von Stephan Bischoff am Dienstag, 07.05.2024 um 10:13

News Ticker vom FN-Verbandsrat in Dresden

Wir berichten aktuell und live vom FN Verbandsrat aus Dresden / © Bischoff

- Am abschließenden zweiten Tag der FN-Tagung im Dresdener Hilton Hotel, startete das Programm mit einer kurzfristig angesetzten sogenannten Informationsveranstaltung zur aktuell öffentlich diskutierten Finanzsituation der FN. Allerdings darf der Titel Informationsveranstaltung nicht zu wörtlich verstanden werden, denn die Informationsveranstaltung war nur den stimmberechtigten Delegierten zugänglich. Gäste und akkreditierte Pressevertreter mussten leider vor verschlossenen Türen bleiben. Der Informationsbedarf hinter den verschlossenen Türen war augenscheinlich groß. Der ursprünglich von 8.00 bis 9.00 Uhr angesetzte Zeitrahmen wurde dann doch mit über einer Stunde bis nach 10.00 Uhr überschritten. Teilnehmer ließen durchblicken, dass eine Intention auch darin bestanden haben dürfte, die Delegierten im Vorfeld des direkt im Anschluss tagenden Verbandsrates „einzunorden“. Beim Verbandsrat sollen die aktuellen Wirtschaftszahlen von den Stimmberechtigten gewissermaßen legitimiert werden. Auch die Entlastung des Präsidiums soll dort nach dem Wunsch der Veranstaltungsregie erfolgen. Es dürfte also spannend bleiben…

Der FN Verbandsrat tagt in Dresden / © Bischoff

- 11.02 Uhr: Nach den allgemeinen Formalia zum Start des Verbandsrates, der Ehrung der Verstorbenen und einem Grußwort von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, startet FN-Präsident Hans-Joachim Erbel mit seinem Bericht. Dabei kündigt er zunächst einmal an, dass der Bericht von Sönke Lauterbach hier im Verbandsrat nicht mehr vorgetragen werde, alles sei bereits am frühen Morgen – hinter verschlossenen Türen – gesagt. Für den Sport insgesamt, besonders für den Spitzensport zeichnet Erbel ein durchaus positives Zukunftsbild, besondere Bedrohungen für den Reitsport sieht er beim Thema Social License. 

- 11.21: Dr. Klaus Miesner gibt als anschließend Vortragender einen Bericht für den Geschäftsbereich Zucht. Er kann die positive Einschätzung für die Entwicklung des Bereichs Zucht nicht ganz bestätigen. Aktuell gab es rückläufige Zahlen zu vermelden. International werde derzeit vor allem auch auf Anregung der Skandinavischen Verbände das Thema der Jungpferdechampionate unter dem Gesichtspunkt Pferdewohl diskutiert. Die FN habe vor allem den Standpunkt vertreten, es handele sich etwa bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde keineswegs um reine Verkaufsplattformen. Weitere Tierschutzfragestellungen würden ebenfalls Herausforderungen für die Pferdezucht stellen, wie beispielsweise die Weiterentwicklung des Tierschutzgesetzgebung etwa hinsichtlich des Themenkomplexes Qualzucht. Auch eine weiter voranschreitende Entwicklung neuer Tierzuchttechniken, ICSI, OPU oder auch direkte Einflussnahmen auf das Genom, werde die deutsche Pferdezucht vor weitere Herausforderungen stellen.  Dr. Miesner beschließt seinen Vortrag mit einer persönlichen Entschuldigung für das Zustandekommen der aktuellen Situation.

- 11.50 Uhr: Dr. Dennis Peiler schließt den Bericht als Geschäftsführer Sport an. Der Reitsport verzeichnet als Verband innerhalb des DOSB kein Wachstum. Dies läge vor allem an der problematischen Entwicklung im Jugend-Nachwuchsbereich. Als Ursache wurden unter anderem die Nachwirkungen der Corona-Pandemie identifiziert, die den Reitsport nachhaltiger betroffen habe, als andere Sportarten. Um gegenzusteuern hob Dr. Peiler besonders den Wert von Schulpferden für den Einsteigerbereich hervor. Auch die Weiterentwicklung der WBO würde der Heranführung des reiterlichen Nachwuchses an den Sport dienen. Großes Sorgenkind sei der Bereich der Abzeichen für Reiten/Fahren/Voltigieren. Im Bereich Turniersport seien die relevanten Zahlen immer noch rückläufig, auch dies zeige, man habe sich von der Corona-Pandemie noch nicht erholt. Die neue LPO sei ein Instrument diesen Entwicklungen zu begegnen. Auffällig sei, dass bei gleichzeitigen Rückgängen des ländlichen Turniersports, der FEI-Sport weiterwachse. „Es wird auf die internationalen Turniere gefahren – Egal was es kostet!“ so Dr. Peiler. Für den Bereich Spitzensport im Rahmen des DOKR zeichnete Dr. Peiler ein positives Bild, auch im Hinblick auf zukünftige finanzielle Förderung vom Bund, die bei knapper werdenden Mitteln noch stärker an Erfolgen ausgerichtet werde.

- 12.14: Finanzkurator Gerhard Ziegler stellte den Geschäftsbericht 2023 vor. Auffällig das auf der Ertragsseite gar ein Plus von einer Million Euro zu verzeichnen war im Vergleich zum Vorjahr. Auf der Seite der Ausgaben hingegen lässt sich eine deutliche Abweichung vom Plan feststellen. Insgesamt führte das zu einem Ergebnis von annähernd 978000 Euro im Minus, das auch nach Auflösung von Rücklagewerten noch bei über 920000 Euro im Minus steht. Die Höhe der verbliebenen Rücklagen insgesamt läge damit bei um die drei Millionen Euro, so das sichtbar werde, eine Situation wie aktuell könne man sich maximal noch drei Jahre leisten, dann wären die Rücklagen restlos aufgebraucht. (Die vergangenen Jahre waren jeweils durch ein negatives Ergebnis gekennzeichnet). In der anschließenden Diskussion wurde thematisiert, das nach Ansicht einiger Anwesenden, die FN durchaus zumindest Gefahr läuft in ein Liquiditätsproblem hinein zu geraten. Finanzkurator Gerhard Ziegler betont alle seien jetzt gefordert Einsparmöglichkeiten zu identifizieren. Der sensible Bereich der FN-Finanzplanung sei vor allem die Zukunft.

- 12.57 Uhr: Der Landesverband Schleswig-Holstein stellt den Antrag die Entscheidung über die Feststellung des Jahresabschlusses 2023 auf eine im Nachgang einzuberufende, außerordentliche Sitzung des Verbandsrates zu vertagen. Eine vom Landesverband Hannover gewünschte Verschärfung, die den Zeitpunkt dieser außerordentlichen Sitzung an ein zuvor einzuholendes Gutachten knüpfen wollte, ging im weiteren Verlauf der Diskussion zunächst verloren. Im Gegenzug forderte ein weiterer Antrag diese Abstimmung nicht zu verschieben, sondern heute abzustimmen. In der ausgesprochen unübersichtlich ablaufenden Abstimmung mittels aufgezeigter Stimmkarten und Mitteilung der jeweiligen Stimmenanteile auf Zuruf, konnte sich der Vorschlag einer Vertagung deutlich nicht durchsetzen. Nachdem dann deutlich wurde, dass der Landesverband Hannover deshalb nicht zugestimmt habe, da die gewünschte Verschärfung nicht in den Vorschlag auf Vertagung aufgenommen wurde, sollte noch einmal neu abgestimmt werden. Auf Vorschlag von Geschäftsführer Soenke Lauterbach wurde dann auf diese weitere Abstimmung verzichtet, da sich auf Nachfrage an das Plenum kein weiterer Landesverband fand, der sich bei einer Neuabstimmung umentscheiden wollte und sich an den Mehrheitsverhältnissen allein durch die Stimmen aus Hannover nichts ändern würde. Die daraus folgende Abstimmung über die Feststellung des Jahresabschlusses 2023 ergab, das mit großer Mehrheit der Jahresabschluss 2023 festgestellt wurde.   

- 13.10 Uhr: Im Anschluss stand die Frage der Entlastung des Präsidiums und des geschäftsführenden Vorstandes an. Hier folgte ein Antrag aus dem Landesverband Baden-Württemberg, der die Verschiebung einer Entscheidung über die Entlastung auf einer im Nachgang satzungsmäßig einzuberufende, außerordentliche Sitzung des Verbandsrates forderte. Dieser Antrag erhielt eine Mehrheit von 124 Stimmen. Lediglich 46 Nein-Stimmen spiegelten den Wunsch wider, eine Entscheidung über eine Entlastung am heutigen Tage herbei zu führen. Über die Entlastung wurde also gar nicht abgestimmt. Damit blieb Präsidium und Geschäftsführung am heutigen Tag die Situation eines eventuell negativen Votums erspart. Entlastet sind sie damit, im fünften Monat des Jahres, jedoch ebenfalls nicht. 

- 13.36 Uhr: Trotz des vorangegangenen Verlaufs des Verbandsrats sollte im Anschluss die Jahresvorausplanung 2024 am heutigen Tage auf Wunsch des Präsidiums zur Verabschiedung gestellt werden. Hiergegen regte sich aus dem Plenum Widerspruch, auch da die Planung als wenig konservativ eingeschätzt wurde. So könnte nach Einschätzungen eine eventuelle Abweichung von den Planungen um 1% die Gefahr beispielsweise eine akute Solvenz Problematik auslösen. Der Landesverband Schleswig-Holstein stellte dann den Antrag auch die Entscheidung über die Jahresplanung 2024 auf eine im Nachgang des heutigen Tages satzungsgemäß einzuberufende, außerordentliche Sitzung des Verbandsrates zu vertagen. Die Abstimmung erbrachte ein deutliches Votum für eine Vertagung der Verabschiedung.

- Auch die Entscheidung über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge wurde auf Antrag von Präsidiumsmitglied Anett Schellenberger auf die außerordentliche Verbandsratstsitzung vertagt. Unter TOP Verschiedenes äußerte FN-Präsident Hans-Joachim Erbel die Sorge, dass das Essen noch nicht kalt geworden sei… Beschlossen wurde der Verbandsrat mit der Einladung zur nächsten Verbandstagung im Rheinland.

Stephan Bischoff (Redaktionsleitung)

Redaktion Züchterforum, Pferdefotograf und Journalist, der sich auch vor unangenehmen Themen nicht scheut. Stets mit einem offenen Ohr für Züchter, Leser und Pferdefreunde.

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