Ein Fall von schwerer Tierquälerei wurde der MOZ am Dienstag von Nicole Kegeler gemeldet. In einem dunklen Stall in der Eberswalder Straße in Falkenberg sollten demnach völlig verwahrloste Pferde stehen, wie Kegeler mitteilte. Um ihre Beobachtung zu dokumentieren machte sie zusammen mit einem Bekannten heimlich auch einige Fotos von den Tieren, die in ihren eigenen Exkrementen standen und lagen.
Hufe wachsen wie Hörner
Stehen konnten sie teilweise gar nicht mehr, denn ihre Hufe waren offenbar seit Monaten oder sogar Jahren nicht mehr gepflegt worden und wuchsen daher wie Hörner, die es den Tieren unmöglich machten, sich normal zu bewegen. So zumindest die Vermutung von Hufschmied Nico Masera, nach der Beschreibung. "Wenn die Tiere nur in der Box stehen und sich nicht bewegen und die Hufe dann auch nicht regelmäßig gepflegt werden, wachsen sie unkontrolliert", schildert Masera. Irgendwann könnten die Tiere nicht mehr auf diesen Hufen stehen und müssten sich hinlegen. "Die Muskeln ziehen dann immer stärker an den Sehnen, die sich mit der Zeit verkürzen", erklärt Masera die weiteren Folgen. Wenn die Pferde dabei auch noch in ihren eigenen Fäkalien liegen müssten, könne dies außerdem zu Wunden und im weiteren Verlauf zu Entzündungen führen. Die Hufe könnten durch eine schnelle Pflege wieder in Ordnung gebracht werden, war Masera optimistisch. Den Gesamtzustand der Pferde könne er natürlich nicht einschätzen, so der Hufschmied.
Von diesem wolle sich das Veterinäramt des Kreises innerhalb von 24 Stunden einen Eindruck verschaffen, so die Auskunft im Gespräch mit der MOZ am Dienstagvormittag. "Wir werden den Stall und die Pferde kontrollieren und dann auch gleich Hufpflegemaßnahmen einleiten." In dem aktuellen Zustand seien die Tiere vermutlich gar nicht transportfähig, so die erste Einschätzung.
Alarmiert wurde das Amt bereits an diesem Montag von Nicole Kegeler, die schnell alle Hebel in Bewegung setzte. Zum einen, weil sie schnelle Hilfe für die Pferde holen wollte, zum anderen, weil ihr Bekannter bei dem heimlichen Besuch am Stall offenbar mit einer Person ins Gespräch kam, die ihm mitteilte, dass die Pferde zum Schlachter kommen sollten. Es war also Eile geboten, wenn den Pferden geholfen werden sollte.
Und offenbar reagierte das Veterinäramt des Landkreises auch prompt. Denn nach der Auskunft vom Vormittag, dass die Kontrolle innerhalb von 24 Stunden stattfinden sollte, hieß es bereits am Nachmittag, dass die Mitarbeiter bereits seit dem Vormittag vor Ort seien, um sich einen Eindruck von der Situation zu machen. Am Nachmittag kam dann die Nachricht von Thomas Berendt, Pressesprecher des Landratsamts Märkisch-Oderland, dass die Kontrolle stattgefunden habe. "Es wurde auch ein Hufschmied geholt, der die Hufe der Pferde beschnitten hat, damit sie transportfähig sind", so Berendt. Er bestätigte den Zustand der Hufe.
Vorm Schlachter gerettet
Die Pferde seien insgesamt in keinem guten Zustand gewesen, allerdings seien im Stall zumindest Wasser und Futter vorhanden gewesen. Eine unmittelbare Lebensgefahr habe nicht bestanden, die Tiere sollten am heutigen Mittwoch nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden. Genau dies hätte aber doch Lebensgefahr bedeutet, denn in Mecklenburg-Vorpommern wartete eben der Schlachter auf die Tiere, wie Nicole Kegeler wusste. Sie redete mit dem Besitzer der Pferde, der zugab, dass er völlig überfordert sei und die Pferde deswegen vom Schlachter abholen lassen wollte. "Er hat dann aber dort angerufen und ihm abgesagt", so Kegeler. So holte sie die Pferde quasi in letzter Minute mit einigen Freunden zusammen ab und brachte sie auf den Reiterhof.