie heißt der Spruch: Wer’s glaubt, wird selig.

Wie genau der Nachweis der Hyposensibilisierung funktioniert, kann man übrigens in der Videoaufzeichnung der FEI-Generalversammlung sehen. Ab Minute 33,34 geht es los:

https://inside.fei.org/fei/about-fei/fei-general-assembly/2019/live

 

 

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.