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Persönliche Erinnerung an meinen Freund Björn Nolting PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dr. Peter F.Cronau   
Sonntag, 25. Juli 2021 um 14:29

Ein Flugunfall riss Dr. Björn Nolting mit 60 aus dem Leben

(Foto: Kalle Frieler)

Argenbühl/ Allgäu. Am 18. Juli stürzte Dr. Björn Nolting mit seinem Kleinflugzeug im Gotthardmassiv in der Schweiz ab, er konnte nur noch tot geborgen werden. Dr. Peter Cronau war sein Ausbilder, sein Mentor und auch sein Freund über Jahre, er schrieb eine Hommage auf ihn.

Anfang der achtziger Jahre kontaktierte mich Nationenpreisreiter Lutz Merkel. Er fragte an, ob ein engagierte Pferdefreund und Reiter, der Ambitionen für die Pferdemedizin habe, ein Praktikum in unserer Pferdeklinik in Bochum ableisten könne. Für den jungen Reitersmann stand schon früh fest, dass er einen Beruf als Pferdetierarzt einmal ergreifen möchte. Nach einem Vorgespräch wurde das Einverständnis mit Björn Nolting getroffen. Die harte Tierarztzeit als Praktikant mit Einsätzen Tag und Nacht und sieben Tage in der Woche leistete Björn mit Bravour ab. Ich sagte ihm, entweder Du entscheidest Dich, diesen Beruf nicht zu ergreifen - oder Dein Berufswunsch wird hier vertieft. Er hat sich für die letztere Variante entschieden und für seinen geliebten Beruf stellte er später eine Vorbildfunktion dar.

Anfang 1988 kamen Björn und ich wieder zusammen, er erhielt einen Assistenzvertrag am 01. April 1988, nachdem er sein Tierarztexamen bestanden und über Epilepsie promoviert hatte. Die folgenden Jahre, in denen sich Björn vom fantastischen Assistenten zum selbständigen arbeitenden Tierarzt entwickelte, waren Ausdruck seines enormen Engagements für das Pferd und dessen Krankheiten. Er hatte das Glück in einem Umfeld tätig zu sein, in der fast alle Pferdegattungen von Trabern, Galoppern, Dressur- und Springpferden aber auch Kaltblütern und Ponies vertreten waren. Schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1988 wurde Björn als verantwortlicher Tierarzt der Polo High Goal Weltmeisterschaften in Berlin auf dem traditionellen Maifeld am Berliner Olympiastadium eingesetzt. 1992 in Personalunion mit Dr. Dirk Fister zeichnete er verantwortlich für das schwedische Springreiterteam bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Kompromisslos durchdrang er eine polizeiliche Absperrung, die den Weg vom Abreiteplatz zum Springplatz versperrte, da Spaniens König Juan Carlos für einen für uns unerwarteten blockierten Zugang sorgte. Björn ebnete sich den Weg zum Springplatz, der Preis waren zwei Polizisten am Boden. Das kostete die Abnahme der Akkreditierung. Aber mithilfe spanischer einflussreicher Intervention wurde die Akkreditierung tags drauf wieder zurückgegeben, denn Björn bekleidete auch das Amt des spanischen Mannschaftstierarztes.

1996 im Hinblick auf die Olympischen Spielen in Atlanta flog Björn mit Bundestrainer Herbert Meyer und den Pferden schon früh in das Stallgebiet. Björn beaufsichtige auch das Training. Auf einer Fahrt nach einer Einladung im Calloway Gardens überfuhr Björn das nach US-Richtlinien existierende Speed Limit. Die Policemen setzten Björn erst einmal für eine Nacht in Haft. Herbert Meyer und die Deutsche Olympische Delegation „befreiten“ Björn am nächsten Tag. Da das Verfahren während der Olympischen Spiele nicht abgeschlossen werden konnte, wurde Björn Einreiseverbot für die USA auferlegt, was später zu Problemen bei der Immigration führte, aber einige Jahre aber mit Anwälten gelöst werden konnte.

Mit anderen Freunden pflegten wir ein gemeinsames Hobby: Skifahren. Einmal im Jahr zogen wir uns in die Berge zurück. Dabei schreckten wir vor nächtlichen Barbesuchen auch nicht zurück. Hier zeigte sich auch, dass Björn über einen ausgeprägten Sinn für Humor verfügte. An der Pianobar im Hotel Chesa Guardalej in Champfer wurde es spät. Der irischstämmige Pianist war ein bewährter Entertainer und sagte am Schluss unserer Sitzung: „Cronau, your english is a desaster“. Darauf brach Björn in eine Lachsalve aus. Noch Jahre später ergötzte er sich an dieser damaligen Situation.

Wenn ich als Ausbilder die Kenntnisse eines Jungassistenten beurteilen darf, so hat die Hochschule nicht alles einem Studierenden vermitteln können. Es ist kaum zu glauben, aber die Hochschulabsolventen sind zum Teil nicht in der Lage, eine chirurgische Pinzette richtig in der Hand zu halten. Auch Björn fasste zu Beginn die Pinzette an wie ein Briefmarkensammler. Seinen beruflichen Werdegang ist im Besonderen dadurch gekennzeichnet, weil er einen unaufhaltsamen Wissensdurst und Weiterbildungsdrang verinnerlichte. Björn war in allem, was er tat, leidenschaftlich. Er nahm auch Philosophien unserer Pferdeklinik mit und realisierte sie. Sheik Mohammed: „It’s the Horse that counts and not the people”. PJ MacMahon (GBR): “Be not the first the new to try or yet the last the old to throw away”. Oder übersetzt: „Das Pferd zählt und nicht der Mensch“. Oder der irische Tierarzt Paddy MacMahon: „Sei nicht der Erste, der das Neue probiert oder der Letzte, der Altes wegwirft.“

Wir haben einen exzellenten Pferdetierarzt und einen wunderbaren Menschen viel zu früh verloren. Björn war ein Zupacker, der das Kind in sich nie verloren hatte. Über ihn darf und will ich sagen: Wer ihn kannte, hat ihn geschätzt - Wer ihn besser kannte, hat ihn gemocht - Wer ihn richtig gut kannte, hat ihn geliebt.

 


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