von Roland Kern am Sonntag, 05.05.2024 um 15:57

Deutsches Team schon wieder Zweiter

Irgendwie sind die deutschen Reiter beim Nationenpreis in Mannheim auf Silber abonniert. Im dritten Jahr hintereinander belegte das Team unter den Fittichen von Co-Bundestrainer Marcus Döring wieder Rang zwei und wieder – wie im letzten Jahr – hinter den Niederländern. Aber es blieb spannend bis zum letzten Sprung. Richard Vogel gehörte mit zwei Nullrunden zu den stärksten Reitern des Wettbewerbs und lieferte ab.

Parcourschefin Christa Jung hatte wieder das Kunststück geschafft, aus einer Springbahn, die auf 1.45 Meter hohe Hindernisse begrenzt war, ein kniffliges Springen zu zaubern. Der breite Wassergraben mit Distanzen davor und dahinter erwies sich als Klippe. Schon eine gebogene Anfangslinie von Sprung eins auf zwei war anspruchsvoll, ebenso eine knapp gestellte Zweifache Kombination.

Mit vier Punkten auf dem Konto zog das deutsche Team in den zweiten Umlauf ein, Kopf an Kopf mit den Franzosen auf Rang drei, hinter der Schweiz und den Niederlanden, die beide jeweils drei fehlerfreie Runden abgeliefert hatten. Darunter im Team der Eidgenossen auch Adrian Schmid aus Boll mit seinem Schimmel Chicarito; in seinem ersten Nationenpreis rechtfertigte er seine Nominierung mit Doppelnull, starke Leistung! Nicht so gut erging es Alessandra Reich, die mittlerweile in Memmingen trainiert, also immer noch im Lande, im Team Österreich. Mit ihrem Oeli musste sie zwei Abwürfe und Zeitfehler hinnehmen. Die Alpenländer lagen vor dem zweiten Umlauf schon aussichtslos.  

Das war aus deutscher Sicht anders. Da war noch alles drin. Aber so wechselhaft hatte es angefangen: In dicken Tropfen prasselte gerade ein Regen vom Himmel, als Christian Kukuk mit seiner Stute Just be Gentle in die Bahn ritt – als erster Deutscher und sechster Starter in der Rangierung. Das muss die langbeinige zehnjährige Stute schwer irritiert haben: Vor dem breiten offenen Wassergraben sprang sie erst ganz normal ab. „Dann ist sie auf einmal erschrocken“, wunderte sich ihr erfahrener Reiter nach dem Ausritt. Durch den Regen brodelte das Wasser wie ein glucksender See. Trainer und Pferdebesitzer Ludger Beerbaum war extra nach Mannheim gereist. „Ansonsten sehr gut“, bescheinigte er.

Teike Carstensen, mit 26 Jahren jüngste Reiterin im deutschen Team, musste einen Abwurf am Aussprung der zweifachen Kombination hinnehmen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sprang ihre zehnjährige Holsteiner Stute zu weit nach vorne. Schon fiel die Stange zu Boden. Aber es war eine passable Leistung im erst zweiten Nationenpreis der amtierenden deutschen U25-Meisterin.

Katrin Eckermann zeigte mit der elfjährigen rheinländischen Stute Chao Lee eine blitzsaubere Nullrunde. Dann ruhten alle Hoffnungen auf Richard Vogel, der schon beim Einreiten von den rund 6000 Menschen auf den Rängen als Lokalmatador gefeiert wurde. Der schmale Fuchswallach Cydello, ebenfalls erst zehn Jahre jung, ist motiviert bis in die Fellspitzen, hochkonzentriert. Fast zu sehr? Beim „Warm up“, war der Cascadello-Sohn aus hessischer Zucht noch zu „heiß“. Diesmal glich Vogel den Vorwärtsdrang des Wallachs mit beherztem und rhythmischen Reiten aus. Heraus kam eine brillante Runde, die fast schon wie ein Stechen aussah. Nach dem letzten Sprung ließ sich der Wahl-Mannheimer vom Publikum feiern. „Was für ein Kämpfer“, schwärmte er beim Ausreiten über sein Pferd. So ging das deutsche Team mit vier Punkten auf dem Konto in den zweiten Umlauf. Teike Carstensen lieferte als langsamerer „Vierer“ das Streichergebnis.

„Wenn es ein Stechen geben sollte, macht Richie das“, bestätigte Equipe-Chef Markus Döring, „er hat das schnellste Pferd“.

Das war aber nicht nötig: Im zweiten Umlauf zeigte sich Kukuks Stute aufmerksamer; und diesmal verunzierten auch keine Wasserblasen den Graben. Also Null. Hingegen wirkte Teike Carstensens Schimmelstute hingegen matter als zuvor: Wieder fiel dieselbe Stange am Aussprung der Zweier, dann noch eine auf der Schlusslinie. Mühelos flog dann Katrin Eckermanns Chao Lee über die Sprünge. Als die Niederländer mit Lars Kersten und Chuck Marienshof Z einen Fehler kassierten, war klar: es wird noch einmal spannend.

So kam es abschließend zum Zweikampf zwischen Richard Vogel mit Cydello und dem Holländer Michael Greeve mit Foxpit Grim. Der neunjährige Franzose konnte im ersten Umlauf nach drei „Nullern“ geschont werden. War das gut oder oder schlecht? Lässig ritt Greeve die Nullrunde und damit dem Sieg nach Hause.

Die Schweizer hatten sich zuvor herausgekegelt, als Anthony Bourgards Ecuador de la Cense wieder zweimal an der Mauer stoppte und die Franzosenstute Broceliande du Lac unter der jungen Sasha Barthe gleich am ersten Sprung.   Foto: Stefan Lafrentz

 

Roland Kern (Redaktion)

Der Ruhepol der Redaktion, der im Notfall immer noch eine Lösung parat hat. Die Stimme (The Voice) von Reiterjournal-TV, hat selbst Pferde bis zur Klasse S ausgebildet und kennt keinen Feierabend.

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