Wilde Pferde gibt es schon lang nicht mehr!

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FILES-SCIENCE-FRANCE-US-ANIMAL-KAZAKHSTAN(c) APA/AFP/GENYA SAVILOV
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Die Geschichte der Pferde war völlig anders als bisher gedacht, das zeigen nun Genanalysen.

Wenn es um die frühe Geschichte der Pferde geht, bringen zwei Namen die Augen zum Leuchten: Przewalski und Botai. Erstere haben ihren Namen von einem russischen Abenteurer, der die Tiere 1878 in Zentralasien sichtete. Sie waren damals schon rar, bald gab es nur noch 13 fortpflanzungsfähige in Zoos. Dort konnten sie vermehrt werden, einige Freisetzungsversuche laufen: Diese Pferde gelten als die letzten Wildpferde überhaupt.

Botai hingegen gelten als die ersten, die domestiziert wurden, und als die Ahnen aller heutigen. Domestiziert wurden sie vor etwa 5500 Jahren in Kasachstan vom Volk der Botai, das damit vom Jagen und Sammeln auf eine sesshafte Lebensweise umstieg und sich als einziges Tier das Pferd nutzbar machte. Es wurde in Koppeln gehalten, gemolken, geschlachtet und verzehrt.

Seit 1993 ist die Region für Archäologen zugänglich, seitdem gräbt Sandra Olson (University of Kansas): „Ich war überzeugt, dass wir die ersten domestizierten Pferde gefunden haben“, berichtet sie nun, „aber DNA-Analysen zeigen, dass die modernen Pferde nicht von ihnen abstammen.“ Diese Analysen unternahm ein internationales Team, zu dem Barbara Wallner und Gottfried Brem (Vet-Med Wien) gehörten, an 88 fossilen und heutigen Tieren. Die Entthronung der Botai-Pferde war nur die eine Überraschung, die zweite zeigte sich in den Genen der Przewalski: Sie sind keine Wildpferde, sondern sie stammen ausgerechnet von den domestizierten Botai ab, einige sind irgendwann verwildert (Science 22. 2.).

„Unsere Funde stellen die Populationsmodelle der Pferde auf den Kopf“, schließt Ludovic Orlando (Toulouse), der Leiter der Gruppe. „Was wir für das letzte Wildpferd gehalten haben, ist Nachkomme des ersten domestizierten.“ So viel steht fest, völlig unklar hingegen ist nun, wo und wann die Ahnen unserer Pferde domestiziert wurden. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2018)

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