Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Serie: Das Pferd von innnen

Das Herz: Mächtiger Motor

Das Herz des Pferdes ist spektakulär in seiner Kraft und Leistungsfähigkeit. Kein anderes Lebewesen kann in dieser Hinsicht dem Pferd das Wasser reichen. Faszinierende Fakten. Spannende Fakten rund um das Herz lesen Sie in Teil 4 der Serie "Das Pferd von innen" präsentiert von EQUIVA.

Das Herz des Pferdes kann bis zu 180 Liter Blut pro Minute durch den Körper pumpen!

Harte Schale, weicher Kern

Das Herz ist ein kräftiger Muskel mit vier Hohlräumen: Es ist längs durch die Herzscheidewand in eine linke und eine rechte Herzhälfte geteilt, in jeder Hälfte befindet sich je ein Vorhof und eine Kammer. Das Herz besteht aus drei Schichten: Der Herzbeutel aus Bindegewebe, auch Perikard genannt, umgibt das Herz; die Herzmuskelschicht (Myokard) sorgt für die Herzkontraktion; das Endokard kleidet die inneren Hohlräume aus.

Die Kraft eines Kegels

Wie ein Spitzkegel ist das Pferdeherz geformt, sieht aber je nach Belastung des Pferdes unterschiedlich aus. „Bei den Rennpferden erkennen Sie am Herzen, ob es Flachrennen läuft oder Hürdenrennen“, weiß Dr. Charlotte Hopster-Iversen von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hürdenrennpferde stehen unter höherer Belastung, ihr Herzgewicht ist höher, die linke Herzkammer, die das Blut in den Körper pumpt, ist stärker ausgeprägt.

Einzigartiges Pferdeherz

„Das Herz des Pferdes ist in seiner Kontraktionskraft, seiner Leistungsfähigkeit und seiner Größe mit keinem Herzen anderer Lebewesen zu vergleichen“, sagt Dr. Hopster-Iversen. Es kann seine Ruheherzfrequenz von 28 bis 44 Herzschlägen pro Minute auf bis zu 250 bei Belastung steigern! „Solche Maximalfrequenzen schaffen aber nur Rennpferde auf der Zielgeraden. Ein Distanzpferd kommt in der Belastung auf 120 bis 130 Herzschläge pro Minute. Die Anforderungen an ein Dressurpferd gehen bei klassischer Ausbildung mit etwas geringeren Herzfrequenzen einher. Bei Springpferden wurde schon eine Frequenz von 180 im Parcours gemessen. Ein Pferdeherz kann somit bis zu 180 Liter Blut in einer Minute durch den Pferdekörper pumpen!“

Große Herzen, kleine Herzen

Ein gesundes Herz ist so groß wie eine Honigmelone. Das absolute Herzgewicht beträgt zwischen zwei und 4,3 Kilogramm – und ist auch eine Frage der Pferderasse: Beim Kaltblut entspricht das Herzgewicht 0,6 Prozent des Körpergewichts, beim Warmblüter zwischen 0,6 und 1 Prozent, beim Vollblut sogar noch mehr. „Das Herz ist ein Muskel und der wird mit der Leistung trainiert. Größe und Gewicht des Herzens hängen also auch vom Trainingszustand des Pferdes ab, ein trainiertes Pferd hat ein größeres, schwereres Herz“, sagt Dr. Charlotte Hopster-Iversen. Das Herz des berühmten Rennpferdes Eclipse wog sechs Kilogramm, der legendäre Galopper Secretariat soll ein Herz von zehn Kilo Gewicht gehabt haben.

Die Nummer eins

Das Herz ist das erste Organ, das sich bei einem Embryo entwickelt. Ohne Herz kein Leben. Es liegt im Brustkorb, sein mächtiger Nachbar ist die Lunge.

Einbahnstraßen-System

Vier Herzklappen sorgen im gesunden Zustand dafür, dass das Blut in der „Einbahnstraße“ bleibt und nicht zurückfließt: Das sauerstoffreiche Blut strömt von der Lunge über die Pulmonalvenen in den linken Vorhof. Über die Mitralklappen gelangt es in die linke Kammer, deren kräftiger Muskel das sauerstoffreiche Blut durch die Aortenklappe in die Aorta pumpt. Nun gelangt das Blut in den Körper und an das Gehirn, um diese über die winzigen Kapillaren mit Sauerstoff zu versorgen. Dann führt der Weg des nun sauerstoffarmen Blutes zurück zum Herzen. Über die Venen fließt das Blut in den rechten Vorhof, danach durch die Trikuspidalklappen in die rechte Kammer und dann durch die Pulmonalklappen zur Lunge, wo es erneut mit Sauerstoff angereichert wird.

Eigentümliche Rhythmen

Den Herzschlag-typischen Doppelton kennt jeder. In aller Regelmäßigkeit pumpt das Herz. Und doch ist das Herz des Pferdes ein Phänomen. „Bei einem gut trainierten Pferd ist der Herzmuskel so stark, dass in der Ruhephase nicht jeder Herzschlag benötigt wird, um den Blutdruck aufrecht zu erhalten. Das heißt, manche Herzschläge werden geblockt, es entstehen Pausen. Das hört sich eigentümlich an, zumindest, wenn man es nicht gewöhnt ist, Pferde abzuhören“, erklärt Dr. Hopster-Iversen die Besonderheit des Pferdeherzens. Der Tierarzt muss diese bei der Diagnose bedenken. Entstehen diese „Blöcke“, weil das Pferd gut trainiert und gerade in Ruhe ist? Oder steckt eine Erkrankung des Reizleitungssystems dahinter? Im Zweifelsfall bringt ein EKG Klarheit.

Top-Athlet mit Schwäche

Ein gut trainiertes Herz kann auch von Nachteil sein. Nämlich dann, wenn das Pferd plötzlich aus dem Training genommen wird, zum Beispiel wegen einer Kolik-Operation, einer Fraktur oder einem heftigen Sehnenschaden. „Der Herzmuskel wird durch das Training dicker. Fällt die Belastung plötzlich weg, leiert das Herz aus, seine Kontraktions- oder Pumpkraft nimmt ab“, erklärt Dr. Hopster-Iversen. Gibt es keinen triftigen Grund für eine abrupte Pause, sollte man deshalb ein Pferd immer so sorgsam abtrainieren, wie man es antrainiert hat.

Herzinfarkt? Fast nie!

Im Herzen dreht sich alles um das Blut. Zum einen fließt jenes Blut durch das Herz, das dieses in den Körper- und Lungenkreislauf pumpt. Zum anderen muss das Herz selbst mit Blut versorgt werden. Dies geschieht über die Koronargefäße. Beim Menschen können diese erkranken, was zum Herzinfarkt führen kann. „Weil sich Pferde in der Regel gesund ernähren, kriegen sie fast nie Herzinfarkte“, so Dr. Hopster-Iversen. Generell sind Herzerkrankungen beim Pferd selten, führen zu Leistungsabfall und sind nur bedingt erfolgreich behandelbar. Am häufigsten vertreten sind Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen.