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Oldenburger Landesturnier in Rastede Plötzlicher Tod eines Pferdes wirft Fragen auf

Otto-Ulrich Bals

Rastede - Die Uhren standen still am Samstag um 16.30 Uhr im Schlosspark zu Rastede. Reiter, Helfer und Besucher des 72. Oldenburger Landesturniers schauten sich ungläubig in die Augen, als sich die traurige Nachricht vom Dressurplatz D2 in Windeseile auf dem weitläufigen Gelände verbreitete. Im Nu herrschte Alarmstimmung. Viele hundert Zuschauer rund um das Dressur-Viereck waren Minuten zuvor unfreiwillig zu Augenzeugen geworden, als die neunjährige Schimmelstute „Weisse Rose IB“ beim Anreiten zur Klasse-S-Prüfung Intermediaire II auf der Mitte der langen Seite der Bahn zusammensackte und mitsamt ihrer erfahrenen Reiterin Dr. Ilka Boening von jetzt auf gleich zur Seite kippte.

OLDENBURGER LANDESTURNIER Tod eines Pferdes überschattet Dressur-Wettbewerbe

Otto-Ulrich Bals
Rastede

„Das sah alles ganz normal aus. Und urplötzlich fällt das Pferd um“, berichtet eine sichtlich bestürzte Zuschauerin, die die Situation keine drei Meter entfernt hinter der Bande erlebte. Rettungssanitäter, Helfer und der Tierarzt waren innerhalb weniger Minuten zur Stelle, doch für das Pferd kam jede Hilfe zu spät. Die Stute starb noch an der Sturzstelle, während die unter dem Pferd eingeklemmte Reiterin befreit und ins Krankenhaus gebracht wurde. Ilka Boening, eine mit 51 Jahren überaus erfahrene Reiterin aus Telgte, erlitt einen Schock. Am Abend dann eine erste Entwarnung: Boening war ansprechbar, hatte eine Prellung und ganz offensichtlich einen Kreislauf-Zusammenbruch erlitten.

Helfer schnell zur Stelle

Ein Rettungsteam leitete zusammen mit Turnierarzt Dr. Hans-Hermann Lagershausen vor Ort umgehend alle erforderlichen Maßnahmen ein. Dem Pferd wurde Blut entnommen, umgehend die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN in Warendorf in Kenntnis gesetzt, und noch am Abend wurde die Stute zur Feststellung der genauen Todesursache in die international anerkannte Tierklinik nach Hannover transportiert. „Dort wird eine Obduktion vorgenommen. Jetzt schon etwas zur Todesursache zu sagen, wäre nicht seriös“, sagte der Tiermediziner aus Berne.

Die Blutentnahme sowie das Verhalten des Tieres lassen auf einen Herzschlag bei der neunjährigen Stute schließen. Ein Aortenabriss als möglicher Grund für den Zusammenbruch darf bei vorsichtiger Einschätzung der Fachleute ausgeschlossen werden. Das endgültige Ergebnis der Obduktion dürfte allerdings erst in ein paar Wochen vorliegen. „Bis dahin bleibt alles nur Spekulation“, betonte Dr. Lagershausen.

Pferd war gut vorbereitet

Auch Turnierleiter Jan-Christoph Egerer und dem Präsidenten des Oldenburger Reiterverbandes, Michael George, die beide gleich zur Unfallstelle eilten, war das Ausmaß der Situation ins Gesicht geschrieben. „Dieser tragische Moment lässt sich nicht in Worte zu fassen. Das ist einfach schrecklich für alle, die den Reitsport lieben und betreiben. So etwas möchte niemand erleben“, rang George in einer ersten Stellungnahme nach Worten. Das Pferd war gut vorbereitet und trainiert in die Bahn geführt worden. „Auf diesem Niveau geht kein Reiter in eine S-Prüfung, wenn er auch nur das leiseste Gefühl hat, mit dem Pferd stimmt etwas nicht“, ist George überzeugt.

Ilka Boening war als zehnte von 14 Starterinnen und Startern bei der Qualifikationsprüfung in der Großen Tour in die Bahn geritten, die nach dem tragischen Unfall zunächst für anderthalb Stunden unterbrochen und nach Rücksprache mit den übrigen Reitern am frühen Abend fortgesetzt wurde. David Taylor (Stuhr), der mit Don Henry laut der Starterliste als Nächster dran gewesen wäre, verzichtete später auf seinen Start. „Mein Kopf ist einfach verdreht. Ich muss mich erst einmal sammeln“, meinte der 45-jährige Auktionsreiter des Oldenburger Pferdezuchtverbandes noch Stunden nach dem tragischen Unfall.


2013 starb Pferd bei Geländeritt

In der mehr als 70-jährigen Geschichte der Traditionsveranstaltung hat es einen Todesfall in den Dressur-Wettbewerben in Rastede nach Auskunft der Organisatoren noch nicht gegeben. Für Aufsehen hatte beim 65. Oldenburger Landesturnier im Juli 2013 ein tragisches Ereignis im Wald des Schlossparks gesorgt. Beim Geländeritt der Vielseitigkeitsprüfung der Klasse L war der Hengst Likoto von Merle Wewer an einem für die Zuschauer nicht einsehbaren, feststehenden Hindernis gestürzt. Dabei verletzte sich das Tier so schwer, dass es von den sofort zur Hilfe geeilten Tierärzten nicht mehr gerettet werden konnte. Die Reiterin aus Löningen blieb unverletzt. In der Folge wurde die Vielseitigkeitsstrecke in Rastede entschärft und mit neuen, beweglichen Hindernissen ausgestattet.

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