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Alina Dibowski mischt als Junge Reiterin im Topsport mit

Alina Dibowski ist 21 Jahre jung, konnte vor kurzem ihre Berufsausbildung zur Pferdewirtin mit Stensbeck-Auszeichnung abschließen und krönte ihre Saison mit einer Platzierung beim Herbstklassiker in Boekelo.

Gesattelt hatte sie dafür Barbados, den 12-jährigen polnischen Wallach, mit dem sie im Sommer bereits Mannschafts-Europameisterin der Jungen Reiter wurde. Diese EM war ihre letzte im Nachwuchslager, im kommenden Jahr wechselt Alina dann altersbedingt ins Seniorenlager.

Mit ihren 21 Jahren hat sie schon eine lange Erfolgsbilanz, die meiste Zeit begleitet sie schon ihr „Baba“. „Barbados ist schon ein ganz besonderes Pferd. Er kam damals 4-jährig bei uns in den Stall. Es war schon einem kleinen Zufall zu verdanken, dass wir so früh zusammengefunden haben. Mein Pony fiel damals verletzungsbedingt aus und meine Eltern und ich haben nach einem Pferd geguckt, das ich mitreiten kann. Damals boten sich eigentlich nur Corrida oder eben Baba an und es stellte sich schnell heraus, dass Barbados und ich gut zusammenpassen. So konnte ich ihn dann 5-jährig bei der Goldenen Schärpe (E-Niveau) reiten, über das Bundes-Nachwuchschampionat (A-Niveau) wuchsen wir dann gemeinsam zunächst in den Juniorensport, dann in das Junge Reiter Lager und nun bis in den 4* Bereich hinein.“

Ihr Vater- Andreas Dibowski- ist wohl jedem, der sich in der Vielseitigkeit ein wenig auskennt, ein Begriff. Er nahm an drei Olympischen Spielen teil, war in diesem Jahr zudem Reservist. 2008 wurde er Mannschafts-Olympiasieger, in diesem Jahr konnte er die vierte Mannschaftsmedaille von Europameisterschaften mit nach Hause bringen. Große Fußstapfen also für Alina. „Ehrlich gesagt habe ich mich im Laufe der letzten Jahre immer mehr davon distanziert, weil mir einfach klar geworden ist, dass mein Vater mir allein schon aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung immer etwas voraushaben wird und ich mich damit nicht vergleichen sollte. Ich bin seine Tochter und froh, von ihm viel lernen zu können. Ich habe anfangs oft daran gedacht, welche Erwartungen alle dadurch an mich stellen, aber habe mich jetzt auch immer weiter verselbstständigt. Meine Berufsausbildung habe ich bewusst bei Falk Westerich gemacht um auch hier einen weiteren Schritt zu gehen. Mein Vater hat Barbados in der Anfangszeit immer mitgeritten und weiter ausgebildet. Letztmalig hat er ihn 2019 auf dem Turnier vorgestellt. Diese Ausbildung meines Pferdes hat mir nur im Positiven geholfen, ich hatte immer beim ersten Start auf einem höheren Level das Wissen im Hinterkopf, dass Baba das schon kann. Als er 8-jährig in Strzegom seine erste 4* Prüfung gewonnen hat, war das für meinen Vater und mich ein besonderer Erfolg. Mit dem Gefühl im Gepäck, dass er bereits eine lange Prüfung auf dem Niveau gut gelaufen war, konnte ich nun auch in Boekelo fokussiert und selbstbewusst losreiten.“

Boekelo war nicht nur auf sportlicher Ebene ein prägendes Turnier für Alina. „Es war schon irgendwie ein toller Moment, als dann mein Vater mit Brennus startete und angesagt wurde, „Andreas Dibowski- der Vater von Alina“- das kannte ich bisher immer nur andersherum, dass ich als seine Tochter beschrieben wurde.

„Boekelo war ein ganz tolles Turnier. Es war einfach komplett neu, in einer solchen Kulisse zu reiten. In der Dressur war Baba hochkonzentriert von unserem ersten Tag an, so konnte ich das dann auch im Viereck abrufen. Er war rittig und durchlässig, wir konnten unsere bisher beste Dressur auf dem Niveau abliefern. Im Gelände war er einfach nur toll, es hat sich alles so einfach angefühlt, auch wenn da schon anspruchsvolle Abfragen standen. Er war total bei mir und flog einfach über den Kurs, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte. Das hat so viel Spaß gemacht. Die vielen Menschen am Rand habe ich letztlich weniger wahrgenommen, als gedacht. Aber es ist ein tolles Gefühl an jedem Hindernis so angefeuert zu werden. Im Springen war er schon beim Abreiten gut und sprang immer vom Boden weg, ließ sich fliegen. Natürlich hätte ich mir da einen (oder lieber beide) Fehler weniger gewünscht, aber ich bin auch im Nachhinein super zufrieden mit unserer Leistung.“

Beruflich hat Alina gerade die Ausbildung zur Pferdewirtin-Schwerpunkt Reiten mit der Stensbeck-Auszeichnung bestanden. Wie es nun weiter geht?

„Ich habe nun in Hamburg ein Lehramts-Studium begonnen, als Gymnasial-Lehrerin in Biologie und Englisch. Meine Mutter ist und auch meine Großmutter war schon Lehrerin, aber das hatte jetzt nicht so viel mit meiner Wahl zu tun. Ich habe in der Corona-Zeit schon viel home-schooling mit meinem Bruder gemacht und fand auch das Unterrichten während meiner Ausbildung immer toll. Meine Oma wohnt in Hamburg, sodass ich nun erst einmal pendeln werde. Ich bin froh und glücklich, das Privileg zu haben, dass meine Eltern und das Team das Training unterstützend begleiten, sodass ich hoffentlich weiterhin im Sport mitreiten kann. Das wird natürlich weiterhin ein großer Bestandteil meines Lebens sein.“

Das formal erforderliche Quali-Ergebnis für ein Championat im Seniorenlager hat Alina nun bereits in Boekelo, in ihrer ersten langen 4* Prüfung, in der Tasche. Was sind die Ziele für 2022? „Ehrlich gesagt bin ich realistisch genug, um zu wissen, dass die Konkurrenz bei den Senioren nochmal deutlich größer ist, als bisher bei den Jungen Reitern. Da denke ich jetzt erst einmal nicht an Championate, sondern möchte weitere Erfahrung auf 4* Niveau sammeln und da noch routinierter werden. In allen drei Disziplinen können wir noch weiter lernen und uns noch weiter verbessern. An erster Stelle steht aber, Baba gesund zu erhalten, denn das ist das A und O. Mein Ziel für nächstes Jahr sind die Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen.“

Die deutschen Starter bei den Weltmeisterschaften in Le Lion d’Angers

Strzegom (POL): Anna Lena Schaaf gewinnt ihre erste 4* Prüfung