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Dreieicherin gewinnt Championat der Dressurreiter

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Nina Kudernak hat gut lachen. Mit ihrer Stute Dione sorgte sie jüngst beim Hessischen Championat der Berufs-Dressurreiter für eine Sensation.
Nina Kudernak hat gut lachen. Mit ihrer Stute Dione sorgte sie jüngst beim Hessischen Championat der Berufs-Dressurreiter für eine Sensation. © zcol

Dreieich - Es war ein echtes Meisterstück: Beim Hessischen Championat der Berufs-Dressurreiter in Darmstadt-Kranichstein ließ Nina Kudernak mit ihrem Pferd Dione die komplette Profi-Konkurrenz hinter sich.

Die junge Reiterin aus Götzenhain gewann sowohl die beiden Qualifikationsprüfungen als auch das Finale mit Pferdewechsel. Dione steht auf ihrer Koppel und genießt den sonnigen Oktobertag. Die Auszeit hat sich die Fuchsstute verdient, schließlich hat sie mit ihrer Reiterin und Besitzerin Nina Kudernak kürzlich für eine Sensation gesorgt. Auf dem Dressurviereck in Kranichstein glänzte das Paar schon in der Quali. Das Finale beim Championat der Berufsreiter ist allerdings eine besondere Herausforderung: Die drei besten Reiter müssen mit allen drei Finalpferden ins Prüfungsviereck. Es bleiben nur fünf Minuten, um sich an die Pferde der Konkurrenten zu gewöhnen. Doch Kudernak meisterte die Aufgabe mit Bravour und setzte sich gegen die um ein Vielfaches erfahreneren Paul Schmid und Christian de Brujn durch. Und das bei ihrer Premiere auf diesem Niveau.

Dabei war „Doris“, so wird Dione liebevoll im Stall genannt, zunächst gar nicht als wertvolles Sportpferd vorgesehen. „Ich habe sie von meiner Mutter übernommen, sie hat dafür meine Stute bekommen“, erzählt die 23-Jährige. Damals war Reiten ausschließlich Hobby. „Mit Doris bin ich zum Spaß im Gelände geritten, bin bei Vielseitigkeitslehrgängen über feste Hindernisse gesprungen und habe sie auf Fuchsjagden geritten. Die Karriere als Dressurpferd war definitiv nicht geplant“, berichtet sie. Doch dann verletzte sich ihr damaliges Turnierpferd und kurzerhand fuhr Kudernak mit Dione zu einem Wettbewerb – und kam mit einer Schleife zurück. „Ich war schon hier auf dem Neuhof und wir haben dann doch etwas Arbeit in meine Stute investiert“, erzählt die Berufsreiterin.

Die Dreieicherin reitet von Kindesbeinen an. Von Mama Jutta „infiziert“, saß sie schon als Fünfjährige im Sattel der Shetlandponys auf dem Hof Stolle in Götzenhain. Nach einem Sturz vom Großpferd ihrer Mutter wollte sie zunächst nicht mehr reiten. Dann kam Reitpony „Paso Doble“ ins Spiel. Mit ihm erreichte sie die ersten Erfolge im Dressurviereck. Reitlehrer Erhard Stolle erkannte das Talent von Nina und ließ sie seine Pferde reiten. „Damals habe ich schon gelernt, mich schnell auf verschiedene Pferde einzufühlen.“ Mit zwölf bekam sie das erste Großpferd und mit „Wynona“ wurde sie Mitglied im hessischen Nachwuchskader. Zur Berufsreiterin wurde Kudernak auf Umwegen. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Immobilienmanagement. „Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Dann habe ich mit meinen Eltern gesprochen, ob ich nicht doch eine Ausbildung zur Pferdewirtin mit Fachrichtung klassische Reitausbildung machen kann“, erzählt sie. Ralf und Jutta Kudernak haben verständnisvoll reagiert. „Sie haben gesagt, ich soll das machen, was mich glücklich macht und einen Beruf finden, in dem ich engagiert und damit auch erfolgreich sein kann.“

Bis jetzt hat das gut geklappt. Mit Ellen Bontje hat sie die Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Sydney als Ausbilderin und auch der weltweit angesehene Trainer Conrad Schumacher schaut ihr regelmäßig auf die Finger. Mit der Ausbildung auf dem Neuhof war die Zeit der Studentenpartys vorbei. Der Mädchentraum Pferdewirtin ist in Wirklichkeit harte Arbeit und bedeutet frühes Aufstehen. Nach zweieinhalb Jahren Lehrzeit hat Kudernak ihre Ausbildung im vergangenen Jahr abgeschlossen und arbeitet jetzt als Bereiterin auf dem Neuhof. „Ich habe hier viel gelernt. Vor allem die Ausbildung junger Pferde steht im Fokus. Ich habe Ellen und Conrad Schumacher viel zu verdanken. Sie haben mich Geduld gelehrt. Lieber einen Schritt zurück machen und Pferden die nötige Zeit geben. Damit habe ich langfristig mehr Erfolg.“

Das hat sich auch bei Dione ausgezahlt. Freunde und Bekannte haben immer mal wieder gesagt, sie solle die Stute verkaufen, sie sei nicht gut genug. „Und jetzt ist sie so erfolgreich. Ich muss sie so lassen, wie sie ist. Sie ist eigen. Aber sie weiß immer, wann es drauf ankommt und hat ein echtes Kämpferherz“, sagt sie und tätschelt ihren Liebling. „Heute ist sie für mich ein so besonderes Pferd, weil ich solche großen Erfolge mit ihr habe, die so gar nicht zu erwarten waren.“

Im nächsten Jahr will sie mit Dione beim Grand Prix starten. „Ich bin gespannt“, freut sich die junge Frau. Und auch auf dem Neuhof wird ein frischer Wind wehen. Ellen Bontje wird die Verantwortung für den Stall an Nina Kudernak abgeben, bleibt dem Hofgut aber als Trainerin erhalten. (zcol)

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