Sie befinden sich hier: Home Magazin Ein kollegialer Nachruf auf Hans Stihl

Wer ist Online

Wir haben 1332 Gäste und 1 Mitglied online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Ein kollegialer Nachruf auf Hans Stihl PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dr. Peter F. Cronau   
Dienstag, 23. Februar 2021 um 12:26

Argenbühl/ Allgäu. Dr. Hans Stihl hat die Pferdewelt verlassen. Als fünf Jahre jüngerer Kollege haben wir viele Jahre miteinander zu tun gehabt. Ein großer Tierarzt ist von uns gegangen, ihm gebührt alle Ehre für sein Lebenswerk. Kein Tierarzt hat die Pferdemedizin so beeinflusst wie er.

 

Meine erste Information über einen gewissen Dr. Stihl habe ich von meinem damaligen Ausbilder Dr. Dieter Breuer in München erfahren, wo ich bis Ende 1971 als Assistent beschäftigt war. Der sagte damals: „Dieser Doktor ist einer von den sogenannten Modetierärzten, das hat sich nach fünf Jahren wieder erledigt.“ Er sollte nicht recht behalten.

In den siebziger Jahren wurde ich von einer gewissen Carde R. aus Dortmund angesprochen, ob ich ihr Pferd „La Paz“ untersuchen und ggf. behandeln könne. Ich sagte zu und fragte, wo das Pferd sich befindet. Sie sagte mir, er wäre in der Klinik von Dr. Stihl in Ins in der Nähe von Bern. Interessanterweise war sie damals die Lebenspartnerin von Dr. Stihl. Wir trafen uns am Ruhrschnellweg und fuhren gemeinsam nach Bern. Da man als gut erzogener Kollege nicht in eine andere Klinik fährt, ohne den Inhaber zu verständigen, habe ich mich telefonisch mit HS in Verbindung gesetzt. Er hatte überhaupt kein Problem mit mir, und ich konnte bei meinem Besuch die Klinik in Ins sogar besichtigen. Das Pferd „La Paz“ kam nach Bochum und wurde dann von mir behandelt.

Hans Stihl hat schon in den siebziger Jahren weltweit gearbeitet – auch im Ruhrgebiet. Hier ereilte ihm bei einer diagnostischen Anästhesie ein folgenschwerer Unfall mit einem Schädelbasisbuch. Er wurde in die Neurologische Klinik der Universität Essen eingeliefert. Drei Tage nach der OP besucht ich HS im Krankenhaus. Der Schädel war rasiert, er konnte kaum sprechen, brachte aber noch raus: „Mich hat wohl ein Weltmeister operiert.“

Etwas später in den Jahren kam es zu einem historischen Zufall. Die Tochter von Hans Stihl, Dominique, der Sohn von Dr. Breuer, Christian, und mein Sohn Marc spielten bei mir im Vorgarten zusammen. Von Konkurrenzdenken war keine Spur.

Einige Jahre später wurde man durch die Medien gewahr, dass Dr. Stihl in Frankreich festgenommen und in ein Gefängnis verbracht wurde. Angeblich hatte er Medizin im Fahrzeug, die über eine einmalige Anwendung hinaus ging. Ich erkundigte mich bei seiner Frau nach seiner Telefonnummer und rief ihn im Gefängnis in Paris an. Ich war sicherlich der einzige Kollege, der ihn im Gefängnis kontaktierte. Ein Grund seiner Inhaftierung war wohl auch der Neid französischer Tierarztkollegen.

Hans Stihl war ein Pionier. Schon sehr früh beschäftigte er sich mit Rückenproblemen und operierte „Donald Rex“, das erfolgreichste Springpferd der Olympischen Spiele in Mexiko 1968  und der Weltmeisterschaft 1970 in La Baule, am Rücken.

Die Beziehung zwischen Hans Stihl und mir waren mehr als kollegial. Eines Samstags rief er an, er hätte ein Pferd in Köln mit einer Fraktur, ob wir gemeinsam das Pferd in meiner Klinik operieren könnten, was natürlich eine Selbstverständlichkeit war. Weitere gemeinsame Operationen wurden in Bochum durchgeführt. Unter anderem beschäftigte sich Hans Stihl auch mit Thrombosen beim Pferd. In meiner Klinik führte er eine hochkomplizierte Operation durch – eine Thrombektomie – die Entfernung eines Thrombus aus der Arteriafemoralis. Das ist Gefäßchirurgie auf allerhöchstem Niveau.

Hans Stihl war ein profunder Kenner der Pharmakologie und beschäftigte sich intensiv mit Pharmakokinetik und Ausscheidungsverhalten im Pferdkörper. Wir haben uns auf diesem Gebiet des Öfteren unterhalten. Einmal war er sehr überrascht, dass nach einer Cortison-Injektion eines Galoppers in Frankreich ein positiver Dopingbefund nach 63 Tagen bestätigt wurde. Wir waren uns ziemlich einig: Da hatte jemand „nachgelegt“.

Die eigentliche Passion von Hans waren die Vollblutpferde, die er zum Teil selbst geritten, aber auch erfolgreich trainierte.

Viele junge Tierarztkollegen wollten ihn kopieren, Hans Stihl hatte eine Eigenart, er kaute regelmäßig auf der Plastikhülle einer Injektionsnadel herum. Allein durch diese Art meinten die jungen Tierärzte, Hans Stihl zu kopieren. Das war aber ein vergebliches Ansinnen.

Der damaligen Zeit war geschuldet, dass viele Operationen durch Hans Stihl im Stall in der Box durchgeführt wurden. Man darf nicht vergessen, dass die ersten privaten Pferdekliniken (Hochmoor 1969, Bochum 1973) erst so langsam etabliert wurden, was die Notwendigkeit der Stall-Op begründet. Im Reiterjargon kursierte der Slogan: Mein Pferd ist stihlisiert worden.

Hans Stihl hat ein Erbe hinterlassen: Die intensive Gesunderhaltung und die Etablierung der Sportmedizin in die Pferdeheilkunde. Er war ein selbstloser Kämpfer für die Kreatur Pferd.

Um Erfolg zu haben, braucht es mehr als Talent, Leidenschaft und Willensstärke.

Machs gut, Hans!

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>