Springreit-Weltmeisterin Simone Blum: Sorge um Olympia 2021

Aber Doppel-Nachwuchs tröstet über abgesagte Medaillen-Chance

Quelle: BILD
Von: Jörg althoff

Springreiterin Simone Blum (31) und ihre Ausnahme-Stute Alice hätten bei Olympia zu den großen deutschen Medaillen-Hoffnungen gezählt. Das Einzelfinale war für den 5. August terminiert, das Mannschaftsfinale für den 8. August.

Doch statt in Tokio um Gold zu reiten, startet die amtierende Weltmeisterin in München-Riem bei einem Turnier, das sie und ihr Ehemann und Trainer Hans-Günter (43) organisiert haben. Mit mehr als 100 Reitern (u.a. Vielseitigkeits-Olympiasieger Michael Jung) und Pferden – aber ohne Zuschauer.

BILD: Frau Blum, wie sehr hat Sie die Olympia-Absage wegen Corona getroffen?

Simone Blum: „Die Geburt unserer Tochter Hanna war im Februar. Deswegen war alles zeitlich sehr eng – aber das hätte hingehauen. Wir hatten das gut geplant, glaube ich. Ich bin wegen Olympia ziemlich früh nach der Geburt wieder aufs Pferd gestiegen. Das war natürlich mit Anstrengung und Durchbeißen verbunden. Dann kam der Lockdown und die Absage. Die Enttäuschung, dass das das große Ziel einfach weg bricht, war riesengroß, ich bin in ein Loch gefallen. Hansi hat mich wieder motiviert, zu trainieren.“

Wie ging es weiter, Herr Blum?

Hans-Günther Blum: „Ich war natürlich auch sehr enttäuscht. Wir haben uns dann schnell auf jüngere Pferde konzentriert. Und nach meinem Unfall hat Simone einige Pferde von mir übernommen. Die ersten Turniere sahen schon ganz gut aus.“

Was ist Ihnen passiert?

„Beim Schritt-Reiten ist mein Pferd ausgerutscht und auf mein Bein gestürzt. Spiralbruch im rechten Unterschenkel. Das war vor vier Monaten und dauert noch einige Zeit. Zu Olympia wäre ich aber trotzdem gefahren.“

Simone und Hans-Günther Blum (43) mussten ihre Olympia-Träume um ein Jahr verschieben. Im Hintergrund auf ihrem Pferdetransporter ein großes Foto, das Simone Blum bei ihrem WM-Ritt 2018 in Tryon/USA auf Alice zeigt. Den Schattenriss davon haben die Blums zu ihrem Markenzeichen gemacht

Simone und Hans-Günther Blum (43) mussten ihre Olympia-Träume um ein Jahr verschieben. Im Hintergrund auf ihrem Pferdetransporter ein großes Foto, das Simone Blum bei ihrem WM-Ritt 2018 in Tryon/USA auf Alice zeigt. Den Schattenriss davon haben die Blums zu ihrem Markenzeichen gemacht

Wie oft denken Sie beim Blick in den Kalender: Jetzt könnten wir Gold haben...

Simone Blum: „Eigentlich gar nicht. Das ist gerade weit weg für mich. Aber Alice hat das Zeug dazu, und es wäre unser Traum gewesen, auch noch eine Medaille bei Olympia zu holen.“

Hans-Günther Blum: „Die Chance auf eine Mannschaftsmedaille wäre relativ groß gewesen. In den Einzelspringen zählt bei Olympia mehr die Tagesform, anders als bei einer WM, wo man ja eine Woche lang gut sein muss. Aber möglich wäre schon einiges gewesen.“

Traumpaar und Medaillen-Schmiede: Simone Blum und ihre Fuchsstute Alice holten 2018 WM-Gold im Einzelspringen sowie Bronze mit der Mannschaft. Bei der EM 2019 gewannen sie Silber mit der Mannschaft, belegten Platz vier im Einzel

Traumpaar und Medaillen-Schmiede: Simone Blum und ihre Fuchsstute Alice holten 2018 WM-Gold im Einzelspringen sowie Bronze mit der Mannschaft. Bei der EM 2019 gewannen sie Silber mit der Mannschaft, belegten Platz vier im Einzel

Foto: picture alliance / ANP

Wie geht es Ihrem Star-Pferd Alice?

Simone Blum: „Sehr gut. Wir haben die Corona-Pause genutzt, um einen Embryo-Transfer zu machen und sind total glücklich, dass es geklappt hat und sie ihre Gene weitergeben kann. Sie wird also quasi auch Mama.“

Erklären Sie das, bitte...

„Ein Pferd, das im Sport aktiv ist, kann schwerlich ein Fohlen bekommen. Die Ausfallzeit mit 11 Monaten Trächtigkeit und sechs Monaten Fohlen bei Fuß wäre viel zu lang. Deshalb hat der Tierarzt eine Eizelle von Alice besamt. Die wurde in eine andere Stute eingesetzt, die das Fohlen jetzt austrägt.“

Haben Sie Sorge, dass Olympia auch 2021 wegen Corona ausfallen könnte?

Simone Blum: „Uns ist klar, dass Olympia vielleicht eine einmalige Chance ist. Eine Alice wird es bei uns wohl nicht mehr geben, zumindest nicht in diesem Format. Sie ist einfach einzigartig. Einmal Olympia reiten zu dürfen, ist ein ganz großer Traum. Es wäre traurig, wenn er platzt. In vier Jahren wäre es für Alice wohl zu spät.“

Reiten Sie als Mutter eigentlich mit weniger Risiko?

„Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Dazu sind die Prüfungen bei den wenigen Turnieren, die es gibt, einfach zu klein. Wichtig ist für mich aber, dass ich weiß, dass unsere Tochter bei Oma und Opa gut versorgt ist, wenn ich reite. Dann kann ich abschalten und mich voll konzentrieren.“

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