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Pferde in Hochwasser-Not: Reiterhof füllt ganzen Sattelschlepper für NRW

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Palettenweise Hilfsgüter für Pferdehöfe verlädt Roman Feichtner (re.) mit dem Stapler auf einen 40-Tonner-Lkw, der anschließend ins Flutgebiet nach NRW fährt. Initiiert haben die Aktion Nina Halfter und Marinus Feichtner, auf dem Foto rechts auf der Ladefläche sitzend. Unterstützt wurden sie vom Hof-Team und Freiwilligen.
Palettenweise Hilfsgüter für Pferdehöfe verlädt Roman Feichtner (re.) mit dem Stapler auf einen 40-Tonner-Lkw, der anschließend ins Flutgebiet nach NRW fährt. Initiiert haben die Aktion Nina Halfter und Marinus Feichtner, auf dem Foto rechts auf der Ladefläche sitzend. Unterstützt wurden sie vom Hof-Team und Freiwilligen. © Stefan Roßmann

Auch Pferdehöfe sind von der Hochwasser-Katastrophe im Rheinland schwer getroffen. Im oberbayerischen Moosach im Landkreis Ebersberg gab es nun eine spontane Spendenaktion, die alle Erwartungen übertroffen hat.

Moosach – Die Pferde Sheldon und Cubana lugen aus ihren Boxen heraus mit großen Augen in die Runde. In und um ihren Stall wuselt es an diesem Tag, dass es auf keine Pferdehaut geht. Palette reiht sich an Palette auf dem Reiterhof der Familie Feichtner in Moosach: Tonnenweise Säcke mit Futter und Streu sind darauf in Folie verzurrt. Eine Pferdebox ist gesteckt voll mit einem Riesenhaufen Decken.

Dazwischen stapeln sich Desinfektions- und Verbandsmittel, Putzboxen, Zaunmaterial, Zaummaterial. Grundausstattung für jeden Reiterhof, aber mehr als die Familie Feichtner aufbrauchen könnte. Das Material ist nicht für sie bestimmt, sondern fürs Rheinland, wo die Flutkatastrophe mit am schlimmsten zugeschlagen hat.

Verheerende Lage auf Pferdehöfen in NRW

Verwüstete Weiden und Stallungen, tote und verletzte Pferde und Materialnot allerorten, so schildert Nina Halfter (24) am Montag die Lage in Nordrhein-Westfalen. Viele Tiere seien ertrunken, anderen gehe es nun ob der Umstände erbärmlich. Sie muss es wissen, die Eltern der gebürtigen Rheinländerin betreiben selbst einen Pferdehof im dortigen Euskirchen. Sie hatten Glück, wurden von den Fluten verschont. Ganz anders als ihre Nachbarn rundherum. „Alles überschwemmt“, sagt Halfter. Beispielsweise hätten ihre Eltern mehr als 25 obdachlose Pferde untergebracht, so gut es gerade geht.

Nina Halfter und ihr Lebensgefährte Marinus Feichtner (27) haben deshalb online für Sachspenden getrommelt. Für die menschlichen Opfer raten manche Rettungsdienste von solchen derzeit ab, weil das Aufkommen die Sortierkapazitäten übersteigt. Aber vielen Ställen im Katastrophengebiet fehle es am Nötigsten, um ihre Tiere in den nächsten Tagen artgerecht zu versorgen.

Überwältigende Reaktion auf Spendenaufruf

Daran haben bislang offenbar wenige gedacht – die Resonanz auf den Spendenaufruf: überwältigend. Bis aus Straubing und dem Kreis Garmisch-Partenkirchen hätten über ein Dutzend Pferdefreunde in Autos und Kleintransportern Hilfsmaterial herangekarrt. Eine Frau mit Kleinwagen habe neuwertiges Zaunmaterial für gut 500 Euro eingekauft, erzählt Reitstall-Inhaber Roman Feichtner (64). Das passiert, wenn ein Spendenaufruf im Netz viral geht. Unter anderem ein Olympia-Kadermitglied im Dressurreiten hat den Beitrag an seine Fans weitergeleitet.

Am Sortieren: Pferdedame Cubana beobachtet die Helfer vor ihrer Box bei der Materialschlacht.
Am Sortieren: Pferdedame Cubana beobachtet die Helfer vor ihrer Box bei der Materialschlacht. © Stefan Roßmann

„Das ist ein bisschen eskaliert“, sagt Halfter. Vorübergehend mussten Sheldon und Cubana aus ihren Boxen ausquartiert werden, um die Materialmassen auf die Schnelle unterzubringen. Den ursprünglichen Plan, eine Sprinter-Ladung nach NRW zu fahren, warfen die Leute vom Feichtner-Hof schnell über den Haufen. Nun steht ein 40-Tonner-Lkw bereit, gesponsert von der örtlichen Transportfirma Eisenschmid. „Locker machen wir den voll“, sagt einer aus dem knappen Dutzend Helfer, die zum Sortieren und Verladen gekommen sind.

Sattelschlepper vollgepackt bis unters Dach

„Gesteckt bis unters Dach“, berichtet Roman Feichtner einen Tag später, sei der Lkw schließlich losgefahren und habe mehr als ein Dutzend Paletten zurücklassen müssen. Die sollen am Samstag mit einem weiteren Laster, der sich aus dem Allgäu auf dem Weg macht, ins Krisengebiet gehen. Außerdem sei ein Heutransport geplant. „Erschreckend schön“ nennt Feichtner die Initiative der Pferdefreunde aus dem Ebersberger Land. Erschreckend, dass so etwas passieren muss. „Wenn du die Bilder siehst, wie es den Tieren geht, können dir eigentlich nur die Tränen kommen“, sagt der Hofbesitzer. Aber schön sei, dass die Pferdefreunde in der Not zusammenhalten.

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