Leseprobe: Der richtige Dreh
Von perfekten Wendungen bis zu gesetzten Pirouetten
Das Pferd lenken können, das wollen eigentlich alle Reiter. Wer aber aus dem „Lenken“ ein bewusstes „Wenden“ macht, erarbeitet sich schon früh eine solide Basis für spätere Lektionen. Und wer nicht nur die Lektionen um ihretwillen reitet, kann zum Beispiel mit der Vorhandwendung bereits einen wertvollen Schritt in Richtung Schulterherein machen. „Gutes Reiten fängt mit der Verbesserung und Vervollkommnung des Einfachen an“, erklärt Jan Nivelle. „In der Erarbeitung der Details liegt für mich später die Perfektion. Und das Wissen um die Details zeigt mir die richtige Vorbereitung. Und daraus kristallisiert sich der richtige Ausbildungsweg heraus.“ Für den Grand Prix-Trainer fängt die Arbeit zum Beispiel für Pirouetten schon damit an, dass der Reiter sich bewusst macht, wann er das Pferd geradeaus reitet und wann er es wendet. Hört sich erst mal simpel an, aber schon eine einfache Übung wie das Carré (Quadratvolten) macht klar: So leicht ist es gar nicht!
Letztlich ist nämlich ein Kurzkehrt oder eine Pirouette eine potenzierte Wendung – ein „Das-Pferd-Wenden“ in Perfektion. Dazu lohnt es sich, ein einfaches Wenden durch die Ecke einmal unter die Lupe zu nehmen. Das Pferdebein, das eine Wendung einleitet, ist das innere Vorderbein. Dabei ist es ganz gleich, ob eine Ecke ausgeritten wird, auf die Diagonale abgewendet oder eine Pirouette geritten wird. Das innere Vorderbein ist das erste, das die gerade Spur verlässt. Ob aus diesem ersten Schritt nur ein Abwenden aus der geraden Spur oder der Beginn eines Kurzkehrt oder einer Pirouette wird, entscheiden dann die Bewegungen, die die anderen drei Beine des Pferdes ausführen: Gehen sie weiter in der Spur oder kreuzen die Vorderbeine und die Hinterbeine bilden dabei einen kleinen Kreis? Sprich: Eine gute Abstimmung mit dem Pferd in diesem ersten Abwenden zu erarbeiten, ebnet schon in den Anfängen der Ausbildung den Weg für später immer technischer werdende Lektionen.