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Mannschaftsolympiasieger beendet Karriere als Dressurreiter

Hubertus Schmidt: „Ich mache keine halben Sachen“

Borchen-Etteln

Nach 30 Jahren im internationalen Turniersport hat der Olympiasieger und Weltmeister im Dressurreiten Hubertus Schmidt seine Karriere als Turnierreiter beendet. Nach mehreren Verletzungen wird er nicht mehr in den Turniersport zurückkehren, als Trainer bleibt er dem Dressursport allerdings weiterhin eng verbunden.

Von Julia Pongratz-Lauer

Auf Wansuela Suerte wurde Hubertus Schmidt   2004 Olympiasieger mit der Mannschaft.  2005 wurde der Mann aus Borchen-Etteln Europameister  im Team, Silber gab es dazu im Einzel. Zudem gewann er erneut mit der Mannschaft Gold bei der WM  2006.
Auf Wansuela Suerte wurde Hubertus Schmidt 2004 Olympiasieger mit der Mannschaft. 2005 wurde der Mann aus Borchen-Etteln Europameister im Team, Silber gab es dazu im Einzel. Zudem gewann er erneut mit der Mannschaft Gold bei der WM 2006. Foto: imago

Von der großen Anteilnahme zum Karriereende des Ettelner Dressurreiter zeigt sich Schmidt berührt: „Ich war tatsächlich über das Feedback zu dieser Entscheidung überrascht, was es in den Sozialen Medien und auch in meinem reiterlichen Umfeld gab. Diese waren so positiv und anerkennend. Das hat mich gefreut und auch gerührt. Im Vorfeld hatte ich natürlich mit allen Pferdebesitzern gesprochen, um meine Entscheidung mitzuteilen und ihnen die Chance zu geben die weiteren Wege der Pferde zu planen.“

Zuletzt mehrere Verletzungen

Zu der Entscheidung hatten Schmidt jetzt am Ende mehrere Verletzungen bewegt. Zum Jahresstart war er gerade wieder mit dem Training gestartet, nachdem er seit dem Sommer verletzungsbedingt pausiert hatte. Nach einem Sprung zur Seite, eines seiner Trainingspferde und damit verbunden einem Ruck in den Rücken, merkte Schmidt direkt, dass erneut eine Rückenverletzung vorliegen musste. Vor einer Woche brachte dann eine MRT-Untersuchung Gewissheit: Eine erneute Rückverletzung zwingt den Dressurreiter wieder zu einer längeren Pause und damit stand dann die Entscheidung für Schmidt fest.

Olympia in Paris 2024 hatte gelockt

„Ich hätte natürlich lieber anders aufgehört und wäre sehr gerne noch Turniere geritten. Ende 2024 hätte ich aber sowieso mit dem aktiven Sport Schluss gemacht. Die Olympischen Spiele in Paris haben mich natürlich noch einmal gelockt, weil ich aktuell so tolle Pferde habe.“, sagt Schmidt über seine Entscheidung, „Ich habe aber keine Lust auf halbe Sachen und kann nicht immer nur aufpassen, dass ich mit angezogener Handbremse reite, um jede ungeplante Bewegung zu vermeiden. Das lässt sich bei Pferden einfach nicht so steuern und ich will und kann nicht nur brave und ruhige Pferde reiten, um Verletzungen bei mir zu vermeiden.“

Schmidt selbst beschreibt, dass er alles getan habe, was in seiner Macht stehe, um die eigenen Knochen und den Bewegungsapparat zu stablisieren und zu kräftigen. „Ich war mir auch wirklich sicher, dass ich es noch einmal in den A-Kader geschafft hätte, weil Denoir ein unglaublich tolles und aussichtsreiches Pferd ist, aber mit den Trainingsausfällen da wurde mir klar, dass diese Perspektive so nicht mehr besteht.

Der Ettelner wird aber weiterhin auf seinem Fleyenhof als Trainer, vorrangig für die eigenen Bereiter und Schüler vor Ort tätig sein und somit täglich mit Reitern und Pferden zusammenarbeiten. Einen übergeordneten Trainerposten, zum Beispiel als Nationaltrainer, für die er schon häufiger von verschiedenen Nationen angesprochen wurde, kann Schmidt sich aber nicht vorstellen: „Ich will zukünftig nicht nur unterwegs sein, sondern auch wichtige Dinge neben dem Reitsport genießen und Zeit mit meiner Familie und meinen Enkeln verbringen.“

Für einen Vollblut-Sportler wie Schmidt stellt sich somit aber die Frage, wie er sich jetzt weiterhin fit hält, wenn das Reiten vorerst wegfällt: „Ich mache schon jeden Morgen Elastik- und Krafttraining und bin immer viel Fahrrad gefahren, was aber bei der aktuellen Witterung schwierig ist. Ich werde mir da auf jeden Fall noch Gedanken machen, was ich alternativ als Sport ausübe, denn ohne Bewegung geht es für mich einfach nicht. Hier bin ich aber noch ein bisschen in der Findungsphase.“, lacht der Ettelner und zeigt, dass er seine gute Laune und die positive Grundeinstellung auch nach dem Ende seiner aktiven Reitkarriere sicherlich nicht verloren hat.

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