Prozess um Schadenersatz:Tragischer Tod eines Turnierpferdes

Prozess um Schadenersatz: Das Sportpferd "Saxandro" sei vielseitig und im besten Alter gewesen, sagt seine Besitzerin Franziska Aumer. Sie nahm mit ihrem Wallach an Springreiter- und Dressurturnieren teil.

Das Sportpferd "Saxandro" sei vielseitig und im besten Alter gewesen, sagt seine Besitzerin Franziska Aumer. Sie nahm mit ihrem Wallach an Springreiter- und Dressurturnieren teil.

(Foto: Privat)

Der Wallach stirbt nach einer Kehlkopfoperation. Die Reiterin aus Feldafing klagt gegen den Klinikchef, kann aber in der Verhandlung vor dem Landgericht in München nur einen Vergleich erreichen.

Von Christian Deussing

Das Turnierpferd "Saxandro" von Franziska Aumer aus Feldafing starb im besten Alter - erstickt in einer Box in einer Tierklinik der Region. Zwei Tage nach einer Kehlkopfoperation im November 2015. Die Besitzerin des braunen Wallachs, der nur neun Jahre alt wurde, verklagte den damaligen Chef der Klinik auf 35 000 Euro Schadenersatz. Das Verfahren endete mit einem Vergleich mit einer wesentlich geringeren Summe.

Die 43-jährige Reiterin, die selbst früher Tierärztin war, warf der Klinik in einem Zivilprozess vor dem Landgericht in München einen groben Behandlungsfehler vor. Das Pferd sei trotz auffälliger Atemgeräusche nicht ausreichend beobachtet und untersucht worden, sagte die Klägerin am Mittwoch vor Gericht. Die Feldafingerin betonte, sie habe selbst auf die verdächtigen Geräusche aufmerksam gemacht. Ermittlungen zufolge hatte "Saxandro", der unter Kehlkopfpfeifen litt, nach der Resektion des Stimmbands mit einem Laser zunächst nicht gefressen. Als eine Klinik-Mitarbeiterin um 23 Uhr nach dem Pferd schaute, fraß es dann. Doch um 3 Uhr lag der Wallach tot in seiner Box. Dort ist laut Klägerin die Schleifspur eines Hufes festgestellt worden. Im Prozess monierte Aumer auch, dass keine Unterlagen zur Atemfrequenz und Schleimhautfarbe ihres Pferdes in der Todesnacht zu finden waren.

Die Vorwürfe wies der einstige Klinikchef zurück. Nach seiner Darstellung wurde das Pferd nach dem Eingriff angemessen kontrolliert, es sei aber nicht alles dokumentiert worden. Es seien keine klinischen Auffälligkeiten entdeckt worden, ein Erstickungstod könne auch "akut verlaufen", sagte der Tiermediziner.

Um mehr darüber zu erfahren, hatte die Richterin einen Sachverständigen der Pferde-Klinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover geladen. Der Experte berichtete, dass in seiner Klinik innerhalb von nur drei Minuten ein Pferd mit Atemnot umgekippt sei und nur durch einen schnellen Luftröhrenschnitt gerettet werden konnte. Im Fall von "Saxandro" sei zumindest nicht auszuschließen, das sich schon Stunden vor dem "Kehlkopf-Kollaps" der Tod durch laute Atemgeräusche angekündigt haben könnte, erklärte der Gutachter. Eine kontinuierliche Überwachung des operierten Tieres sei dann wichtig, damit nichts passiere, betonte er. "Denn ein Pferd liegt ja nicht auf einer Intensivstation und hat keine Klingel am Bett und kann nicht die Schwester rufen, wenn was ist." Allerdings seien eine lückenlose Beobachtung und medizinische Betreuung eines Pferdes auch eine Kostenfrage, sagte der Gutachter. Je öfter man aber nachschaue, um so geringer sei die Gefahr, dass es etwas passiere, betonte der Sachverständige.

Diese Aussage befand vor allem der Anwalt der Klägerin sehr logisch. Für ihn ist klar, dass sich hier ein Problem erkennbar entwickelt habe und daher die Kontrollen in der Box "engmaschiger" hätten sein müssen. Trotzdem ließ die Richterin in der Verhandlung durchblicken, dass angesichts des nicht eindeutig zu klärenden Geschehens die Klage der Pferdebesitzerin abgewiesen werden würde. Sie sprach von einem "tragischen Fall".

Das Gericht schlug den Parteien daher einen Vergleich mit einer Zahlung von 3500 Euro vor. Die Feldafingerin beriet sich mit ihrem Anwalt und willigte schließlich ein, zumal eine weitere Instanz das jahrelange Verfahren noch teurer machen würde. Auch der einstige Tierklinik-Chef war mit der Zahlung von 3500 Euro einverstanden; zuvor hatte sein Anwalt noch daran erinnert, dass man auf die OP-Rechnung in Höhe von 2000 Euro verzichtet habe.

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