RTL mit Beitrag über Springreiter Ludger Beerbaum beim Barren

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Der TV Sender RTL hat heute Abend ein Spezial ausgestrahlt, bei dem Springreiter Ludger Beerbaum im Mittelpunkt stand. Der TV Sender hat Videomaterial erstellt, auf dem ein Reiter, der Beerbaum sein soll, beim Training seine Pferde von einem Helfer barren lässt.

RTL hatte bereits einen Teaserfilm mit Ausschnitten der Sendung heute Abend online gestellt. Der Film zeigt Trainingsbilder mit einem Reiter auf einem Fuchs und einem Reiter auf einem Braunen. Der Reiter ist schlecht zu erkennen, soll laut RTL Ludger Beerbaum sein. Der Reiter steuert einen Steilsprung von gut einem Meter Höhe an. Ein Helfer dahinter haut dem Pferd eine Stange von mehreren Zentimetern Stärke an die Vorderbeine.

RTL sagt, man habe zwei Jahre für die Geschichte recherchiert. Unter anderem habe sich eine Reporterin als Marketingpraktikantin in die Beerbaum Stables eingeschlichen und recherchiert. Sie habe Stangen gefilmt, die eine stachelige Oberfläche haben. Die Aufnahmen, die dabei entstanden sein sollen, sind in dem Teaserfilm zu sehen.

RTL hat mit dem Pferdefachtierarzt und Buchautor Dr. Maximilian Pick gesprochen und ihm die Bilder gezeigt. Pick sei bei der Begutachtung zu dem Schluss gekommen, dass es sich „eindeutig“ um Barren und nicht um das von der FN erlaubte Touchieren der Beine handelt, so RTL.

Beim Barren wird die Stange aktiv gegen die Beine des Pferdes geschlagen, um es zu animieren, vorsichtiger zu springen. Das ist verboten. Touchieren hingegen ist erlaubt, auch laut FN. Wo das eine aufhört und das andere anfängt, ist allerdings recht unklar. Eindeutig ist nur, dass eine Stange zum Touchieren maximal drei Meter lang und zwei Kilogramm schwer sein darf.

Was Touchieren ist, wird in den Richtlinien wie folgt definiert:

Beim Touchieren handelt es sich um ein fachgerechtes Sensibilisieren des Pferdes durch gezieltes Berühren der Pferdebeine im Sprungablauf.

Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 2, Ausbildung für Fortgeschrittene, FN-Verlag

Ferner steht da zu lesen:

Wird die Touchierstange gehalten, darf dies nur von sehr erfahrenen, routinierten Pferdefachleuten durchgeführt werden, die über genügend Gefühl, Sensibilität und Erfahrung verfügen.

Was genau „fachgerecht“ meint und welche Qualifikation die „sehr erfahrenen, routinierten Pferdefachleute“ mitbringen müssen, ist allerdings nicht ausgeführt.

Und es lassen sich in den Richtlinien auch noch weitere Definitionen zur Praktik des Touchierens finden:

„Die Touchierstange darf ein maximales Gewicht von 2.000 g bei 3 m Länge haben. Die Beschaffenheit der Stange muß rund sein, mit glatter
Oberfläche aus nicht splitterndem Material. Sie darf jedoch nicht aus Metall sein. (…) Dazu wird, wenn die o.g. Voraussetzungen gegeben sind, über ein 
niedriges Hindernis gesprungen. Das Anheben der Stange muß aus der Höhe der oberen Hindernisstange erfolgen. Der „touchierende Ausbilder“ hält die Touchierstange so, daß entweder die Vorderbeine oder die Hinterbeine im Sprungablauf berührt werden. Dabei muß das Touchieren in der ersten Häfte des Sprungablaufs erfolgen bzw. im höchsten Punkt der Flugbahn. Ein Kontakt zwischen Stange und Pferdebeinen in der zweiten Hälfte der Flugbahn sollte auf alle Fälle vermieden werden, da sonst die Stange entgegen der Bewegungsrichtung des Pferdes wirkt und die Stoßkräfte entsprechend höher werden.“

Wozu das ganze dienen soll, steht ebenfalls in den Richtlinien geschrieben:

Das Touchieren bestimmter Beinpartien während des Sprunges dient dazu, daß das Pferd die Kapal- und Tarsalgelenke im Sprung vermehrt beugt, also die Beine stärker anzieht, um einen Stangenkontakt zu vermeiden.

Statements von der FN dazu finden Sie hier:

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Derselbe Fall wie 2021?

Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte sich RTL an die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) gewandt und angekündigt, es werde einen Fernsehbeitrag zum Thema Barren geben. Die FN forderte daraufhin, dass man ihnen das Material zur Sichtung schicken möge und dass man die Namen der involvierten Personen benennen sollte. Beiden Aufforderungen kam RTL nicht nach. Daraufhin erstattete die FN Anzeige gegen Unbekannt, um „seiner Verantwortung für den Tierschutz im Pferdesport“ nachkommen zu können. Man erhoffte sich davon, dass die Behörden Ermittlungen aufnehmen und eventuell tierschutzwidriges Verhalten aufdecken würden. Danach hat man nie wieder etwas von der Angelegenheit gehört.

Inzwischen ist klar, dass es sich bei dem jetzt veröffentlichten Material um dieselben Aufnahmen handelt, von denen 2021 die Rede war.

Statement Ludger Beerbaum

Wir haben Ludger Beerbaums Pressesprecherin um eine Stellungnahme des vierfachen Olympiasiegers gebeten. Doch Ludger Beerbaum ist aktuell in Florida. Dort veranstalten er und sein Partner in der Anfang vergangenen Jahres neu gegründeten Global Equestrian Group, Andreas Helgstrand, heute am Abend (Ortszeit) einen Tag der offenen Tür, bei dem beide eine Lehrstunde geben.

Ludger Beerbaum erklärte, er werde erst den Bericht anschauen und dann schnellstmöglich nach einer juristischen Prüfung ein Statement abgeben. Das ist mittlerweile, Stand Mittwochmittag 13.30 Uhr, geschehen. Hier finden Sie Beerbaums Stellungnahme.

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Den Bericht von RTL sowie ein Video mit Ausschnitten finden Sie hier. Die gesamte Sendung wird heute Abend bei RTL Extra um 22.35 Uhr zu sehen sein.

UPDATE 12.1.2021, 00.00 Uhr

RTL extra hat einen ca 30 minütigen Beitrag gesendet. Die im Teaserfilm gezeigten Bilder wurden dabei noch ausführlicher gezeigt. Die Zutaten: viel Archivmaterial von Ludger Beerbaum aus den vergangenen 20 Jahren seiner Karriere, dazu Filmaufnahmen, die auf Beerbaums Anlage in Riesenbeck entstanden sein sollen. Dabei ist nicht nur zu sehen, wie mehrere Pferde mit Holzstangen gebarrt werden, sondern es werden auch Aufnahmen von Stangen gezeigt, die mit einem Überzug aus kleinen Kunststoffstacheln versehen sind. Laut Aussage der als Marketing-Praktikantin in den Beerbaum Stables agierenden RTL-Reporterin seien diese Stangen sowie Vierkanthölzer aus Hartholz in einem Schuppen in der Nähe des Trainingsplatzes gelagert worden. Ob sie zum Einsatz gekommen sind, vermochte man nicht zu sagen. Eine anonyme Zeugin, die RTL auf die angebliche Praxis in den Beerbaum Stables hingewiesen haben will, wird von Enthüllungsjournalist Günter Wallraff („Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war“) befragt. Sie zeigt ein gesplittertes Kantholz, von dem die Zeugin sagt, sie habe es auf dem Springplatz nach einem Training gefunden.

Und was noch?

Zusätzlich werden parallele Erzählstränge dargestellt: Ein Rappe, der „sauer“ sein soll, weil er angeblich misshandelt worden ist und sich deswegen nicht mehr einer Stange genähert hätte. Außerdem wird Tierärztin Kirsten Tönnies beim Besuch eines Amateur-Springturniers begleitet. Sie attestiert Stress. Verweigerungen mehrerer Pferde werden hintereinander geschnitten. Einige der verfremdeten Reiterinnen oder Reiter schlagen daraufhin auf die teilweise im Ansatz steigenden Pferde mit der Gerte. Auch das Bildmaterial von der Barraffäre von Paul Schockemöhle wird mehrfach eingespielt und auch die Szenen vom modernen Fünfkampf aus Tokio 2021. Darüberhinaus werden Bürogebäude der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) abgefilmt. Man habe die FN um ein Interview gebeten, heißt es im Kommentar. Dem Wunsch sei aber nicht nachgekommen worden.

Wie geht es weiter?

Wir haben uns an einige der Stellen gewendet, die direkt oder indirekt in dem Beitrag von RTL extra erwähnt werden. Noch liegen uns keine Aussagen vor, die über die oben angeführten Statements hinausgehen. Sobald wir Reaktionen vorliegen haben, werden wir sie in einem weiteren Artikel veröffentlichen.nike sb dunk sizing and fit guide | michael kors outlet mall winnipeg

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Bernd Diedler

    Anstatt sich mit der Tierquälerei beim Reiten zu beschäftigen stellen Sie klar das es auf dem Bild nicht erkennbar Beerbaum zu sehen ist, ist doch aber egal da hat jemand ein Pferd geschlagen…..
    und ihnen ist das völlig egal, auch der Reiterverein macht mit

  2. Karoll

    Bernd hat Recht ! § 4 a der FN Mustersatzung.
    Aber ob es Tierquälerei ist …… ?

    Ausdrücklich lobenswert ist, dass es gemäß der Pressemitteilung der FN seit 01.2021 eine Kommission von Fachleuten gibt, die sich mit der Thematik Tochieren/Barren beschäftigt.
    Dass nach über 11 Monaten Beratung noch nichts nach außen gedrungen ist, lässt sich einerseits mit der Komplexität dieses Themas begründen … und nur wer Böses vermutet, könnte meinen, dass man die Sache im Sande verlaufen lassen will.
    Aber: Corona lässt grüßen und erschwerte wohl das Zusammentreffen ? Davon steht jedoch nichts in der PM.

    Es gibt den Vorstand Sport der FN und vom DOKR . Lauter Hochkaräter in Beruf und Leistung.

    Eigentlich wünschte man sich in einem Unternehmen wie der FN, dass dieser Vorstand den Geschäftsführer fragt: “ Was gibt es von dieser Kommission zu berichten ?
    Gibt es schon Ergebnisse ? Welche Gutachten müssen noch erstellt werden?
    Wo braucht ihr noch Beratungsbedarf?
    Aber…… hier gibt es keinen Statusbericht für die Öffentlichkeit. Schade, weil jetzt hätte man schon gerne eine Meinung gehört , die diese Kommission mit einer Mehrheit oder Minderheit vertritt?

    Den Schaden den dieser Bericht wieder aufwirft haben die kleinen Reitvereine, die im Frühsommer oder noch früher, wieder bei Sponsoren vorstellig werden und sich anhören dürften… ihr Reiter – ihr seid ja alles Tierquäler.

    Hast du den Bericht in RTL im Januar gesehen?

    Ja…. es ist eine Dokumentation, die Hr. Beerbaum u. seine Angestellten in ein ganz schlechtes Licht stellen – aber man bewusst unterschlägt, dass es das Touchieren schon seit über 100 Jahren gibt.
    An statt zu fragen:
    Warum machen sie das?
    Was soll das bezwecken?
    Ist das Tierquälerei?
    Wie oft machen sie das ?

    Ist es zum Jahresbeginn eine wohldurchdachte Aktion von RTL, die sich bestimmt über das ganze Frühjahr hinziehen dürfte.

    Kurz- oder mittelfristig wird es dazu führen, dass Hr. Beerbaum wohl keine Marketingpraktikanten auf sein Areal lässt.

  3. AB

    4 Videobeiträge aus zwei Jahren und offensichtliche Zaunstangen (Befestigung zu sehen) im Bild! Da steckt doch ganz etwas anderes dahinter!
    Die sollten sie mal ansehen, was da in Amerika mit den Walking Tennessee Horses aufgeführt wird, das ist richtige Tierquälerei!

  4. Bücherschubse

    Eigentlich wollte ich mir den Beitrag wenigstens mal ansehen, leider ist von der Sendung nur ein 2-Minuten-Teaser zu finden. Aus der Sendung ist bei RTLnow gestern Abend nur ein Corona-Bericht übrig geblieben. Warum hat RTL den ganzen Beitrag nicht verfügfar?


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