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Grobfutter: Das geht besser

Heu, Heulage oder Silage decken den größten Teil des Energie- und Nährstoffbedarfs, liefern Rohfaser, die die Darmflora ernährt und die Speichelbildung zur Magensäurepufferung fördert. Zudem tragen sie zur Beschäftigung und zum Wohlbefinden der Pferde bei. Doch ist die Versorgung so gut wie sie sein soll? Nein, sagt die Umfrage.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Wenn es um das Fütterungsmanagement von Grobfutter geht, gibt es Verbesserungspotenzial.

Osnabrück – Im Rahmen einer Bachelorarbeit der Hochschule Osnabrück haben Merle Severit und Celine Pruss eine Online-Umfrage zur Grobfutterversorgung von Pferden erstellt und durchgeführt. 1.040 Pferdehalter haben Fragen zu verschiedenen Themenblöcken beantwortet. Nach der Umfrage kamen die Autoren der Veröffentlichung, Laura Bunk, Merle Severit, Celine Pruss und Prof. Dr. Heiner Westendarp vom Fachgebiet Tierernährung der Hochschule Osnabrück, zu folgenden Ergebnissen:

Grobfuttereinsatz

Heu wird von den Betrieben am häufigsten als Grobfutter eingesetzt. 96 Prozent füttern dieses Grobfuttermittel. Heulage wird von 38 Prozent, Heucobs von 19 Prozent und Silage von fünf Prozent der Betriebe verwendet. Bei der Frage war wiederum eine Mehrfachauswahl der verschiedenen Grobfuttermittel möglich. Etwa 60 Prozent der Befragten produzieren ihr Heu selbst und ebenfalls knapp 60 Prozent kaufen Heu dazu. Heulage wird von 29 Prozent der Betriebe selbst hergestellt und deutlich weniger als Heu zugekauft (14 Prozent). Silage erzeugen fünf Prozent und zwei Prozent der Betriebe kaufen dieses Grobfuttermittel dazu. Auch hier waren Mehrfachantworten möglich.

Fütterung von Grobfutter

Bei der Frage nach der veranschlagten Heumenge für ein 600 kg schweres Pferd geben 32 Prozent der Befragten eine Menge von zehn bis zwölf Kilogramm Frischmasse (FM) an. Diese Menge entspricht der empfohlenen Faustzahl aus der Literatur (1,7 kg FM Heu/100 kg Lebendmasse; 86 Prozent TS). 45 Prozent gaben eine Menge von weniger als zehn Kilogramm und die restlichen 23 Prozent eine Menge von mehr als zwölf Kilogramm FM Heu an.

Für Heulage geben zehn Prozent der Befragten die bedarfsgerechte Menge von zwölf bis 14 Kilogramm FM (2,3 kg FM/100 kg LM; 65 Prozent TS) an. 68 Prozent planen weniger als zwölf Kilogramm und zehn Prozent mehr als 14 Kilogramm FM Heulage ein. Die übrigen zwölf Prozent wissen nicht, wie viel Kilogramm Heulage sie pro Pferd und Tag füttern sollen. Elf Prozent der Befragten wiegen das Grobfutter vor der Fütterung ab. Bei 44 Prozent steht das Grobfutter den Pferden, insbesondere den Jungpferden, Senioren und Zuchtstuten, zur freien Verfügung. Wenn das Grobfutter nicht zur freien Verfügung angeboten wird, wird es am häufigsten zweimal am Tag gefüttert. Dabei füttern 45 Prozent der Befragten das Grobfutter vor dem Kraftfutter, während vier Prozent das Kraftfutter vor dem Grobfutter verabreichen. Bei 18 Prozent erfolgt die Gabe von Grob- und Kraftfutter gleichzeitig. Zwölf Prozent der Befragten behandeln das Grobfutter vor dem Füttern. Es wird entweder befeuchtet, eingeweicht oder bedampft..

Die Ergebnisse auf einen Blick

- Heu ist unter den Pferdehaltern das am häufigsten eingesetzte Grobfuttermittel.
- Wird Heulage produziert, so wird diese sehr trocken, zum Teil mit TS-Gehalten von über 75 Prozent, gepresst.
- Die Mehrheit der Befragten entscheidet nach dem Bauchgefühl, ob das Grobfutter zum Pressen trocken genug ist oder nicht.
- Die wenigsten Pferdehalter/innen lassen das Grobfutter im Labor analysieren.
- Nur etwa ein Drittel der Befragten weiß, wie viel kg Heu ein 600 kg Pferd pro Tag benötigt.
- Übergewicht und Husten sind die am häufigsten vorkommenden Gesundheitsprobleme der Pferde.
- Es besteht vor allem im Fütterungsmanagement, d.h. der Kenntnis über den Grobfutterbedarf, Beachtung der korrekten Fütterungsreihenfolge, Durchführung von Laboranalysen und Rationsberechnungen großes Verbesserungspotenzial!

Gesundheitsprobleme

63 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Pferde teilweise oder häufig übergewichtig sind. Es wird angenommen, dass viele Pferdehalter die erbrachte Leistung und damit den Energiebedarf des eigenen Pferdes überschätzen. Neben einem Bewegungsprogramm sollte die Grob- und Kraftfuttermenge angepasst werden. Vorab empfiehlt sich eine Nährstoffanalyse des Grobfutters durchführen zu lassen, da die Nährstoffgehalte je nach Schnittzeitpunkt variieren. Ein Zusammenhang zwischen der Problematik Übergewicht und der ad libitum Grobfutter-Fütterung konnte nicht aus den Ergebnissen abgeleitet werden. Bei 62 Prozent der Pferde der Befragten treten Atemwegserkrankungen auf.

25 Prozent der Pferde haben Magenprobleme, wobei die Pensions- und Schulpferde am stärksten betroffen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fütterungsreihenfolge Einfluss auf das Vorkommen von Magenproblemen hat. So leiden Pferde, die immer Kraftfutter vor dem Grundfutter oder gleichzeitig Grund- und Kraftfutter bekommen, am häufigsten an Magenproblemen (29 Prozent beziehungsweise 27 Prozent). Pferde, die das Grundfutter vor dem Kraftfutter erhalten oder ad libitum mit Grobfutter gefüttert werden, sind zu 24 Prozent betroffen. Pferde, die kein Kraftfutter erhalten, leiden dagegen am wenigsten an Magenproblemen (17 Prozent).

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass vor allem im Fütterungsmanagement, das heißt bei der Kenntnis über den Grobfutterbedarf, Beachtung der korrekten Fütterungsreihenfolge, Durchführung von Laboranalysen und Rationsberechnungen großes Verbesserungspotenzial besteht.

Kaufkriterien

Ein Kriterium, nach dem die Befragten ihr Grobfutter einkaufen war bei 62 Prozent der 663 Befragten, die Grobfutter zukaufen, dass sie immer beim selben Verkäufer einkaufen. 51 Prozent führen vor dem Kauf eine sensorische Prüfung (Farbe, Geruch, Struktur) durch. Nur vier Prozent der Befragten lassen das Grobfutter zunächst im Labor analysieren und treffen die Kaufentscheidung nach dem Analyseergebnis.

Sicherung der Grobfutterqualität

Die Mehrheit der Befragten (72 Prozent von 1.040 Teilnehmern) lässt das Grobfutter nicht analysieren. Um Pferde gesund und bedarfsgerecht zu füttern, sollten die Pferdehalter jedoch Kenntnis über die Inhaltsstoffe, mikrobielle Belastung und Gärqualität des Grobfutters haben. 17 Prozent analysieren das Grobfutter bei Verdacht auf mikrobiellen Verderb und elf Prozent geben immer eine Analyse in Auftrag. Dabei lassen die Befragten am häufigsten die Inhaltsstoffe, gefolgt von der Pilzkeimzahl, Gesamtkeimzahl und den Mineralstoffgehalten untersuchen. Die Umfrage ergab, dass knapp 40 Prozent der Befragten mit der Qualität ihres Grobfutters nicht zufrieden sind.

Betriebsdaten

50 Prozent der Befragten halten ihre Pferde zu Hobbyzwecken. Je ein Viertel der Befragten betreiben die Pferdehaltung im Haupterwerb (26 Prozent) und Nebenerwerb (24 Prozent). Die Pensionspferdehaltung ist mit 53 Prozent der verbreitete Betriebsschwerpunkt. Es folgt die Zuchtstutenhaltung (34 Prozent), Ausbildung und Beritt (31 Prozent), Jungpferdeaufzucht (25 Prozent) und Seniorenpferdehaltung (21 Prozent). Bei der Frage waren Mehrfachantworten möglich, da einige Betriebe mehrere Schwerpunkte haben. Knapp 80 Prozent der Pferde werden in (Paddock)-Boxen gehalten. Die Weidehaltung wird bei 55 Prozent und Offenstallhaltung bei 40 Prozent der Betriebe praktiziert. 16 Prozent geben die Laufstallhaltung als Haltungsform an. Auch hier waren Mehrfachantworten möglich.

Grobfutterernte

Der Trockensubstanzgehalt (TS-Gehalt) vom Grobfutter wird von 19 Prozent der Befragten mit einem Feuchtigkeitssensor an der Ballenpresse bestimmt. 17 Prozent verwenden andere Messgeräte vor dem Pressen. Der Großteil der Befragten (63 Prozent) entscheidet nach dem Bauchgefühl, ob das Grobfutter zum Pressen geeignet ist oder nicht. 22 Prozent führen keine TS-Bestimmung durch. Wieder waren Mehrfachantworten möglich.

95 der Befragten haben den gemessenen TS-Gehalt von Heulage angegeben. Bei 44 Prozent der 95 Befragten entspricht der TS-Gehalt über 80 Prozent. 38 Prozent geben einen TS-Gehalt im Bereich von 65 bis 79 Prozent und 17 Prozent von 50 bis 64 Prozent an. Die Literatur definiert Heulage mit einem TS-Bereich von 50 bis 70 Prozent. Damit liegt ein Großteil der erhobenen TS-Gehalte über dem Zielbereich, das heißt Heulage wird in der Praxis sehr trocken eingefahren. Ungünstige Wetterbedingungen für die Heuernte können Ursache dafür sein, dass frühzeitig Ballen in Folie gewickelt werden.

Dabei sollten für einen sicheren Luftabschluss mindestens acht Lagen qualitativ hochwertige Folie verwendet werden. 35 Prozent der 315 Befragten verwenden beim Wickeln von Heulage beziehungsweise Silage sieben bis acht Folienlagen. 37 Prozent geben eine Anzahl von weniger als sieben Lagen an und knapp 20 Prozent haben keine Kenntnis darüber.