Verständnis für Stopp: „Wird wirksam sein“


Kreis Gütersloh (th) - Noch schwerer als die meisten anderen Sportarten hat es zurzeit der Pferdesport. Sah es bis vor kurzem so aus, dass der Turniersport auch für Amateure wieder in Gang kommen könnte, so machte in der vergangenen Woche eine andere Seuche den Pferdefreunden einen Strich durch die Rechnung.

Hans-Ullrich Hollmann-Raabe ist zuversichtlich, dass die Herpes-Seuche sein Dressurturnier im Mai aufgrund des  aktuellen Veranstaltungsstopps  nicht gefährden wird.

Bei einer internationalen Springturnierserie im spanischen Valencia war eine für Pferde sehr gefährliche Herpes-Infektion ausgebrochen und hatte zum Tod mehrerer auch deutscher Pferde geführt. Bei Bekanntwerden der Seuche hatten zahlreiche Reiter aus Europa mit rund 300 Pferden fluchtartig die Anlage verlassen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mit Sitz in Warendorf hatte daraufhin als Vorsichtsmaßnahme zunächst bis zum 28. März sämtliche Turniere und Pferdezuchtveranstaltungen in Deutschland abgesagt. Für die Pferdebesitzer im Kreis Gütersloh hat Dr. Patrick Steinig eine beruhigende Auskunft. Der 35-jährige Tierarzt ist seit dem vergangenen Jahr Leiter des Amtes für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung im Kreis Gütersloh und kennt das Thema recht gut, da er selbst auch Pferdebesitzer ist: „Herpes ist eine Infektionskrankheit bei Pferden, die gerade zu dieser Jahreszeit in den vergangenen Jahren immer mal wieder vereinzelt aufgetaucht ist. Im Kreis Gütersloh liegen uns aber zurzeit keine Informationen über aktuelle Fälle vor.“

 Auch Marion Rippert, Geschäftsführerin des Kreisreiterverbandes Gütersloh zeigt für die Entscheidung Verständnis: „Die Maßnahme der FN war absolut richtig, auch wenn der Turniersport nach Corona damit erneut ausgebremst wird. Als Konsequenz aus der Corona- und der aktuellen Herpes-Situation haben wir im Kreisreiterverband beschlossen, dass es in diesem Jahr keine Mannschaftswettbewerbe geben wird. Dazu gehören leider der beliebte Mense-Cup, der Vierkampf-Wettbewerb, der Wettkampf um die Kreisstandarte sowie die Kreismeisterschaften der Vereine. Auch den Ball der Pferdefreunde, der für November geplant war, haben wir abgesagt, da diese Veranstaltung eine lange Vorbereitungszeit benötigt.“ 

Hans-Ullrich Hollmann-Raabe, der genau auf der Grenze zwischen dem Kreis Gütersloh und Bielefeld-Holtkamp einen großen Pensionsstall mit 100 Pferden betreibt, zeigt sich problembewusst, aber optimistisch: „Bis auf einige ältere Pferde oder solche, die auf die Impfung empfindlich reagieren, sind in unserem Stall rund 70 bis 75 Prozent der Pferde gegen Herpes geimpft. Dennoch lassen wir zurzeit kein fremdes Pferd auf die Anlage und Pferde, die unseren Betrieb verlassen, lassen wir auch nicht mehr rein. Wir werden die Herpes-Impfung zukünftig zur Pflichtimpfung für unsere Einstaller machen.“ 

Hinsichtlich der weiteren Entwicklung zeigt sich Hollmann-Raabe zuversichtlich: „Wir planen für unser großes Dressurturnier Anfang Mai weiter. Ich denke, dass sich die Situation in einigen Wochen deutlich entspannen wird, da der Veranstaltungsstopp sehr wirksam sein wird.“

. Erfahrungen zum Thema hat auch Friedrich „Fritz“ Johannsmann. Der Chef der internationalen Pferdespedition Johannsmann mit Sitz in Steinhagen transportiert seit rund 45 Jahren Pferde rund um den Globus.

Für Johannsmann und seine Firma stellt der Stopp von Turnieren und Zuchtveranstaltungen durch den Herpes-Ausbruch neben den Corona-Auswirkungen ein weiteres Problem dar. „Wir hatten in den letzten Monaten einen starken Rückgang bei den Aufträgen. Transporte zu Veranstaltungen waren zwischen 40 und 50 Prozent rückläufig, weshalb ich zurzeit drei LKW abgemeldet habe. Bedingt durch die zahlreichen Online-Pferdeauktionen, die zurzeit ohne Publikum durchgeführt werden, haben wir aber mehr Aufträge zu verzeichnen. Gerade aus Westfalen als Hochburg der Zucht werden viele Pferde per Auktion in die ganze Welt verkauft.“ 

Auch wenn sich der von der FN bis Ende März verhängte Veranstaltungsstopp nachteilig auf sein Geschäft auswirkt, hat Johannsmann volles Verständnis für die Maßnahme: „Bei Turnieren kommen viele hundert Pferde aus unterschiedlichsten Beständen zusammen, weshalb gerade dort die Gefahr groß ist, dass sich Pferde infizieren können. Insgesamt bin ich aber positiv gestimmt, dass das Problem in einigen Wochen im Griff ist.“

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