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Die Mimik des Pferdes

Pferde haben eine ziemlich gut ausgeprägte Mimik. Forscher haben daraus vor einigen Jahren ein Kodierungssystem entwickelt, das Rückschlüsse auf die emotionale Situation des Pferdes zulässt.

Sorgenfalten über dem Auge des Pferdes sollte man ernstnehmen. Sie können auf Stress hindeuten.

Nicht nur uns Menschen sind die Gefühle ins Gesicht geschrieben. Schon Ende der Siebziger Jahre wurde die menschliche Mimik in einem einheitlichen Kodierungssystem festgehalten, dem sogenannten Facial Action Coding System (FACS). Britische Wissenschaftler von der University of Sussex haben dieses System vor wenigen Jahren auf die Mimik der Pferde übertragen. Sie beobachteten in ihrer Studie die Gesichtsausdrücke von 86 Pferden unterschiedlicher Rassen und entwickelten daraus das Equine Facial Action Coding System, kurz EquiFACS.

Ähnlichkeiten bei Mensch und Pferd

Die Gesichtsmuskulatur des Pferdes ist zu insgesamt 17 unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Bewegungseinheiten fähig. Ein Pferd kann beispielsweise sein oberes Augenlid wie eine Augenbraue hochziehen, Lippen und Nüstern unterschiedlich bewegen, die Augen rollen oder sein Ohrenspiel variieren. Zum Vergleich: Der Mensch kommt auf 27 Bewegungseinheiten. Auf Platz zwei in Sachen Mimik sind Katzen, ihnen stehen 21 Bewegungseinheiten zur Verfügung. Hunde haben 16.

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Die Forscher waren überrascht, als sie feststellten, dass die Mimik von Pferd und Mensch in vielen Fällen sogar übereinstimmt. Teils konnten Pferde eine scheinbar ähnliche Mimik mit anderen Muskeln erzeugen als der Mensch. Andersherum sah der Gesichtsausdruck des Pferdes bei Bewegung gleicher Muskelpartien völlig anders aus, als es beim Menschen der Fall ist. Das EquiFACS lässt einen Rückschluss auf die emotionale Situation des Pferdes zu. Sogar Laien konnten das Kodierungssystem verlässlich anwenden.

Sorgenfalten ernstnehmen

Forscher der Universität Bern haben sich speziell den Falten über dem Auge des Pferdes gewidmet. Stark ausgeprägt werden sie häufig als Sorgenfalten bezeichnet. Zu Recht, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie feststellten. Sie setzten ihre Versuchspferde angenehmen und unangenehmen Situationen aus und beobachteten dabei genau Anzahl und Winkel der Falten über deren Augen. Das Ergebnis: Kraulten die Wissenschaftler ihre Versuchspferde, wurden die Falten über dem Auge deutlich flacher. Steiler wurde sie in Situationen von Futterneid.

Dieser Text ist erstmals erschienen in Reiter Revue 4/2018