Pferdesport
Nach der Drohung kommt die Entwarnung: Der CHI Basel macht weiter und hat zudem eine wichtige Bewerbung abgegeben

Als der Kanton Baselland am 29. Dezember äusserst kurzfristig die Bewilligung entzog, lagen die Nerven bei den Organisatoren des CHI Basel blank. Ein Ende des Weltklasse-Anlasses stand zur Option. Doch zwei Wochen später sieht die Basler Pferde-Welt schon wieder rosiger aus.

Jakob Weber Jetzt kommentieren
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OK-Chef Andy Kistler und Verwaltungsratspräsident Thomas Straumann können wieder lachen.

OK-Chef Andy Kistler und Verwaltungsratspräsident Thomas Straumann können wieder lachen.

Katja Stuppia / bz Zeitung für die Region

Heute hätten in der St.Jakobshalle ab 8.30 Uhr und für die kommenden vier Tage die weltbesten Reiterinnen und Reiter mit ihren Pferden über Hindernisse springen sollen. Auch in der Dressur hätten sich zum ersten Mal überhaupt in Basel die Crème de la Crème der Szene die Ehre gegeben. Doch stattdessen werden aktuell Zelte abgebaut, tonnenweise Sand von den Fussballfeldern weggekarrt und Bodenplatten zurück ins Lager gefahren.

Nachdem der Kanton Baselland dem Event in der St.Jakobshalle am 29. Dezember und damit nur zwei Wochen vor dem geplanten Start wegen steigender Corona-Fallzahlen doch noch die Bewilligung entzogen hatte, war der Frust bei den Veranstaltern gross. Zum einen, weil sie durch die unglückliche Kommunikation des Kantons vor vollendete Tatsachen gestellt wurden und ihnen trotz geplantem 2G und Maskenpflicht keinerlei Möglichkeit für eine Diskussion über eine alternative Durchführung geboten wurde. Zum anderen, weil der ganze Effort, den zahlreiche Helfer und Gönner in der Vorbereitung geleistet hatten, zum zweiten Mal in Folge nicht fürs Pferd sondern für die Katz war.

Verwaltungsratspräsident Thomas Straumann liess sich in der Medienmitteilung des CHI Basel vom 29. Dezember 2021 so zitieren, dass man jetzt nicht darum herumkomme, sich «grundlegende Gedanken» zu machen. Aufgrund der auch für die Organisatoren völlig überraschenden Geschehnisse zwischen den Jahren war sich der Patron des CHI Basel nicht mehr sicher, ob weiterhin Geld und Mühen in sein Herzensprojekt, das mittlerweile ein Budget von mehr als vier Millionen Franken erreicht hat, stecken will. Doch die Drohung nach dem Ende des CHI Basel kann zwei Wochen später relativiert werden.

Denn nach dem Jahreswechsel haben sich Straumann, OK-Präsident Andy Kistler und Vizepräsident Christoph Socin zu einer Sitzung getroffen und trotz des Verlustgeschäfts in den letzten beiden Jahren entschieden: Wir machen weiter. Der Hauptgrund für den Stimmungswandel waren die vielen positiven Rückmeldungen, die Kistler, Socin und Straumann auf unterschiedlichsten Wegen erreichten. Auch über 90 Prozent der Sponsoren wählten die Option, die bereits gezahlten Gelder für die Ausgabe 2023 zu verwenden und pochten nicht auf eine Rückzahlung.

«Der viele Zuspruch hat uns nach der Enttäuschung wirklich sehr gut getan», sagt Kistler, als ihn die bz diese Woche am Telefon erreicht. Dass die Absage jetzt nicht das definitive Ende, sondern der Start für etwas Neues sei, mache es einfacher, so Kistler, der bereits wieder voller Tatendrang ist.

Kriegt Basel das Weltcupfinale 2025?

So hat er mit seinem Team in dieser Woche trotz der zweiten Absage in Folge die Bewerbung für die Austragung der Weltcup-Finals 2025 und 2026 abgegeben. Vor allem für 2025 rechnet sich der CHI Basel Chancen aus, den Saisonfinal der Springreiter zum erst dritten Mal überhaupt in die Schweiz zu holen. Um im Frühjahr dieses Jahres den Zuschlag zu erhalten, müsste sich Basel dem Vernehmen nach gegen zwei bis drei Konkurrenten durchsetzen. Doch Kistler nennt zahlreiche gute Argumente, die für einen Weltcup-Final in Basel sprechen: Der Fakt, dass 2025 wohl eine europäische Stadt den Zuschlag erhält, die Unterstützung der Stadt Basel und des Bundes, die Schweizer Aushängeschilder Steve Guerdat und Martin Fuchs und Thomas Straumann im Rücken.

«So etwas soll es nicht noch einmal geben»

Steve Guerdat und Martin Fuchs gehören seit Jahren zur Weltspitze.

Steve Guerdat und Martin Fuchs gehören seit Jahren zur Weltspitze.

Urs Bucher

Durch die Absagen 2021 und 2022 wird die Zeit allerdings knapp, das im internationalen Vergleich bereits sehr gut angesehene Turnier in ein noch besseres Licht zu rücken. Und so bleiben nur die soften Faktoren (trotz Corona 15 Prozent mehr vorverkaufte Tickets, das beste Teilnehmerfeld aller Zeiten, die Erweiterung mit der Dressur und die Verbesserung der Stallungen und Abreitzelte), um die positive Entwicklung des Turniers zu untermalen. Auch Kistler betont: «Das Event ist jedes Jahr besser geworden. Diesem Anspruch wollen wir auch in Zukunft gerecht werden.» Doch er sagt auch deutlich: «So etwas wie die letzten beiden Jahre soll es nicht noch einmal geben.» Die Kommunikation mit dem Kanton will er diesbezüglich verbessern, damit der CHI Basel nicht noch einmal unvorbereitet vor vollendete Tatsachen gestellt wird.

Kistler tun vor allem die vielen Partner leid, die durch die kurzfristigen Absage um ihr Geschäft gekommen sind. Leere Hotels, wo eigentlich Reiterinnen und Reiter mit ihrer Entourage hätten untergebracht werden sollen. Caterer, die ihre Menus nicht verkaufen können und auch die Betreiber der St.Jakobshalle, die auf zahlreiche bereits geplante Events verzichten müssen. Auch daraus zieht der OK-Präsident Kraft. Mehrfach benutzt Kistler das Wort «Pferdesportfest». Ein solches soll es 2023 endlich auch wieder in Basel geben und 2025 beim Weltcup-Final in der Heimat sollen die Querelen um die Ausgaben 21 und 22 dann endgültig vergessen sein.

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